Berlin. Gerade an Weihnachten und zwischen den Jahren sehnen wir uns nach Heimat und Familie. Das schlägt sich auch bei Dating-Apps nieder.

Für viele Menschen beginnt das Fest mit einem Satz bunter Bettwäsche, mit dem sie eine Decke und ein Kissen beziehen, oft in ihrem alten Kinderzimmer, in dem an der Wand noch das Michael-Jackson-Poster hängt. Bis zur Bescherung sind es dann etwa noch vier Stunden. Man plaudert mit den Verwandten, trinkt schon mal ein Glas Wein, tut so, als wenn man in der Küche mithilft, nascht aber eigentlich nur vom Schneidebrett.

Spätestens nach 48 Stunden hören die meisten auf mit höflichen Floskeln und fangen an, in ihre alten Rollen zurückzufallen. Das hat eine Studie der George Washington University School of Medicine bestätigt. „Dieses Verhalten dient dazu, das Familiensystem aufrechtzuhalten“, erklärt die Wissenschaftlerin Pooja Lakshmin.

Der Bruder holt wieder gemäßigt peinliche Geschichten von früher hervor, die Mutter ist wieder überbesorgt, der Vater versucht, alle bei Laune zu halten. Denn Menschen neigen an kalten Tagen in warmen Räumen grundsätzlich zu Nostalgie, hat eine internationale Forschergruppe um die Chinesin Xinyue Zhou und den Niederländer Ad Vinger­hoets herausgefunden. Und plötzlich ist es wieder da, bestenfalls: das Gefühl, zu Hause zu sein.

„Heimat ist ein Anker, gerade in Zeiten ständiger Beschleunigung“