Köln. 2016 verabschiedete sich Late-Night-Talker Domian aus dem Fernsehen. Er ist zurück – mit Gesprächen über Sex, Krankheit und Glauben.

Eigentlich ist alles wie immer. Jürgen Domian sieht aus wie immer, die Stimme klingt so sanft wie immer, und die Gesprächsthemen sind so intim wie immer. Wer am Freitagabend „Domian live“ einschaltete, die neue Talkshow im WDR Fernsehen, hätte fast meinen können, der markante Moderator habe seine Talkshow nie beendet. Wenn es nicht zwei Veränderungen gäbe.

Domians Publikum sitzt beim neuen Talk des 61-Jährigen nicht nur vor den Bildschirmen, sondern auch im Studio. Und, viel wichtiger: Für die Talk-Gäste gilt das gleiche. In einigen Fällen ist das interessant – in anderen grenzt es an unangenehm.

Talkgast erzählt Domian von Vergewaltigung in der Ehe

Die 49-jährige Francis etwa erzählt davon, wie sie aus der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas ausstieg. Mit Bilder vom Paradies hatten Missionare Francis als 19-Jährige überzeugt, sich ihnen anzuschließen.

Nicht nur gedanklich, sondern auch körperlich zugewandt fragte Domian nach und erfuhr, dass Francis als junge Frau nach einer Kindheit im Heim ein Zuhause gesucht hatte. Sie fand einen Ehemann, ebenfalls Zeuge Jehovas, der sie misshandelte – psychisch, physisch und sexuell. Wie oft sie von ihrem Mann vergewaltigt worden sein, will Domian wissen; darüber will Francis offenbar nicht reden – verständlich.

Domian fragt Gast mit Erbkrankheit nach Gedanken über Sterbehilfe

Der 36-jährige Christian erzählte von seiner Erbkrankheit Neurofibromatose, wie sie ihn körperlich beeinträchtigt, dass sie ihn den Job gekostet hat. Domian fragt nach, ein bisschen hölzern wirkt das doch manchmal, und auch etwas heftig.

Dann nämlich,, wenn Christian einerseits davon erzählt, dass er er von einer Reise nach Ägypten und einem neuen Job träumt, und Domian ihn dann fragt, ob er auch schon über „das Äußerste“ nachgedacht habe, Sterbehilfe.

Marikka erzählt Domian „wunderschönem“ Peitschen-Sex

Und dann kommt Marikka. 66, früher mal Straßenbahnfahrerin in Köln, die sich nach der Schicht immer auf Domians Talkshow freute. Sie erzählt, wie sich „schockverliebte“ in einen zwölf Jahre jüngeren Mann, der sie auspeitschte – „das war wunderschön“.

Domian wollte schon schockiert sein, aber es geht ja nur um sadomasochistischen Sex, nicht um Misshandlung! Und auch, wenn Marikka eine lockere Gesprächspartnerin ist, die so gern mal Domian treffen wollte und deshalb ihre Affären-Geschichte im Detail auspackt – so genau möchte man das alles eigentlich gar nicht wissen.

Vor allem dann nicht, wenn man Marikka sieht. Und erfährt, dass sie eine Tochter hat und sich fragen muss, wie die das findet, was ihre Mutter da im Fernsehen erzählt. Und eben durch die Anwesenheit klar ist, dass es für die 66-Jährige keine Anonymität mehr gibt. Die Beichtsituation passte schon besser zu einem Talk, bei dem die Gäste wirklich unerkannt bleiben konnten.

Domian talkte 21 Jahre nächtlich im WDR

Wie die 21 Jahre, in denen Domian seinen Kult-Talk moderierte. Tausende hatten dem inzwischen 61-Jährigen ihr Herz ausgeschüttet, bis der Journalist im Dezember 2016 aufhörte (das passierte in der letzten Sendung des alten Domian-Talks). Im Interview erzählte der Moderator, warum er seine Show beendete.

Von „Domian live“ sind vorerst nur noch drei weitere Folgen geplant – freitags um 23.30 Uhr.

Hier gibt es die erste Sendung von „Domian live“ in der WDR-Mediathek.

(moi)