Berlin. In seinem neuen Buch blickt Peter Sattmann auf sein Schauspielerleben zurück – ein Gespräch über Mario Adorf und Abenteuer im Alter.

Seit mehr als 40 Jahren ist Peter Sattmann aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken. In seinem neuen Buch „Mein Leben ist kein Drehbuch: Zeitpfeiler“ lässt er diese Zeit Revue passieren. Im Interview spricht der 71-Jährige über sein neues Werk, seine Anfänge als Schauspieler und seine Fans.

In Ihrem neuen Buch schildern Sie unter anderem den Beginn Ihrer Schauspielkarriere. Dabei fällt auf, dass Sie von Anfang an Glück hatten, mit großen Namen arbeiten zu dürfen. War Ihnen klar, dass das etwas Besonderes war?

Peter Sattmann: Ich habe es von Anfang an als Glück empfunden, dass mein erstes Engagement am Deutschen Theater Göttingen war. Gerade auch, weil ich vor meiner Ausbildung zum Schauspieler ja von einigen Schulen Absagen bekommen hatte.

Und was haben Ihre Eltern dazu gesagt?

Meine Eltern waren darüber wirklich glücklich und stolz, was mich heute noch freut. Aber meine Eltern haben mir auch immer vertraut und an mein Talent geglaubt. Meine Mutter war schon überzeugt, dass ich Schauspieler werde, als ich noch ein Kind war. Sie selber hat als junge Frau mit ihrem Vater auch schon Laientheater gespielt. Und mein Urgroßvater mütterlicherseits war Direktor eines kleinen Wanderzirkus. Das Künstlerische liegt bei mir in den Genen.

Sie haben mit vielen Stars zusammengearbeitet. Haben Sie sich von denen viel abgeschaut?

Ich habe sogar sehr viel von meinen Kollegen gelernt. Das meiste von älteren Kollegen. Darum bin ich denen auch heute noch dankbar. Gleich bei meiner ersten kleinen Filmrolle, wo ich einen kleinen Gangster gespielt habe, hat mir René Deltgen viel beigebracht.

Gab es einen Schauspieler, der Ihnen besonders viel Eindruck gemacht hat?

In den 70er-Jahren habe ich mal mit Mario Adorf gedreht, da war ich im siebten Himmel und dachte, ich doofer Sattmann darf hier mit Mario Adorf spielen. (lacht) Wir waren vom ersten Tag an befreundet. Er hatte einen tollen, alten Jaguar, silberfarben mit roten Ledersitzen und Mahagoni-Täfelung. Der Guide Michelin lag griffbereit im Auto, so sind wir jeden Abend in ein anderes Lokal gefahren, um wunderbar zu essen. Mario war damals in seinen 40ern und die Frauen liefen ihm in Scharen hinterher. Aber ich habe auch Helmut Griem kennengelernt, der mir zwei Nächte von Romy Schneider erzählt hat. Ich selber habe Romy Schneider nie persönlich kennengelernt. Dafür habe ich mit Maria Schell die Serie „Die glückliche Familie“ zusammen gedreht.

Hätten Sie auch gerne international Karriere gemacht?

Als ich mit der Schauspielerei anfing, habe ich nie an Karriere gedacht. Nichtsdestotrotz habe ich natürlich als junger Mensch gehofft, dass mein Name irgendwann mal in der Zeitung stünde. Das erste Mal stand ich dann mit 11 oder 12 in einer schwäbischen Zeitung, weil ich beim Fußball ein Eigentor geschossen hatte. Das war weiß Gott nicht cool, sondern allerhöchstens peinlich. Ich wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Erst später, als eine seitenlange Kolumne über meine Einführung als Schauspieler am Göttinger Theater in der Zeitung stand, war mein Wunsch nach Öffentlichkeit befriedigt. Und seitdem giere ich nicht mehr danach, unbedingt in der Zeitung zu stehen. Meiner Eitelkeit reicht es absolut, wenn ich mich abends in der Glotze sehe. (lacht)

Sie sind nicht nur einer der beliebtesten Schauspieler des Landes, sondern auch immer noch ein absoluter Frauentyp. Schmeichelt Ihnen das ein bisschen, auch mit 71 Jahren?

Ich müsste lügen, wenn es anders wäre. Im Internet gibt es sogar eine Seite, wo man googeln kann, wann sein Lieblingsschauspieler wieder im Fernsehen ist. Und wenn Sie da drauf gehen, sehen Sie, dass ich tatsächlich noch sehr oft im Fernsehen bin. Meistens sind es zwar nur Wiederholungen, aber für die Leute bin ich immer noch so präsent wie vor 20 Jahren. Meine Fans sind eben auch mit mir älter geworden, das tröstet. (lacht)

Wie machen Sie sich heute das Leben schön?

Ich koche mir etwas Gutes, ich sitze viel am Computer, ich spiele, und ich bin wahnsinnig gerne auf Youtube.

Haben Sie immer noch Spaß an neuen Dingen? Sind Sie ein heimlicher Abenteurer?

Aus Abenteuerlust bin ich sogar Schauspieler geworden. Aber mit zunehmendem Alter finden die Abenteuer immer häufiger im Kopf statt.