Hanoi/Grays. Im Fall des 39-fachen Leichenfunds in einem Lkw bei London wurden weitere Verdächtige verhaftet. Die Ermittlungen führen nach Vietnam.

Vor knapp zwei Wochen wurden in der Nähe der englischen Hauptstadt London die Leichen von 31 Männern und 8 Frauen in einem Kühllaster entdeckt. Im Rahmen der Mordermittlungen wurden bereits vier Personen in Großbritannien verhaftet. Darunter der Fahrer des LKWs. Jetzt wurden weitere Verdächtige festgenommen – in der vietnamesischen Provinz Nghe An.

Die festgenommenen Personen sollen nach Ansicht der Behörden Teil eines Schleuserrings sein, der Vietnamesen illegal nach Großbritannien bringt, wie staatliche Medien am Montag berichteten. Bereits in der vergangenen Woche seien zwei Menschen in Verbindung mit dem Fall in der Provinz Ha Tinh festgenommen worden.

39 Leichen in LKW nahe London stammen wohl aus Vietnam

In den beiden Provinzen haben Medienberichten zufolge 28 Familien Angehörige als vermisst gemeldet. Die Behörden in Vietnam haben Blutproben von Familienangehörigen einiger Vermisster entnommen, um deren DNA mit der der Toten abzugleichen.

Auf Veranlassung des vietnamesischen Premierministers Nguyen Xuan Phuc reiste ein Vize-Außenminister mit einer Delegation am Sonntag nach Großbritannien. Dort soll der ungenannte Regierungsvertreter die Untersuchungen zu dem Vorfall unterstützen und bei der Identifizierung der Leichen helfen.

Das vietnamesische Außenministerium hatte den Vorfall am Samstag als „ernste menschliche Tragödie“ bezeichnet, nachdem die britische Polizei bekanntgegeben hatte, dass alle Opfer vermutlich Vietnamesen sind.

Tragische Fälle von Menschenschmuggel

Die britische Polizei ermittelt wegen Totschlags in 39 Fällen und Menschenhandels und hatte zuvor bereits den Fahrer des LKWs verhaftet und anschließend drei weitere Personen festgenommen.

Zahlreiche Flüchtlinge versuchen seit Jahren, heimlich nach Großbritannien zu kommen. Oft verstecken sie sich dabei in Lkw. Sprunghaft gestiegen ist die Zahl der Migranten, die versuchen, in Schiffen oder kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen.

Immer wieder gibt es tragische Fälle von Menschenschmuggel mit dem Ziel Europa. Für internationales Aufsehen sorgte eine Entdeckung im August 2015 in Österreich. 71 tote Flüchtlinge, darunter vier Kinder, wurden in einem Kühllaster aus Ungarn 50 Kilometer südlich von Wien gefunden. (dpa/gem)