Essen. Henning Baum wird als Mick Brisgau wieder „Der letzte Bulle“ – diesmal allerdings im Kino. Was ihn mit seinem Alter Ego verbindet.

Henning Baum ist wieder da und mit ihm sein Alter Ego Mick Brisgau. Fünf Jahre nach Ende der erfolgreichen TV-Serie schlüpft der 47-Jährige nun wieder in seine Paraderolle und wird „Der letzte Bulle“. Dieses Mal allerdings im Kino.

„Die Idee dazu“, sagt Baum, „gab es schon lange.“ Nur wusste er nicht, wie er sie umsetzen sollte. Klar war nur, dass der Brisgau weiter im Ruhrgebiet spielen sollte. Nicht nur, weil das für Baum „immer noch meine Heimat ist“, sondern auch, „weil die Geschichte hier besser funktioniert als sonst irgendwo“. Aber sonst? Einfach weiter erzählen oder eine ganz neue Story erfinden?

Baum weiß es nicht, spricht mit Peter Thorwarth (Bang Boom Bang), den er seit über 20 Jahren kennt. Doch der will weder das eine noch das andere. Er will die Ursprungsidee – angeschossener Polizist wacht nach Jahrzehnten aus dem Koma in einer völlig veränderten Welt wieder auf – beibehalten.

„Der letzte Bulle“: Mit alten Figuren in ein neues Universum

Aber: Thorwarth will sie mit vielen der alten Figuren und ihren Darstellern quasi in ein Paralleluniversum verlagern, will sie so ähnlich aber gleichzeitig völlig neu erzählen. „Ich fand die Idee gut“, sagt Baum dann auch. Thorwarth hat die Geschichte der Serie komprimiert, „hat möglichst viel Stress in knapp zwei Stunden gepackt“, wie Baum es nennt. Mit hohem Tempo, viel Action und Mick Brisgau als Dreh- und Angelpunkt. Keine Witzfigur, aber witzig.

25 Jahre hat er im Koma gelegen, nun muss er sich erst einmal zurechtfinden in einer Welt, in der die Telefone mobil sind und Internet und DNA-Analysen alltäglich. Aber auch die Kollegen müssen sich erst einmal an den Mann aus der Vergangenheit gewöhnen.

Brisgau hasst Bürokratie, Rauchverbote ignoriert er und die dunkelhäutige Leiterin der Mordkommission (Florence Kasumba) begrüßt er mit dem Satz „Da hat die Polizei Essen aber ganz schön aufgerüstet.“ Und den Kaffee, den man ihm daraufhin anbietet, der soll „natürlich schwarz“ sein.

Die Menschen im Revier wollen ihn auch gar nicht anders haben

Baum ist nicht dumm, natürlich weiß er, dass der Humor seiner Figur nicht überall ankommt. Zumal die Welt schon wieder eine andere ist, als 2010, dem Jahr, als Mick Brisgau erstmals im TV ermittelte. „Es hat sich unglaublich viel verändert in dieser Zeit.“ Brisgau aber ist der Alte geblieben. Und die Menschen im Revier, glaubt Baum, wollen ihn auch gar nicht anders haben. „Sie wissen, wie er was meint, und kommen gut klar mit seiner Art.“

Er selbst tut das auch. „Der Typ liegt mir”, hat Baum schon zu Zeiten der Serie gemerkt, stellt aber klar: „Ich bin nicht Brisgau. Am Ende bleibt es natürlich eine Rolle.“ Allerdings steckt in beiden ganz viel Ruhrgebiet. Bodenständig sind sie, haben den Schalk im Nacken, das Herz auf der Zunge und reden Tacheles. Deshalb legt sich Brisgau im Film auch mit jedem an. Man dürfe sich nicht alles gefallen lassen, sagt er. Das kann Baum gut nachvollziehen.

„Ich mag es einfach nicht, wenn Menschen andere Menschen herabsetzen.“ Dabei sei es ihm völlig egal, woher jemand komme. Türkei, Syrien, Libanon, Schweden, Holland oder Deutschland – spielt alles keine Rolle, findet Baum. „Arschloch oder kein Arschloch, das ist die entscheidende Frage. Aber das war hier in der Gegend doch immer schon so.“

Mick Brisgau: eine unverhoffte Traumrolle

Ab dem 7. November ist „Der letzte Bulle“ bundesweit in den Kinos zu sehen, bereits an diesem Mittwoch feiert er seine – längst ausverkaufte – Premiere in Essen und Bochum. Geht es nach Baum, muss das nicht die letzte sein. Er habe keine Traumrolle, hat er früher in Interviews gesagt. Aber Mick Brisgau scheint eine geworden zu sein. Auch weil sie ihn schon so lange begleitet.

Nach und nach, erklärt Baum, habe er diese Figur geformt und sei „immer noch reich an Ideen“ für seinen Macho-Kommissar mit Herz. „Ich hoffe“, sagt er deshalb, „dass mich dieser Typ noch lange begleiten wird.“