Stendal. In Chats hat sich ein Pfarrer als seine Ex ausgegeben und nach Männern für Sex gesucht. Er täuschte vor, sie wolle vergewaltigt werden.

Ein Pfarrer soll seine Ex-Geliebte im Internet für gewalttätigen Sex angeboten haben – ohne des Wissen der jungen Frau. Am vierten Verhandlungstag wurde der 60-Jährige vom Landgericht Stendal wegen des Vorwurfs der „sexuellen Nötigung“ zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, wie der MDR berichtet. Dem Gericht zufolge, habe der Pfarrer zur Vergewaltigung aufgerufen.

Bereits im Herbst 2016 soll sich der protestantische Pfarrer aus Salzwedel im Internet auf Dating-Portalen unter Pseudonymen wie „Blonder Hase“ oder „Hot Stern“ als seine ehemalige Geliebte ausgegeben haben, wie verschiedene Zeitungen über den Fall berichten.

Bei der Frau handelt es sich um die Tochter eines Kollegen, wie aus der Gerichtsverhandlung hervorgeht. Der Pfarrer hatte bereits erstmals im Kindesalter Kontakt zu ihr. Damals konfirmierte er das Mädchen. Jahre später, die Frau ist in den Zwanzigern, kamen sie wieder in Kontakt und begannen eine Affäre. Doch die junge Frau beendete die Liaison letztendlich.

Verschmähte Liebe als Auslöser für die Tat?

Laut der Staatsanwaltschaft habe der Angeklagte „aus Verärgerung“ über das Ende der Beziehung dann im Namen der Frau „auf einer Online-Dating-Plattform ein Fake-Profil“ eingerichtet. Den Interessenten habe er vorgetäuscht, die Frau „wolle vergewaltigt werden“.

In den Chats fand er zwei Männer, die für „Sex ohne Tabus“ bereit waren, wie die „Bild“ berichtet. Anschließend gab er sowohl die Adresse der Frau sowie zahlreiche detaillierte Informationen an die Männer weiter, wie sie sich Zugang zur Wohnung verschaffen können.

Beide Männer tauchten an der Wohnung der Frau auf, einer wurde sogar handgreiflich. Doch der andere wurde misstrauisch und ließ sich von der Frau überzeugen, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. So kamen die Beamten letztendlich dem Pfarrer auf die Spur.

Pfarrer ist verheirateter Familienvater

Während der Gerichtsverhandlung beteuerte der verheiratete Familienvater, dessen Familie nach eigenen Angaben auch nach der Tat noch zu ihm steht, dass er sich entschuldigen wolle. Wie er auf Nachfrage des Richters sagte, habe er „die Mails nicht aus Rache oder aggressiven Gefühlen heraus geschrieben“. Er habe ihr nie wehtun wollen, wie volksstimme.de berichtet. Eine direkte Entschuldigung sprach er gegenüber seiner Ex-Geliebten, die im Prozess als Nebenklägerin auftritt, aber während der ersten drei Verhandlungstage nicht aus. (jei)