Berlin. Diane Kruger, in Deutschland geborener Hollywood-Star, ist „Die Agentin“. Im Gespräch erklärt sie, warum Privates privat bleiben soll.

Sie ist ein deutscher Superstar in Hollywood, wird aber in Deutschland kaum so wahrgenommen. Dabei hat Diane Kruger mit den größten Schauspielern und Regisseuren gedreht.

Nächste Woche startet „Die Agentin“ im Kino. Die 43-jährige Diane Kruger spricht im Interview über ihre Rolle der israelischen Geheimdienstagentin Rachel und ihr Leben.

Frau Kruger, wären Sie eine gute Agentin?

Diane Kruger: Ich habe zumindest gelernt, was eine gute Agentin ausmacht: Intelligenz und starker Willen. Mein Problem wäre, dass ich nicht über Jahre hinweg eine Rolle spielen könnte, ohne gleichzeitig ein Ziel aus den Augen zu verlieren.

Wäre denn der Beruf etwas für Sie?

Kruger: Obwohl ich im Ausland lebe, identifiziere mich schon sehr stark als Deutsche. Aber ich würde nicht für Deutschland in den Iran gehen oder für den Geheimdienst arbeiten. Ich bewundere, dass es andere Menschen machen.

Wie hat Israel auf Sie gewirkt?

Kruger: Ich bin vorher nie in Tel Aviv gewesen und hatte mir die Stadt anders vorgestellt. Die Häuser sind schon sehr alt und überall hängen die Kabel so heraus. Außerdem explodieren in nur 50 Kilometern Entfernung ständig Bomben, während in Tel Aviv so ein gewisses Urlaubsgefühl alles beherrscht. Jerusalem ist wieder ganz anders. Ich muss sagen, die Zeit dort hat mir wirklich den Horizont erweitert.

Wie haben Sie den Konflikt mit den Palästinensern wahrgenommen?

Kruger: Was ich vor meiner Reise dorthin nicht persönlich so wahrgenommen habe, war, dass jüdische Menschen und Israelis sich eigentlich immer verfolgt fühlen. Sie empfinden sich als bedroht, von Feinden umstellt. Das aber bindet sie eng aneinander. Es macht, dass sie alles für ihr Land tun würden. Das hat mir auch Perspektive gegeben für den Film, um die Handlung zu verstehen. Dort zu leben und nicht zum Militär zu gehen, das ist undenkbar.

Was hat sie an der Rolle der Rachel gereizt?

Kruger: Sie ist eine Person, die sich selbst sucht. Ihre Vergangenheit ist unklar und sie spricht so viele Sprachen. Das fand ich interessant. Regisseur Yuval Adler hat auch mehrere noch eingearbeitet, nachdem ich die Rolle übernommen habe, dass Rachel fließend Deutsch und Französisch spricht, zum Beispiel.

Wie kommt es überhaupt, dass sie so viele Sprachen sprechen?

Kruger: Ich habe Latein und Englisch in der Schule gelernt. Latein habe ich gehasst mit einer großen Passion. Aber Englisch habe ich immer geliebt, auch, weil ich Ballett getanzt habe. Meine Ballettlehrerin sprach nur Englisch, und um sie zu verstehen, musste ich gut Englisch sprechen. Französisch habe ich später in Frankreich gelernt, ich schreibe es nicht sehr gut, aber ich spreche wie eine Französin – also zu 90 Prozent.

Wollen Sie das an Ihr Kind weitergeben?

Kruger: Natürlich. Ich rede Deutsch mit ihr.

• Hintergrund: Das Kind ist da – Diane Kruger ist Mutter geworden

Im Film „Die Agentin“ gibt es eine Szene, in der Rachel mit dem Wachmann über Zeit spricht. Was heißt es für Sie: Zeit haben?

Kruger: Vor allem, den Moment zu genießen. Ich habe lange dafür gearbeitet, damit ich jetzt die Reife habe und sagen kann: Ich genieße das jetzt einfach. Früher hab ich immer nur danach geschaut, was mache ich als nächstes, aber das machen wohl alle Menschen. Man sucht eben ständig nach etwas Besserem. Das Gute am Älterwerden ist, dass man sich vielleicht irgendwann okay mit dem fühlt, was man hat.

Würden Sie noch die Helena in „Troja“ spielen?

Kruger: Ich denke, ich bin schon vom Alter her keine Helena mehr, aber ja, mit Sicherheit. Das Drehbuch damals war sehr gut, der Film, der am Ende herauskam, war anders. Und: Ich würde die Helena wohl anders spielen.

Hat die Palme in Cannes viel verändert?

Kruger: Ich bekomme zumindest interessantere Rollen angeboten, ja.

Hat das Muttersein sich auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Kruger: Ich habe das Gefühl, noch viel privater sein zu müssen. Ich bin so lange jetzt schon Schauspielerin, man kennt mich, man weiß so viel von mir. Ich möchte weniger in der Öffentlichkeit erzählen oder offenbaren. Denn: Ich möchte als Schauspielerin glaubhaft bleiben, eben für jene alltäglichen Rollen. Je weniger man von mir weiß, umso mehr glaubt man mir eine Rolle wie zum Beispiel Rachel.

Sind Sie auf Facebook?

Kruger: Nein, schon lange nicht mehr. Aber auf Instagram, und ich passe sehr auf, was ich dort teile. Jetzt als Mutter noch mehr als vorher. Ich glaube, dass ich seit dem Apple- und dem Facebook-Skandal immer wieder einmal denke, dass der „Big Brother“ uns überwacht.

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Wie sind Ihre Erfahrungen auf Instagram?

Kruger: So und so. Aber bei Hasskommentaren habe ich große Freude am Löschen. Und Online-Hetze gibt es bei mir nicht.

Das Ende des Films lässt viele Fragen offen, wird es einen Teil 2 geben?

Kruger: Ich mag Filme, die nicht unbedingt ein Ende haben. Ich finde das besser, als wenn die Regie vorgibt: So und so musst du dich jetzt als Zuschauer fühlen.

Als Agenten-Expertin – sind Sie perfekt für den ersten weiblichen James Bond?

Kruger: Ich bin nicht so der Action-Typ. Aber ich müsste das Drehbuch lesen.