London. Daten der Sonde „Juno“ haben eine neue Theorie zum Jupiter hervorgebracht. Der Gasriese könnte Teil eines Planeten-Crashs gewesen sein.

Messdaten der Raumsonde „Juno“ haben einige Theorien von Astronomen zum Jupiter ins Wanken gebracht. Der Riesenplanet, so die bisher gängige Annahme, hat einen festen Kern aus Gestein und Eis. Nun jedoch zeigen Daten von „Juno“: Der Jupiter-Kern ist eher eine Art Flauschball aus Gestein, Eis und Gas ohne klare Abgrenzung zur Atmosphäre des Gasriesen. Laut Forschern ein möglicher Grund dafür: eine kosmische Katastrophe.

Möglicherweise ist Jupiter in eine Mega-Kollision mit einem anderen Planeten verwickelt gewesen. So legt es die Simulation eines internationalen Forscherteam um Shang-Fei Liu von der Sun-Yat-sen-Universität in Zhuhai (China) nahe. Das Katastrophenszenario wurde nun im britischen Fachblatt „Nature“ vorgestellt.

„Juno“ von der US-Raumfahrtbehörde Nasa umkreist seit Juli 2016 den größten Planeten unseres Sonnensystems. Die Messergebnisse zum Kern des Gasriesen gehören zu den überraschendsten, die die Jupitersonde bislang an die Erde gesendet hat.

Stieß Jupiter frontal mit einem „Planetenembryo“ zusammen?

Ein Wolkenwirbel auf der nördlichen Hemisphäre des Jupiters. Das kolorierte Foto wurde von der Raumsonde Juno in einer Höhe von rund 15.500 Kilometern über den Wolken gemacht. Die Nasa veröffentlichte es im Mai 2018.
Ein Wolkenwirbel auf der nördlichen Hemisphäre des Jupiters. Das kolorierte Foto wurde von der Raumsonde Juno in einer Höhe von rund 15.500 Kilometern über den Wolken gemacht. Die Nasa veröffentlichte es im Mai 2018. © dpa | Jpl Caltech

„Statt klein und kompakt, wie bisher angenommen, ist der Kern von Jupiter verschwommen“, erläutert Ko-Autorin Ravit Helled von der Universität Zürich. „Das bedeutet, dass der Kern wahrscheinlich nicht nur aus Gestein und Eis besteht, sondern auch mit Wasserstoff und Helium vermischt ist, und es einen allmählichen Übergang zwischen Kern und Hülle gibt im Gegensatz zu einer scharfen Grenze.“

Die meisten Astronomen gehen davon aus, dass der Jupiter als fester Gesteins- oder Eisplanet begonnen und seine dichte Atmosphäre nach und nach aus der Urwolke aufgesammelt hat, aus der das gesamte Sonnensystem entstanden ist. Der ursprüngliche Gesteins- oder Eiskern sollte demnach noch erhalten sein. Die „Juno“-Messungen konnten diesen Kern jedoch nicht finden.

Das Team um Liu vermutet einen Zusammenstoß mit einem Protoplaneten in der Frühzeit unseres Sonnensystems und simulierte zahlreiche Kollisionsszenarien, um die gemessene innere Struktur von Jupiter zu erzeugen. „Das einzige Szenario, das in einem Kern-Dichteprofil mündet, wie „Juno“ es heutzutage misst, ist ein Frontalzusammenstoß mit einem Planetenembryo, der rund zehnmal soviel Masse besaß wie die Erde“, so Liu.

Kollision vor 4,5 Milliarden Jahren könnte bis heute messbare Folgen haben

„Da er eine hohe Dichte und eine Menge Energie hat, würde dieser Einschlagkörper wie eine Gewehrkugel durch die Atmosphäre laufen und den Kern frontal treffen“, ergänzt Ko-Autor Andrea Isella von der Rice-Universität in Houston (US-Staat Texas). „Vor dem Einschlag hat man einen sehr dichten Kern, der von der Atmosphäre umgeben ist. Der Frontalzusammenstoß verteilt die Dinge und verdünnt den Kern.“

Selbst wenn die kosmische Kollision vor 4,5 Milliarden Jahren stattgefunden habe, könne sie Auswirkungen bis heute haben, betont Isella. „Unter den in der Veröffentlichung vorgeschlagenen Bedingungen kann es immer noch viele, viele Milliarden Jahre dauern, bis das schwere Material sich wieder zu einem dichten Kern sammelt.“

(dpa/ba)