Oslo. In einer Moschee bei Oslo sind am Samstag Schüsse gefallen. Ein Mann wurde verletzt. Dann entdeckte man die Leiche einer jungen Frau.

Der Mann, der am Samstag eine Moschee in der Nähe der norwegischen Hauptstadt Oslo angegriffen hat, wird nun des Mordes verdächtigt. Er soll vor seiner Attacke eine Frau getötet haben. Seinen Angriff auf die Moschee wertet die Polizei inzwischen als „versuchte terroristische Tat“.

„Eine junge Frau wurde an der Adresse des Verdächtigen tot aufgefunden“, sagte der stellvertretende Polizeichef Rune Skjold. In welcher Beziehung genau das Opfer und der mutmaßliche Täter zueinander standen, blieb zunächst unklar.

Norwegen: Moschee-Angreifer von Senior überwältigt

Der etwa 20-jährige Mann war ins islamische Zentrum Al Nour eingedrungen und hatte um sich geschossen, bevor er von Mitgliedern der Gemeinde überwältigt und der Polizei übergeben wurde. Ein älterer Mann sei bei dem Vorfall leicht verletzt worden.

Die norwegischen Ermittler nutzten auch einen Roboter, um sich nach dem Angriff auf die Moschee ein Bild zu machen.
Die norwegischen Ermittler nutzten auch einen Roboter, um sich nach dem Angriff auf die Moschee ein Bild zu machen. © Reuters | NTB SCANPIX

Die Umstände des Angriffs legen nahe, dass der Täter in der Moschee möglicherweise ein größeres Blutvergießen anrichten wollte. Drei Gläubige hätten sich nach dem Gebet noch in der Moschee aufgehalten, als er mit zwei Schrotflinten und einer Pistole bewaffnet in das Gebäude eingedrungen sei, sagte der Vorstand der Al-Noor-Moschee, Ifran Mushtaq, dem Sender TV2.

Zwei der Männer seien sofort in Deckung gesprungen, doch ein rund 70 Jahre alter Mann habe den Angreifer überwältigt. Im Gerangel seien Schüsse gefallen. Schließlich sei der Angreifer durch einen Schlag auf den Hinterkopf außer Gefecht gesetzt worden, so dass ihn die Polizei festnehmen konnte.

Moschee-Angriff als „versuchte terroristische Tat“ gewertet

Sowohl der mutmaßliche Täter als auch einer der Moschee-Besucher seien leicht verletzt worden, sagte Polizeisprecher Rune Skjold auf einer Pressekonferenz in der Nacht zum Sonntag. Über Art und Ursache der Verletzungen schwieg er sich aus. Auch zu den am Tatort gefundenen Waffen sagte Skjold nichts.

Die Polizei wertet den Angriff als „versuchte terroristische Tat“. „Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Täter rechtsextremistische Ansichten hatte“, sagte Skjold am Sonntag. Der Mann habe Sympathie für den norwegischen Nazi-Kollaborateur Vidkun Quisling (1887-1945) zum Ausdruck gebracht und sich feindselig gegen Einwanderer geäußert.

Nach den Schüssen im islamischen Zentrum Al Nour eilten zahlreiche Rettungskräfte zum Tatort.
Nach den Schüssen im islamischen Zentrum Al Nour eilten zahlreiche Rettungskräfte zum Tatort. © Reuters | NTB SCANPIX

Der Angreifer hatte den Angaben zufolge eine Schutzweste, schwarze Kleidung und Knieschützer getragen. Bislang sei der Festgenommene nicht vernommen worden, da er noch medizinisch behandelt werde und noch keinen Anwalt habe, sagte Skjold.

Der Tatverdächtige sei ein gebürtiger Norweger, der in der Nähe lebe, sagte Polizeisprecher Rune Skjold. Weitere Angreifer seien an dem Vorfall vermutlich nicht beteiligt gewesen.

Verdächtiger soll Terror in Christchurch gelobt haben

Die Internet-Aktivitäten des Festgenommenen samt seiner jüngsten Nachrichten in sozialen Netzwerken und Online-Foren würden noch überprüft, fügte der Polizeisprecher hinzu.

In einer der Nachrichten, die laut dem Sender TV2 nur Stunden vor der Tat verfasst wurde, soll sich der Verdächtige lobend über den Terroranschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch geäußert haben, bei dem ein Rechtsextremist im März 51 Menschen erschossen und weitere 50 verletzt hatte.

Polizei in Oslo will am Sonntag präsenter vor Moscheen sein

Regierungschefin Erna Solberg verurteilte den Zwischenfall. „Der Besuch von Moschee, Kirche oder anderen Gotteshäusern sollte sicher sein“, schrieb sie in einer am Abend veröffentlichten Erklärung. Auch sie wollte sich nicht zu dem Tatmotiv äußern.

Die Polizei in Oslo kündigte an, am Sonntag vor Moscheen erhöhte Präsenz mit bewaffneten Kräften zu zeigen. An diesem Tag beginnt für mehr als eine Milliarde Muslime weltweit das Opferfest Eid al-Adha - das wichtigste Fest überhaupt im Islam.

(dpa/rtr/jei/cho)