London. Ein 17-Jähriger soll ein Kind von der Aussichtsplattform der Tate Modern geworfen haben. Er wird wegen versuchten Mordes angeklagt.

Nachdem ein 17-Jähriger am Sonntag einen Sechsjährigen von einer Aussichtsplattform der Tate Modern Gallery in London geworfen haben soll, muss sich der Verdächtige wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Der Prozess gegen den Jugendlichen soll am 2. Februar beginnen, wie der Zentrale Strafgerichtshof in London bestätigte.

Der 17-Jährige soll das Kind aus Frankreich, das mit seiner Familie Urlaub in London machte, von der Plattform im zehnten Stock des Museums geworfen haben. Das Opfer schlug auf einem Dach im fünften Stock auf und überlebte schwer verletzt. Es erlitt eine Gehirnblutung und zahlreiche Knochenbrüche.

Tate-Modern-Drama: Jugendlicher und Junge kannten sich nicht

Bei einer Anhörung am Donnerstag machte der Beschuldigte nur kurz Angaben zu seiner Person. Der Jugendliche und der Junge kannten sich der Polizei zufolge nicht. Noch immer gibt es keine neuen Informationen zu einem möglichen Motiv des 17-Jährigen.

Mehrere britische Medien berichteten mit Berufung auf die „Sun“, der Verdächtige Teenager habe psychische Probleme gehabt, sei in Behandlung gewesen. Er habe nur unter Aufsicht seine Wohneinrichtung verlassen dürfen, immer in Begleitung von zwei Betreuern. Bestätigt hat die Polizei dies nicht.

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Kind aus Tate Modern Gallery geworfen: Das ist der Fall

  • Ein 17-Jähriger steht unter Verdacht, einen Jungen (6) von einer Aussichtsplattform im zehnten Stock der Tate Modern in London geworfen haben
  • Laut Scotland Yard besteht keine Verbindung zwischen Opfer und Täter
  • Der Jugendliche wurde von Besuchern der Plattform festgehalten und kurz darauf festgenommen
  • Ihm wird versuchter Mord vorgeworfen
  • Am 2. Februar soll der Prozess gegen den Jugendlichen beginnen
  • Das Opfer schlug auf einem Dach im fünften Stock auf
  • Am Montag blieb die Aussichtsplattform „aus Respekt“ geschlossen

Kind von Plattform in Tate Modern geworfen: Was Augenzeugen berichten

Am Donnerstag fand eine Anhörung des 17-Jährigen am Zentralen Strafgerichtshof in London statt.
Am Donnerstag fand eine Anhörung des 17-Jährigen am Zentralen Strafgerichtshof in London statt. © dpa | Frank Augstein

„Es gibt keine Verbindung zwischen dem Opfer und dem festgenommenen Mann“, sagte John Massey von Scotland Yard bereits am Montag. Man gehe von einem Einzelfall ohne erkennbares Motiv aus. Er rief Augenzeugen, die noch nicht vernommen worden seien, dazu auf, sich schnell zu melden.

Nach einem Bericht der „Daily Mail“ soll der Teenager auf die Frage der Polizei nach seinem Motiv geantwortet haben, dass die „Sozialdienste“ schuld seien. Scotland Yard wollte das auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Montag nicht kommentieren.

Dem „Mirror“ sagte eine Sprecherin der Tate Modern Gallery, man habe sich entschieden, die Plattform am Montag noch nicht wieder zu öffnen. Sie befindet sich im oberen Teil des weltberühmten Museums. Sie erklärte, man habe sich „aus Respekt“ dafür entschieden.

„Unserer Ermittler arbeiten weiter hart daran, die Umstände des Vorfalls gestern zu erörtern“, schrieb die Metropolitan Police in London am Montagmittag auf Twitter.

Scotland Yard hatte am Sonntag von dem Vorfall berichtet. Der Notruf ging um 14.20 Uhr ein. Ein Sechsjähriger sei mehrere Stockwerke tief gestürzt – fest steht: Es war nicht seine eigene Schuld.

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Derweil berichten viele Zeugen von dem tragischen Vorfall. Es sind Berichte, die die Dramatik des Vorfalls nachzeichnen: Eine Mutter, die nach ihrem Sohn schreit. Rund zehn Männer, die sich auf einen anderen stürzen, ihn festhalten, bis die Polizei kommt. Und Anteilnahme: „Ich kann mir nicht ausmalen, was seine Familie durchmacht.“

Eine Frau berichtet, wie sie „schreckliche Schreie“ gehört habe: „Sie kamen von den anderen Leuten, nicht von dem Jungen. Der Junge gab keinen Laut von sich“, erzählt sie dem „Mirror“.

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Besucher auf der Aussichtsplattform der Tate Modern in London.
Besucher auf der Aussichtsplattform der Tate Modern in London. © Reuters | NEIL HALL

Das Opfer wurde an Ort und Stelle versorgt. Ein Rettungshubschrauber brachte das Kind in ein Krankenhaus.

Am frühen Montagmorgen meldete die Polizei per Twitter, der Zustand des Kindes sei „kritisch, aber stabil“. Bei der Einlieferung in die Klinik war der Zustand noch als „kritisch“ bezeichnet worden. „The Times“ berichtete, der Junge habe lebensgefährliche Verletzungen erlitten.

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Drama in der Tate Modern Gallery – Junge kannte das Opfer offenbar nicht

Zum Zeitpunkt der Tat sollen Tausende Besucher in dem Museum gewesen sein, darunter viele Familien mit Kindern.

Wie der „Guardian“ unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, war der Sechsjährige gemeinsam mit Familienmitgliedern in dem Museum. Nachdem der Junge fünf Stockwerke in die Tiefe gestürzt war, soll seine Mutter gerufen haben: „Mein Sohn, das ist mein Sohn!“.

Auf dieser Google Karte ist zu sehen, wo die Tate Gallery of Modern Art liegt.

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Besucher hätten danach einen jungen Mann eingekreist und festgehalten. Dieser sei „einfach da gestanden und ganz ruhig gewesen“, bis die Polizei eintraf, berichtete eine Zeugin.

Ein Augenzeuge postete bei Twitter ein Video, das offenbar einen Rettungshubschrauber zeigt, der am Einsatzort abhebt.

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Museum wurde geschlossen – es ist das beliebteste des Landes

Das Museum wurde nach dem Vorfall für den Rest des Sonntags geschlossen, wie ein Sprecher der Tate Gallery bestätigte. Wie Augenzeugen berichteten, durften vorübergehend keine Gäste die Tate Gallery betreten und verlassen. Später wurde das Museum evakuiert.

Die Tate Modern ist eines der weltweit größten Museen für zeitgenössische Kunst. Sie war im vergangenen Jahr die beliebteste Touristenattraktion Großbritanniens. Das Museum ist in einem umgebauten Kraftwerk an der Themse untergebracht.

Für Bestürzung hatte in Deutschland in der vergangenen Woche die Tat am Frankfurter Hauptbahnhof gesorgt. Ein Mann warf einen Jungen ins Gleisbett – das Kind starb. (dpa/les)