Erfurt. Tagelang war ein 65-jähriger Mann in einem Erfurter Krankenhaus unauffindbar. Seine Betreuerin forscht nach: Er war bereits gestorben.

Eigentlich ist es Alltag in Klinik-Betrieb: Ein Patient wird eingeliefert, soll behandelt werden. Problem bei einem unglaublichen Fall in Erfurt? Niemand wusste, wo der zu behandelnde Mann eigentlich ist. Der Vorfall in der Helios-Klinik nahm ein dramatisches Ende.

Denn erst nach mehrfacher Nachfrage zeigte sich, was dem Mann zugestoßen war. Er lebte nicht mehr. Nur war das offenbar nicht bemerkt worden.

Helios-Klinik verliert Patient – der lebt schon gar nicht mehr

Es geht um Herrn M.. Er war 65 Jahre alt und lebte in einem Erfurter Pflegeheim. Wegen Wassereinlagerungen wurde er wiederholt in Kliniken versorgt. Ende Mai kam Herr M. in die Helios-Klinik in Erfurt.

Pflegerin und Betreuerin erkundigten sich am Tag nach der Einlieferung nach seinem Befinden. Der Patient befinde sich auf der Intensiv-Kardiologie, hieß es am Telefon. Mehr als eine Woche später, inzwischen war Juni, erkundigte sich die Pflegerin erneut in der Klinik.

Im Pflegeheim ist es üblich, Bewohner während eines Klinikaufenthaltes zu besuchen. Der Patient liege noch auf der Kardio, sei aber gerade bei einer Reha, so die Auskunft. Beim erneuten Anruf wurde eingeräumt, dass Herr M. aus unerfindlichen Gründen nicht auffindbar sei und man nicht wisse, ob und wohin er verlegt wurde.

Erfurter Klinikum – Patienten in Leichenhalle entdeckt

Spätestens jetzt wurden sie im Pflegeheim unruhig. Man wandte sich an die Geschäftsleitung. Die versprach Aufklärung und einen Rückruf, meldet sich aber nicht. Die Ungewissheit zog sich zwei weitere Tage und viele Anrufe hin.

Schließlich die traurige wie merkwürdige Gewissheit: Herr M. starb am Tag nach der Einlieferung, sein Leichnam lag seitdem in der Leichenhalle der Klinik. Die Betreuerin will sich dazu nicht mehr öffentlich äußern. Im Heim aber fragen sie sich: Wurde Herr M. vergessen?

Die Helios-Klinik äußert auf Nachfrage Bedauern. „Den Vorwurf, wir hätten die Betreuerin nicht informiert, können wir nicht entkräften. Sofern das Versäumnis bei uns liegt, bitten wir um Entschuldigung“, heißt es in einer Stellungnahme. Dies könnte auch erklären, warum das Seniorenheim nicht informiert wurde. Zuständig dafür seien Angehörige und Betreuer.

Klinik bittet Angehörige um Verzeihung

Die falschen Aussagen zum Aufenthalt des Patienten nennt Helios unerklärlich und nicht akzeptabel. „Die Vorwürfe, die alle die Kommunikation nach dem Tod des Patienten betreffen, machen uns zutiefst betroffen.“

Man werde dem nachgehen, um Ähnliches künftig vermeiden können. „Menschen, die dem Verstorbenen nahestanden und sich durch die Fehlinformationen in ihren Gefühlen verletzt fühlen, bitten wir um Verzeihung.“ Auf die Beteiligten will man zugehen. „Wir sind überzeugt, dass das persönliche Gespräch hier unbedingt geboten ist“, so die Klinik.

Verstirbt ein Patient, werde dies laut Klinik sowohl im Dokumentationssystem der Station als auch im Klinikinformationssystem (KIS) dokumentiert und sei so jederzeit nachvollziehbar und überprüfbar. Klären will man beim Helios nun auch, „wo es Ansatzpunkte gibt, um unsere Kommunikation zu verbessern“.

Einen ähnlichen Fall gab es vor zwei Jahren in Bayern. Dort lag ein Patient wohl zwölf Tage unentdeckt tot auf dem Klinikgelände. Nach dem Mann wurde schon per Vermisstenanzeige gesucht.

• Dieser Artikel ist zuerst auf Thüringer-Allgemeine.deerschienen.