Leonberg/Stuttgart. An einem Gymnasium in Leonberg haben Neuntklässler Hakenkreuze und Hitlergrüße im Klassenchat verschickt. Der Schulleiter griff ein.

Schüler einer 9. Klasse eines Gymnasiums in Baden-Württemberg haben den Klassenchat dazu genutzt, Nachrichten mit Hitlergrüßen, Hakenkreuzen und Gewaltfantasien zu verschicken. Der Schulleiter schritt schließlich ein – und informierte die Polizei.

Ein Novum. Zum ersten Mal in seinen zehn Jahren als Direktor des Albert-Schweizer-Gymnasiums in Leonberg bei Stuttgart habe er sich an die Polizei gewandt, sagte Klaus Nowotzin der „Bild“. Vorangegangen war ein Brief an die Eltern der 9. Klasse.

Hakenkreuze und Hitlergruß – Kriminalpolizei ermittelt

Darin heißt es unter anderem: „Im Klassenchat werden Inhalte verschickt, die wahrscheinlich strafrechtlich relevant sind.“ Als Beispiele zählt Schulleiter Nowotzin unter anderem Hakenkreuze und Hitlergrüße auf, aber auch sexualisierte Karikaturen und ein Bild von einem Maschinengewehr mit dem Untertitel „Löst bis zu 1800 Asylanträge pro Minute.“ Der Brief an die Eltern liegt der „Bild“ (Bezahlinhalt) vor.

Die Klassenleiterin und zwei Lehrerinnen, die in dem Chat der Schüler verunglimpft wurden, hatten den Schulleiter gebeten, die Polizei einzuschalten. „Der Pädagogik sind Grenzen durch die Einsichtsfähigkeit einzelner Schüler gesetzt“, schreibt Nowotzin in dem Brief an die Eltern.

Auf dieser Google-Karte ist zu sehen, wo in Baden-Württemberg Leonberg liegt.

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Kultusministerin: Dürfen diese Vorfälle nicht verschweigen

Wie eine Polizeisprecherin unserer Redaktion bestätigte, gebe es Ermittlungen gegen eine Vierer- und eine Fünfer-Gruppe von Schülern, wegen der Verbreitung von Kennzeichen verfassungswidriger Organe und pornografischer Schriften. Von einem Skandal aber wollte zumindest die Sprecherin nicht reden: „Es handelt sich um typisch jugendliche Verfehlungen.“

Kultusministerin von Baden-Württemberg, Susanne Eisenmann, sagte: „Wir alle sind aufgefordert, Antisemitismus entschieden entgegenzutreten und wachsam gegenüber antisemitischen Tendenzen zu sein.“ Und weiter: „Rechtsradikale und diskriminierende Parolen sowie verfassungsfeindliche Symbole haben dort nichts zu suchen, weder im Klassenzimmer noch im Klassenchat.“

Man dürfe diese Vorfälle daher nicht verschweigen, sondern müssen alle konsequent aufarbeiten. In besonders krassen Fällen wie in Leonberg selbstverständlich auch unter Einbeziehung der Strafverfolgungsbehörden, so Eisenmann.

Seit April 2018 müssen alle öffentlichen Schulen im Südwesten Vorfälle an die Aufsichtsbehörden melden, die antisemitisch oder anderweitig religiös oder ethnisch begründet sind. 31 Schulen haben seitdem Vorfälle an die Kultusverwaltung gemeldet.

Ganz andere Probleme haben Schüler in Bayern: Eine Abschlussfeier ist eskaliert – 50 Schüler griffen eine Polizeiwache an. (sdo/les)