London. Mit Queen feierte er Welterfolge, jetzt wird Roger Taylor 70. Wie der Queen-Schlagzeuger heute lebt und wo er auf der Bühne steht.

Vier Jahrzehnte mit der Supergruppe Queen haben ihre Spuren hinterlassen – nicht nur in Form eines Millionenvermögens: „Ich bin jetzt ein bisschen taub“, gestand Schlagzeuger Roger Taylor im „Telegraph“. „Ohne mein Hörgerät entgehen mir viele Nebengeräusche. Ich hatte auch eine Zeit lang Tinnitus.“

Der Weltstar feiert an diesem Freitag seinen 70. Geburtstag auf der Queen-Tour durch Nordamerika, zwischen Konzerten in Houston und Detroit. Geboren wurde er in der mittelalterlichen ehemaligen Hansestadt King’s Lynn in Norfolk.

Roger Taylor gründete mit acht Jahren seine erste Band

„Ich ging in eine Domschule mit einem Chorstipendium, was bedeutete, dass ich ein bisschen gesungen habe und meine Eltern nicht für meine Ausbildung blechen mussten“, erinnerte er sich in „Reader’s Digest”. Doch dann entdeckte er den „King of Skiffle“, den britischen Musiker Lonnie Donegan, und entschied, in einer richtigen Band Schlagzeug zu spielen.

Mit acht Jahren gründete er seine erste Band – The Bubblingover Boys – und mit 13 die zweite: The Cousin Jacks. Schließlich studierte er Zahnmedizin in London, weil sein Biologielehrer sagte, das sei gut bezahlt. Und weil er in London eine Band gründen wollte. Dem „Telegraph“ gestand er: „Zahnarzt zu sein, wäre die Hölle gewesen. Das zu tun, was ich getan habe, war ein Privileg.“

Roger Taylor und seine Frau Sarina Potgieter bei der Weltpremiere des Films
Roger Taylor und seine Frau Sarina Potgieter bei der Weltpremiere des Films "Bohemian Rhapsody" in der SSE Arena. © dpa | Matt Crossick

Während des Studiums traf er seinen späteren Bandkollegen: „Eines Tages bin ich auf diesen Typen namens Brian May gestoßen, der in Astronomie promovierte“, erinnerte er sich in „Reader’s Digest“ über ihre gemeinsamen Anfänge mit der Band Smile. „Er erzählte mir, dass er Gitarre spielte, also haben wir uns ein paar Mal getroffen und, verdammt, war er gut!“

Mit „Bohemian Rhapsody“ bringt es Queen zu Weltruhm

1969 eröffnete Taylor im Londoner Mode-Treffpunkt Kensington Market zusammen mit seinem WG-Genossen Freddie Mercury (1946-1991) einen Stand für Vintageklamotten. Der Sänger überredete Taylor und May schließlich, eine Band mit ihm zu gründen – Queen.

Der Anfang war hart, erinnerte sich der Schlagzeuger mit britischem Understatement: „In der Anfangszeit konnten wir nicht einmal Auftritte bekommen. Aber wir blieben dran, hatten ein paar Hits, ein paar Leute kamen, um uns zu sehen, und 1975 veröffentlichten wir ,Bohemian Rhapsody’.“ Der Song wurde einer der erfolgreichsten Hits weltweit, verkaufte sich millionenfach und katapultierte die Band in eine andere Liga.

„Wir waren nicht länger nur eine anständige Rockband. Wir waren berühmt.“ Queen wurde ebenso bekannt für ihre Rockhymnen und bombastischen Liveauftritte vor ausverkauften Stadien wie für ihre exzessiven Partys, die Limousinen, Polizeieskorten und ausrastenden Menschenmengen.

Fünf eigene Platten veröffentlicht

Roger Taylor wehrt ab: „Ich hatte immer ein eingebautes Überlebensgefühl. Ich erinnere mich, wie ich ab und zu dachte: ,Jetzt ist es genug’“, sagte er dem „Telegraph“.

Die Band schaffte den seltenen Spagat zwischen Teamgeist und Egos: Jedes Bandmitglied schrieb Hits, Taylor steuerte unter anderem „Radio Ga Ga“ und „A Kind Of Magic“ bei. Anders als die Stones und Beatles zerstritten sie sich nicht: „Wir alle fühlten uns als Teil des kreativen Prozesses. Ich weiß, dass Schlagzeuger gemeinhin die Zielscheibe für Tausende von Witzen sind“, sagte Taylor, „aber ich hatte immer das Gefühl, eine wichtige Rolle zu spielen.“

Die Band „Queen“ 1985 mit John Deacon (v. l.), Roger Taylor, Freddie Mercury und Brian May.
Die Band „Queen“ 1985 mit John Deacon (v. l.), Roger Taylor, Freddie Mercury und Brian May. © Getty Images | Dave Hogan

Roger Taylor war das erste Queen-Mitglied, das ein Soloalbum veröffentlichte: „Fun In Space“ von 1981. Seither hat er insgesamt fünf eigene Platten herausgebracht, zuletzt „Fun on Earth“, auf dem sein Sohn Rufus Schlagzeug spielt, eins seiner fünf Kinder aus zwei Beziehungen.

„Die meisten Eltern würden sich wahrscheinlich ärgern, wenn ihre Kinder anfangen würden, auf Dinge zu schlagen“, sagte er „Reader’s Digest“. „Aber ich habe mich riesig gefreut, wenn er die Möbel wie toll prügelte.“

Roger Taylor eröffnete 2019 die Oscar-Feierlichkeiten

Nach dem Tod von Freddie Mercury 1991 machte Queen weiter – erst mit Sänger Paul Rodgers und seit 2012 mit Adam Lambert.

Parallel verfolgte Taylor seine Soloprojekte und musikalischen Kollaborationen. 2019 eröffnete er zusammen mit Brian May und Adam Lambert die Oscar-Feierlichkeiten in Los Angeles.

Brian May (l.) und Roger Taylor (r.) von „Queen“ stehen bei der Verleihung der 76. Golden Globe Awards neben Rami Malek mit der Auszeichnung als bester Schauspieler in einem Filmdrama für „Bohemian Rhapsody“.
Brian May (l.) und Roger Taylor (r.) von „Queen“ stehen bei der Verleihung der 76. Golden Globe Awards neben Rami Malek mit der Auszeichnung als bester Schauspieler in einem Filmdrama für „Bohemian Rhapsody“. © dpa | Jordan Strauss

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal machen würde“, sagte Taylor am Morgen nachdem der amerikanische Schauspieler Rami Malek einen Oscar für sein Porträt von Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“ gewann.

Roger Taylor tourt noch mit Queen bis 23. August vor ausverkauften Häusern in Nordamerika und nächstes Jahr in Japan, Korea, Australien und Neuseeland.

(dpa)