Hamburg/Köln. Er log in Beiträgen, ließ Menschen Dinge erzählen, die sie nicht erlebt hatten: So reagiert RTL auf die Manipulationen eines Reporters.

Der RTL-Reporter täuschte „systematisch und vorsätzlich“ – jetzt zieht die Kölner Mediengruppe Konsequenzen. Nachdem die Manipulationen des Mitarbeiters des Regionalsenders RTL Nord aufgedeckt wurden, sollen in Zukunft nun alle Beiträge genauer überprüft werden.

Der Fall war vor sechs Wochen aufgeflogen. Die Untersuchung habe ergeben, dass der Reporter in mindestens 21 Fällen getäuscht habe, teilte die Mediengruppe RTL Deutschland am Mittwoch in Köln mit – und zwar eben „systematisch und vorsätzlich“.

RTL-Reporte täuschte auf verschiedene Arten

Chefredakteur Michael Wulf zeigte sich „erschrocken“, dass dies trotz umfangreicher Kontrollmechanismen geschehen konnte, und kündigte Verbesserungen an. Den Angaben waren alle 104 Reportagen des Mitarbeiters gesichtet worden. Sie waren vor allem für das Mittagsjournal „Punkt 12“ produziert worden. Über die sieben anfangs aufgedeckten Verfehlungen hinaus seien weitere 14 Manipulationsfälle entdeckt worden. Darüber hinaus gebe es Verdachtsmomente, die noch nicht hätten verifiziert werden können.

Unter anderem habe der Reporter bei Selbstversuchen mehrfach die angebliche Dauer der Experimente vorgetäuscht, erklärte der Sender. Zudem habe er Menschen überredet, vor der Kamera Dinge zu behaupten, die ihnen niemals widerfahren seien. Oder er habe sie dazu bewegt, Geschichten nachzuerzählen, weil die eigentlichen Quellen nicht gefilmt werden wollten und die nachgestellten Szenen dann als „echte“ in seine Beiträge eingebunden. Außerdem nutzte der Reporter Archivbilder und suggerierte, dass er diese frisch gedreht habe.

Wie RTL künftig Manipulationen verhindern will

Chefredakteur Wulf erklärte, die Verfahren, mit denen Beiträge in den RTL-Redaktionen abgenommen werden, würden nun deutlich ausgebaut. Zudem würden Beiträge künftig stichprobenartig kontrolliert. Außerdem sollen RTL-Mitarbeiter die Möglichkeit haben, in einem neuen Postfach anonym Hinweise auf Unregelmäßigkeiten zu geben.

RTL hat sich nach eigenen Angaben umgehend von dem Mitarbeiter getrennt, der seit zwölf Jahren für die Mediengruppe gearbeitet hatte. Seine Beiträge wurden im Archiv und online gesperrt. Anlass für die ersten internen Untersuchungen waren Hinweise einer Kollegin gewesen.

Der Fall erinnert entfernt an den von Journalisten Claas Relotius, dessen gefälschte Reportagen in „Spiegel“, „Zeit“ und „Süddeutscher Zeitung“ erschienen waren.

RTL Nord ist eine hundertprozentige Tochter von RTL. Nach Unternehmensangaben produzieren mehr als 100 Mitarbeiter unabhängig von der Kölner Zentrale von montags bis freitags die regionalen Nachrichtensendungen „RTL Nord“ für Hamburg und Schleswig-Holstein und „RTL Nord“ für Niedersachsen und Bremen. (epd/moi)