London. Der Emir von Dubai unterstellt seiner Frau offenbar eine Affäre. Aus Angst um ihr Leben hat sie die Flucht nach London ergriffen.

Wochenlang war sie verschwunden, jetzt ist Prinzessin Haya bint al-Hussein erstmals in London gesichtet worden. Britische Medien veröffentlichten Bilder der mutmaßlich aus Dubai geflohenen Prinzessin bei ihrer Ankunft vor einem Familiengericht. Bei der zweitägigen Anhörung soll es Berichten zufolge um das Sorgerecht für die beiden Kinder der Prinzessin gehen.

Haya bint al-Hussein ist die sechste und jüngste Ehefrau des Emirs von Dubai. Aus Angst vor Vergeltung will sie nun um politisches Asyl in Großbritannien bitten.

Aus den Vereinigten ­Arabischen Emiraten ist die 45-Jährige mit ihren beiden Kindern Zalila (11) und Jayed (17) nach London geflohen. Sie fürchte um ihr Leben, habe sie bei ihrem ­Antrag geltend gemacht. Der verlassene Gatte Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktoum (69) beschuldige sie des „Verrats und Betrugs“. Von Großbritannien aus wolle sie nun die Scheidung anstreben und um das Sorgerecht für die Kinder kämpfen. Für den 30. Juli ist eine Anhörung vor einem Familiengericht bestätigt.

Prinzessin Haya kennt sich in Großbritannien bestens aus

Haya pflegt gute Beziehungen zur königlichen Familie, besonders zur Queen. Mit Elizabeth II. teilt sie die Leidenschaft für Pferde. Vor ihrer Heirat 2004 machte sie eine Karriere im Pferdesport und konnte sich für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney als Springreiterin qualifizieren. In Großbritannien kennt sie sich ohnehin bestens aus: In Oxford hat sie Politik studiert. Als Halbschwester des Königs von Jordanien verfügt sie zudem über eigene Mittel.

Haya bint al-Hussein vor Queen Elizabeth II. im Juni 2013 in Ascot.
Haya bint al-Hussein vor Queen Elizabeth II. im Juni 2013 in Ascot. © Getty Images Sport/Getty Images | Charlie Crowhurst

Laut der Zeitung „Guardian“ residiert die Prinzessin in einer 95-Millionen-Villa in der Nähe des Kensington-Palastes, nämlich in den bewachten Kensington Palace Gardens, in denen sich einige der teuersten Immobilien der Welt befinden.

Bei allem Schutz und Luxus, die Prinzessin hat offenbar guten Grund, sich bedroht zu fühlen. Scheich Mohammed al-Maktoum, der gern dichtet und bereits Poesiebände verfasst hat, veröffentlichte auf seiner Instagram-Seite Verse, die durchaus Unheil verkündend klingen. Unter dem Titel „Du hast gelebt und bist gestorben“ heißt es dort: „Dein teuflisches Verhalten wird dir nichts nützen/Mir ist es gleichgültig, ob du tot bist oder lebst.“

Zwei Scheich-Töchter versuchten vergeblich zu fliehen

BBC-Korrespondent Frank Gardner: „Ich halte es durchaus für möglich, dass sie entführt und nach Dubai verschleppt werden könnte.“ Prinzessin Haya wäre nicht die erste Frau, die vergeblich versuchte, die Herrscherfamilie zu verlassen. Zwei Töchter aus einer anderen Ehe haben es bisher schon vergeblich versucht.

Shamsa floh 2010 von einem Gut des Scheichs in der Grafschaft Surrey. Sie wurde kurz darauf von einer Straße in Cambridge entführt und nach Dubai verbracht, wo sie acht Jahre im Gefängnis saß. Ihre Schwester Latifa wiederum organisierte im Frühjahr 2018 eine spektakuläre Flucht per Jetski und Jacht eines befreundeten französischen Geschäftsmannes nach Indien. Doch die dortige Küstenwache stoppte das Schiff und schickte Latifa wieder zurück nach Dubai.

Auf einem 39 Minuten langen Video auf Youtube berichtete Latifa, zuvor drei Jahre eingesperrt und gefoltert worden zu sein. Sie warf dem Emir vor, für seinen Ruf zu töten. „Mein Vater ist das pure Böse“, sagt sie. Haya versuchte, im Familienstreit zu vermitteln, als sie im vergangenen Herbst die ehemalige Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson nach Dubai einlud, um „bei einem Familiendilemma zu helfen“, wie die irische Ex-Präsidentin sagte.

Hatte Prinzessin Haya eine Affäre mit ihrem Bodyguard?

Doch kurz danach muss Haya etwas erfahren haben, was einen Sinneswandel bewirkte. Sie wisse von „verstörenden Fakten“ über Latifas Schicksal, meldete die BBC, und sei „von Mitgliedern der Familie ihres Mannes unter Druck gesetzt worden, bis sie sich nicht mehr sicher gefühlt hat“.

Eine andere Erklärung bot die „Times“ am vergangenen Freitag an. Unter Be­rufung auf Quellen im Nahen Osten wird nahegelegt, dass Prinzessin Haya ein Verhältnis mit ihrem britischen Bodyguard gehabt hätte. „Hochrangige Mitglieder des königlichen Hofes“, schreibt die Zeitung, „waren zunehmend besorgt darüber, was sie als ‚unangemessene ­Intimität‘ zwischen der Prinzessin und dem Offizier betrachten“.

Haya habe den Bodyguard, der selbst verheiratet ist, mit Geschenken überhäuft. Auf der In­sta­gram-Seite des Emirs finden sich auch dazu Gedichtzeilen: „Manchen Fehler nennt man Untreue/Du hast deine Grenzen überschritten und warst illoyal.“