Berlin. Rembrandts „Nachtwache“ ist mehr als 350 Jahre alt. Jetzt wird umfassend restauriert – öffentlich. Zugeschaut werden kann auch im Netz.

Es ist das berühmteste Gemälde von Rembrandt van Rijn – doch die Zeit hinterlässt ihre Spuren. Deshalb ist es im Amsterdamer Reichsmuseum mal wieder Zeit für eine Restaurierung der „Nachtwache“. Seit Montag widmet sich ein Expertenteam der Aufbereitung des Meisterwerks.

Die „Operation Nachtwache“ geschieht dabei nicht heimlich, still und leise im Hintergrund. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Das Bild wurde aus dem Rahmen genommen und wird nun in einem gläsernen Kasten untersucht und dann bedarfsgerecht restauriert. Der Glaskasten steht dort, wo sonst das Bild hängt.

Restaurierung von Rembrandts „Nachtwache“: Livestream aus dem Museum

Der Bereich des Museum ist allerdings nicht gesperrt – Besucher können dem Team bei der Arbeit zuschauen. Und wer nicht gerade zufällig in Amsterdam weilt, kann trotzdem zusehen. Denn: Es gibt eine Übertragung im Internet. In einem Zeitraffer-Video ist auf der Homepage auch der Aufbau des Arbeitsbereiches zu sehen.

Experten werden das Gemälde mit neuesten Techniken untersuchen, fotografieren und dann restaurieren. „Es ist das vielseitigste und umfassendste Untersuchungs- und Restaurierungsprojekt des Gemäldes“, sagte Museumsdirektor Taco Dibbits.

Damit die Arbeiten überhaupt vernünftig vonstatten gehen können, war einiger Aufwand notwendig. Denn das Gemälde ist 17 Quadratmeter groß. Entsprechend mussten bewegliche Podeste herangeschafft werden, von denen aus die Experten sich über das Bild hermachen.

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Scanner, Laser, Mikroskop: Das passiert in der Glaskammer

In der ersten Phase des Projekts soll das Bild mit den neuesten Techniken, Scannern, Lasern und Mikroskopen untersucht werden. Dabei erhoffen sich die Forscher auch Auskunft über den Schaffensprozess und die Farben, die der Maler benutzte. Auf der Basis der gesammelten Informationen soll das Bild dann restauriert werden.

Dabei geht es vor allem um Säuberungen. An einigen Stellen seien Farben verwischt und sei das Bild von einer weißlichen Schicht bedeckt, etwa der kleine Hund am unteren rechten Rand, teilte das Museum mit. Am Ende dieser Phase wird nach Angaben des Museum die unvorstellbare Menge von „mehreren Terabytes“ an Informationen zur Verfügung stehen.

Auf der Grundlage der Analyse dieser Daten wird das Bild dann restauriert. „Das Bild ist in einem stabilen Zustand“, betonte Direktor Dibbits.

Mehr als zwei Millionen Besucher im Jahr – psychisch Kranker griff Bild an

Jährlich besuchen mehr als zwei Millionen Menschen das Reichsmuseum mit der weltweit größten Rembrandt-Sammlung. „Die Nachtwache“ (1642) gilt als Spitzenwerk von Rembrandt. Das Schützen-Gemälde zeigt die Amsterdamer Bürgerwehr. Deren Kapitän Frans Banning Cocq gibt seinem Leutnant den Befehl zum Abmarsch.

Die „Operation Nachtwache“ wird mindestens ein Jahr dauern. Die Kosten werden auf rund drei Millionen Euro veranschlagt. Zuletzt war die „Nachtwache“ 1976 restauriert worden, nachdem ein psychisch kranker Mann sie mit Messerstichen beschädigt hatte. Den Livestream gibt es auf der Museumswebsite.

2017 ist ein neues Rembrandt-Werk in einem Braunschweiger Museum gefunden worden. Wie wertvoll die alten Meister sind, zeigte sich in New York – da wurden 450 Millionen für einen Da Vinci gezahlt. (ses/dpa)