Trauer um früheren „Stern“-Chefredakteur Michael Jürgs
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Lesezeit: 3 Minuten
Von Kai-Hinrich Renner
Hamburg. Michael Jürgs ist tot. Der frühere „Stern“-Chefredakteur starb in der Nacht zu Freitag nach langer Krankheit im Alter von 74 Jahren.
Der Publizist und frühere „Stern“-Chefredakteur Michael Jürgs ist tot. Er starb nach langer Krankheit in der Nacht zu Freitag in Hamburg im Alter von 74 Jahren, wie seine Frau Nikola Jürgs mitteilte. Kollegen würdigten den Journalisten.
Erst kürzlich hatte Jürgs seine letzte Auszeichnung erhalten: Am 26. Juni wurde er in Berlin mit dem renommierten Theodor-Wolff-Preis für sein Lebenswerk geehrt. Zu diesem Zeitpunkt war der Journalist schon zu krank, um die Auszeichnung selbst entgegenzunehmen.
Journalistenkollegen würdigten den Verstorbenen. „Seine kluge, funkelnde Streitlust wird gerade in diesen Zeiten schmerzlich fehlen“, erklärte Nikolaus Blome, Politikchef der „Bild“-Zeitung, in einem vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) auf Twitter verbreiteten Statement.
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Der Investigativjournalist Hans Leyendecker erklärte in einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“, Jürgs habe den „schärfsten Blick für alles Verlogene, Lächerliche“ gehabt.
Die Laudatio auf Jürgs hatte bei der Verleihung des Theodor-Wolff-Preises dessen langjähriger Freund, der Publizist Michael Naumann gehalten. Die beiden kannten sich noch aus Studienzeiten. „Ich kenne und schätze, nein, bewundere Michael seit 56 Jahren. Dass er ein journalistisches Urgestein werden sollte, konnte ich seinerzeit nicht ahnen“, sagte der frühere Kulturstaatsminister.
Michael Jürgs – entlassen wegen eines Leitartikels
Im Gegensatz zu Naumann brach der im schwäbischen Ellwangen geborene Jürgs sein Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik ab, um mit nur 23 Jahren Chef des Feuilletons der Münchener „Abendzeitung“ zu werden.
1973 wechselte Jürgs in die Entwicklungsabteilung von Gruner+Jahr (G+J), wurde 1976 beim „Stern“ Ressortleiter Unterhaltung und zehn Jahre später Chefredakteur der Illustrierten. 1990 entließ ihn der damalige G+J-Chef Schulte-Hillen. Ihm hatte ein skeptischer Leitartikel des Chefredakteurs zur Wiedervereinigung mit der Schlagzeile „Sollen die Zonis bleiben, wo sie sind?“ missfallen.
Später versuchte er Jürgs zurückzuholen. Vergebens. Stattdessen wurde der einstige „Stern“-Chef Chefredakteur des Zeitgeistblattes „Tempo“, das in seiner Amtszeit, die bis 1994 währte, eine Art Reportage-Magazin war. Danach startete Jürgs, der auch kurze Zeit die „NDR Talkshow“ moderierte, eine zweite Karriere als Buchautor.
Michael Jürgs machte Krebserkrankung 2018 publik
Insbesondere seine Biografien über Axel Springer, Romy Schneider und Günter Grass sorgten für Aufsehen.
Im Juli 2018 machte Jürgs in einem langen Artikel im Handelsblatt über die Zukunft des Journalismus mit dem Titel „Deadline“ seine Krebserkrankung publik. Sein letztes Buch „Post mortem. Was ich nach meinem Tod erlebte und wen ich im Jenseits traf“ beendete er erst am 18. Juni. Es wird im September
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Der Journalist hatte in der Medienbranche den Ruf, ein ausgezeichneter Rechercheur und scharfer Beobachter zu sein, wusste mit seinen Standpunkten aber auch zu provozieren. „Ich wollte immer nur Journalist werden, (...), weil ich daran glaubte und noch heute daran glaube, dass man mit Worten die Welt verändern kann“, sagte Jürgs im April 2019 dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.
Jürgs war fast 50 Jahre lang verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. (mit dpa)