Köln. Die Asservatenkammer der Kölner Polizei versinkt im Chaos. Ein Mitarbeiter hatte Beweismittel einfach wahllos in die Regale gestopft.

Die Asservatenkammer der Kölner Polizei ist offenbar ein Fall für Marie Kondo. Die Aufräum-Königin von Netflix hätte dort anscheinend gut zu tun. Denn wie eine Sprecherin am Freitag bestätigte, herrscht dort seit Monaten Chaos.

Ein Angestellter soll über einen längeren Zeitraum neue Asservate – also als Beweismittel beschlagnahmte Gegenstände – wahllos in die Regale gestopft haben. Demnach verzeichnete der Mann zwar den Eingang neuer Dinge, hielt aber den Lagerort nirgendwo fest.

Als Folge seien mehrere Mitarbeiter bereits seit geraumer Zeit damit beschäftigt, Ordnung in das Durcheinander zu bringen. Dies werde wahrscheinlich noch Monate dauern, sagte die Sprecherin.

Chaos bei Kölner Polizei: Kollege wurde misstrauisch

Die Sache flog auf, nachdem ein Kollege des Angestellten im vergangenen September misstrauisch geworden war und seinen Vorgesetzten informiert hatte. In der Asservatenkammer im Keller des Präsidiums hätten sich Akten gestapelt, Beweismittel seien nicht mehr auffindbar gewesen.

Zunächst ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen Unterschlagung gegen den Mann, das Verfahren wurde nach Angaben eines Sprechers aber eingestellt. Strafverfahren und Gerichtsprozesse hätten sich durch die Missstände nicht verzögert.

Polizist war wohl überlastet

Der Mitarbeiter bekam eine Abmahnung und wurde in eine andere Dienststelle versetzt. „Er war wohl einfach mit der Masse an Vorgängen überlastet“, sagte Kriminaldirektor Stephan Wetzel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Bezahlinhalt). Um die Belastung der Beschäftigten zu senken, sei die Asservatenkammer mittlerweile personell um eine Stelle verstärkt worden.

Bei der Polizei in Essen waren kürzlich rund 10.000 Euro aus einem Panzerschrank in der Asservatenkammer verschwunden. Das Geld war in einem Fall von Sozialleistungsbetrug als Beweismittel sichergestellt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

(dpa/cho)