Berlin. Ein Argentinier muss seine Ex dafür entschädigen, dass sie sich 27 Jahre um Kinder und Hausarbeit kümmerte – mit fast 165.000 Euro.

Hausfrau und Mutter – das Rollenbild dürfte für die meisten Frauen heutzutage überholt sein. Und doch begeben sich noch immer viele in wirtschaftliche Abhängigkeit von ihrem Partner.

Sei es bewusst, weil sie die Betreuung ihrer Kinder höher bewerten als ihre Karriere, oder aus Alternativlosigkeit, weil Kitaplätze fehlen und es finanziell sinnvoller scheint, dass der Mann weiterarbeitet.

In Argentinien hat sich nun eine 70-Jährige aus dieser Abhängigkeit befreit: Ein Gericht in Buenos Aires sprach ihr nach der Scheidung eine Entschädigung für ihre 27 Jahre Care-Arbeit zu. Acht Millionen Pesos müsse ihr Ex-Mann an sie zahlen, zitiert das Nachrichtenportal „Clarin“ aus dem Urteil. Das entspricht umgerechnet knapp 165.000 Euro.

Mann muss Ex-Frau für Hausarbeit entschädigen – Urteilsbegründung

Eine solch hohe Ausgleichszahlung sei ein Novum, heißt es in dem Bericht. Die Richterin habe ihr Urteil mit der mangelnden Gleichstellung von Frau und Mann begründet.

Sie sagte demnach: „Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Frauen von ihren Ehemännern ist einer der zentralen Mechanismen, durch den Frauen in der Gesellschaft untergeordnet werden.“ Noch immer würden hauptsächlich Frauen in den meisten Familien Hausarbeit und Kinderbetreuung übernehmen.

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Eine solche Aufteilung geht so lange gut, wie die Ehe hält. Zerbricht die Beziehung jedoch und wurde die Frau nicht bereits in den Jahren ihrer Care-Arbeit für diese Leistungen vom Mann entschädigt, steht sie im Alter vor dem finanziellen Ruin. So auch im Fall des argentinischen Paares, das sich 2009 trennte und 2011 die Scheidung vollzog.

Summe so hoch, weil Frau als Fachkraft ausgebildet war

Die Höhe der Entschädigung ergebe sich aus „den persönlichen Umständen und dem Vermögen der Parteien“. Sie sei so hoch, weil die Frau eine Fachkraft gewesen sei, die ihre Karriere aufgegeben habe, um sich um den Haushalt zu kümmern. Die Summe wäre niedriger ausgefallen, hätte sie keine Ausbildung abgeschlossen oder ihren Job nicht gekündigt.

Auch in Deutschland ist die ungleiche Rollenverteilung noch immer Realität. Studien zufolge machen Männer noch immer zu wenig im Haushalt. Dabei ist eine Verschiebung im Selbstverständnis schon länger zu erkennen: Frauen stellen ihre finanzielle Unabhängigkeit vor den Kinderwunsch.

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