Berlin. Bei „Hart aber fair“ war sich die Runde in ihrer Kritik an den Grünen überwiegend einig. Die einzige Fürsprecherin kam dagegen kaum an.

Der Höhenflug der Grünen beschäftigt nicht nur die Grünen selbst und die Parteien um sie herum, sondern am Montagabend auch die Rund bei „Hart aber fair“. Bestärkt durch die Schwäche der Volksparteien und die Kraft der Klimaschutzbewegung wird die Partei in einigen Umfragen bereits als stärkste Kraft gesehen.

Ein Kanzler Robert Habeck, eine Kanzlerin Annalena Baerbock – das ist dieser Tage nicht mehr undenkbar. „Was kriegt man, wenn man grün wählt?“, wollte Frank Plasberg passend dazu wissen.

„Hart aber fair“ zum Hype um die Grünen – das waren die Talkgäste

• Katharina Schulze (Grüne)
• Tilman Kuban (CDU)
• Schriftstellerin Juli Zeh
• Journalistin Claudia Kade
• Kabarettist Florian Schroeder

Grüne im Aufwind: Robert Habeck for Kanzler?

Bei den konkreten Inhalten halten sich die Grünen derzeit eher bedeckt. Wohl auch deshalb ging es in der Debatte viel um Personen. Allen voran um Parteichef Habeck – und interessanterweise nicht so sehr um seine Co-Chefin Baerbock – sowie dessen Machtambitionen.

„Robert Habeck könnte das“, sagte Florian Schroeder zur grünen K-Frage. Auch das Land sieht der Kabarettist für einen grünen Kanzler bereit. Die große Frage sei allerdings, ob ein Mann das bei den auf Gleichberechtigung bedachten Grünen einfach so werden könne.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Katharina Schulze, Bayern-Chefin der Grünen, wollte sich dazu lieber nicht konkret äußern. Eine schlüssige Erklärung für die Zurückhaltung in der Partei bei der K-Frage lieferte „Welt“-Journalistin Claudia Kade: Habeck und Baerbock sei es gelungen, die Grünen für den Moment mit einer diffusen Haltung zu befrieden, sagte sie. Sobald es um die K-Frage oder aber konkrete Inhalte gehen werde, würden die alten Flügelkämpfe wieder aufbrechen.

Hintergrund: Schwarz-Grün oder R2G: Wie nutzen die Grünen ihre Stärke?

Im Osten gibt es keinen Habeck-Hype

Als große Grünen-Skeptikerin entpuppte sich in der Debatte Juli Zeh. Mit teilweise sehr präzisen Argumenten legte sie die Schwachpunkte der Partei offen. So wirkten viele Forderungen der Grünen dort, wo etwa die Infrastruktur praktisch nicht mehr vorhanden sei, wie Luxusprobleme, warnte die Autorin, die auch brandenburgische Verfassungsrichterin ist.

Menschen, die nicht wüssten, wir ihre Kinder zur 30 Kilometer entfernten Schule kommen sollen, fänden Forderungen nach einem Verbot von To-Go-Bechern absurd, nannte sie ein Beispiel.

Zugleich erinnerte Zeh daran, dass der Hype um die Grünen im ländlichen Raum und insbesondere im Osten nicht existent sei. Hier werde Robert Habeck eher als Bedrohung wahrgenommen. Um ihn zu verhindern, könnten sich bei der nächsten Bundestagswahl manche für das Gegenteil – die AfD – entscheiden.

Übertriebe Kritik vom JU-Chef

Die Grünen als Spalter? Tilman Kuban trieb diesen Vorwurf noch weiter: Die Partei verbreite mit dem Klimaschutz genauso Angst, wie die AfD mit dem Thema Migration, kritisierte der Chef der Jungen Union.

Der Vergleich war weit übers Ziel hinausgeschossen, und auch Zehs Warnung vor einer Stärkung der AfD hatte einen Schwachpunkt. Sollen die Grünen denn nicht gegen den wissenschaftlich belegten Klimawandel angehen, nur weil es einige Wähler zur AfD treiben könnte? Ein solches Appeasement ist in den vergangenen Jahren in vielen Politikbereichen erfolglos versucht worden.

Hintergrund: Ideen zur Klima-Debatte: Erreicht Deutschland so die Ziele?

Das Fazit

Am Ende kamen die Grünen trotz dieser argumentativen Schwächen der Kritik in der Debatte regelrecht unter die Räder. Das lag allerdings auch an der einzigen echten Fürsprecherin in der Runde: Katharina Schulze bemühte sich redlich, für ihre Partei zu streiten. Mit den üblichen Parolen – jetzt ist die Zeit für Klimaschutz, wir müssen anders investieren – kam sie gegen die geballte Kritik aus der Runde aber kaum an.

Das hatte den Vorteil, dass die Schwächen der Grünen schonungslos offengelegt wurden. Andererseits kam auch zu kurz, welches entscheidende politische Potenzial in dieser Partei für die Klimakrise steckt: „Das ist kein Angstthema, sondern das Thema der Zukunft“, sagte ganz richtig der Kabarettist Schroeder.

Zur Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek.