München. Er war Gehilfe Carlo aus dem Münchener „Tatort“ – und jetzt? Michael Fitz über die gemischten Reaktionen auf „Die Toten von Salzburg“.

Jahrelang spielte er im „Tatort“ den sympathischen Münchner Kommissar Carlo Menzinger. Irgendwann hatte Michael Fitz zwar genug vom Job als ewiger Wasserträger der Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl), dennoch sieht man ihn regelmäßig als Fernsehermittler: In der Krimireihe „Die Toten von Salzburg“ spielte der 60-Jährige bereits zum vierten Mal seit 2016 den bayerischen Kommissar Hubert Mur, der seinem im Rollstuhl sitzenden österreichischen Kollegen Palfinger (Florian Teichtmeister) bei grenzüberschreitenden Fällen hilft. Wir haben mit ihm über seine Rollen gesprochen.

Herr Fitz, Sie haben jahrelang als Carlo Menzinger im „Tatort“ ermittelt, waren als Chiemsee-Kommissar Hattinger im Einsatz und sind jetzt zum vierten Mal in „Die Toten von Salzburg“ zu sehen. Macht es Ihnen eigentlich so großen Spaß, den Fernsehkommissar zu spielen?

Michael Fitz: Das würde ich so nicht sagen. Es geht ja nicht darum, einen Kommissar zu spielen, sondern darum, was die Figur sonst noch mitbringt. Der nackte Kriminalalltag ist vollkommen uninteressant, wenn sie sich mit einem echten Hauptkommissar von einer echten Mordkommission unterhalten, wird der Ihnen sagen: „90 Prozent unserer Tätigkeit ist Schreibtisch.“ Das muss man dann eben ausschmücken. Die Zuschauer wollen offensichtlich Krimis sehen, deshalb ist die Welt voll von Fernsehkommissaren. Ich selber bin inzwischen etwas krimimüde, ich finde es zu viel.

Als Zuschauer oder als Schauspieler?

Fitz: Beides, wenn ich ehrlich bin. Ich gucke mir selber keine Krimis im Fernsehen an, ich schalte auch den „Tatort“ meistens nicht ein.

Warum nicht?

Fitz: Der wird ja auch nicht besser. Es sind zwar immer wieder einzelne hervorragende Filme dabei, das muss man fairerweise sagen, aber das Gesamtniveau wird eher schlechter. Das hängt auch damit zusammen, dass es zu viele „Tatorte“ gibt, in jedem Kaff muss jetzt ermittelt werden. Oft wird es mir nach der Hälfte langweilig. Was mich wundert: Wenn ich bei Netflix oder Amazon eine Serie gucke, schaue ich auch mal drei oder vier Folgen nacheinander, weil es so spannend ist. Da macht der „Tatort“ irgendwas falsch.

Die Figur des Carlo haben Sie 2007 an den Nagel gehängt…

Fitz: Und wissen Sie was? Viele Leute sprechen mich immer noch an und sagen: „Und was ist mit dem Carlo?“. Die wissen gar nicht, dass ich den schon seit zwölf Jahren nicht mehr mache. Vergangenes Jahr wurden von den 44 Carlo-Filmen 20 oder mehr auf verschiedenen ARD-Sendern gezeigt. Die Zuschauer haben also überhaupt keine Chance zu realisieren, dass es den nicht mehr gibt, weil die Folgen mit ihm ständig wiederholt werden.

So haben viele „Tatort“-Fans Michael Fitz in Erinnerung: Zusammen mit Miroslav Nemec (links) und Udo Wachtveitl (rechts).
So haben viele „Tatort“-Fans Michael Fitz in Erinnerung: Zusammen mit Miroslav Nemec (links) und Udo Wachtveitl (rechts). © imago | imago

In „Die Toten von Salzburg“ ermitteln Sie als bayrischer Kommissar Hubert Mur – kein sympathischer Typ…

Fitz: Angenehm ist der wirklich nicht, aber die unangenehmen Typen sind ja immer schöner zu spielen. Mur ist die cholerische Axt im Walde, er ist laut und nimmt keine Rücksicht auf seine Mitmenschen. Gerade hatte ich für den nächsten Film der Reihe, der nächstes Jahr läuft, einen Drehtag mit Murs Untergebenen – und wie der die behandelt, ist echt heftig. Ich werde als Schauspieler nicht oft in dieser Art besetzt und ich genieße es sehr, auch mal diese Seite zeigen zu dürfen.

Sie ermitteln an der Seite von Florian Teichtmeister – er spielt einen Kommissar, der im Rollstuhl sitzt…

Fitz: Ich finde, dass das ein sehr wichtiger Aspekt der Reihe ist. Wir haben viel Schulterklopfen geerntet bei behinderten Menschen, die gesagt haben: „Endlich wird das mal so dargestellt wie es wirklich ist.“ Die müssen nämlich anscheinend wirklich viel Spott ertragen, und sie schenken sich auch untereinander nichts. Der Umgang mit Behinderten ist nicht immer nur von Sensibilität geprägt in unserer Welt, und das hat die Reihe besonders in den ersten Folgen gut rübergebracht. Das haben die goutiert.

Kann die Reihe dazu beitragen, dass die Sensibilität im Umgang mit behinderten Menschen wächst?

Fitz: Ich hoffe es zumindest. Ich bin ja seit Jahren beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Aushängeschild für Inklusion, ich leiste meinen Beitrag indem ich zum Beispiel Preise verleihe oder Schirmherr bin. In Sonntagsreden wird viel über Inklusion gesprochen und man hat das Gefühl, dass das Thema allgegenwärtig ist. Aber wenn man rausgeht in die Welt und sich umschaut, tut sich gar nicht so viel. Die Schulen zum Beispiel sagen, sie seien überfordert und könnten das nicht leisten. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich alle eher wehren anstatt einfach zu sagen: Okay, wie können wir das konstruktiv regeln?

Michael Fitz als Hubert Mur (Mitte) mit Florian Teichtmeister als Peter Palfinger (links) in der ersten Folge von „Die Toten von Salzburg“.
Michael Fitz als Hubert Mur (Mitte) mit Florian Teichtmeister als Peter Palfinger (links) in der ersten Folge von „Die Toten von Salzburg“. © ZDF/Hubert Mican | Hubert Mican

Gab es denn auch negative Reaktionen auf den Umgang der Filme mit dem Thema Behinderung?

Fitz: Klar gab es die. Aber wenn sie heute eine satirische Geschichte egal in welche Richtung machen, dann müssen sie immer damit rechnen, dass es Leute gibt, die keine Ironie verstehen und die den Sinn dahinter nicht sehen. Es ist ja generell unglaublich, was die Leute alles aufregt. Ich habe auch selber Reaktionen auf die Rolle bekommen, vor allem nach der ersten Folge. Da haben Leute zu mir gesagt: „Ich finde Sie ja sonst gut, aber diese Rolle finde ich ganz unmöglich.“ Manche können nicht unterscheiden, dass ich kein Kommissar bin, sondern den nur spiele.

Sie sind ja aber nicht nur Schauspieler, sondern auch Sänger. Haben Sie Ihre Erfahrungen als TV-Kommissar mal in einem Lied verarbeitet?

Fitz: Nein, in dem Revier bin ich sozusagen nicht unterwegs (lacht). Ich verwerte zwar Erlebtes und Gefühltes, seelischen Sperrmüll – aber ich nehme nicht direkt auf meine Rollen als Schauspieler Bezug, ich geh da in meinen Liedern schon etwas tiefer.