Berlin. Als Kind schrieb unsere Kolumnistin dem Bürgermeister. Und bekam nie eine Antwort. Einem Influencer würde das nicht passieren.

Als ich elf Jahre alt war, schrieb ich einen Brief an den Bürgermeister von Bonn. Es war das Jahr 1993, ich besuchte die achte Klasse – und tatsächlich machte mir die Umweltverschmutzung in meiner Heimatstadt Sorgen. Ich erinnere mich, dass ich etwas schrieb wie: „Wenn ich mir eine Landkarte von Bonn anschaue, dann sehe ich nur Autobahnen.“ Mein Vater half mir, den Brief zu verschicken, wir gingen zur örtlichen Post, kauften eine Marke und warfen ihn ein. Ich habe nie eine Antwort bekommen.

Vermutlich genauso wenig wie die dutzenden Demonstranten, die an den Wochenenden mit Transparenten vor dem Rathaus standen. „AKW – nicht okay“, skandierten Menschen, die sich für Nieselregen oder Schnee nicht zu schade waren. Schon als Kind lernte ich unterschwellig, dass Demonstrationen unter Umständen wenig Sinn ergeben, der Bürger und Wähler, er war lange in meinen Augen und gegen mein Gerechtigkeitsempfinden machtlos.