Budapest. Drama auf der Donau: Beim Zusammenstoß zweier Schiffe in Budapest hat es mehrere Tote gegeben. Viele Reisende werden noch vermisst.

Bei dem schweren Schiffsunglück auf der Donau vor einer Woche sind mindestens 13 Menschen gestorben – 15 werden noch vermisst. Die 13. Leiche zogen Taucher am Mittwoch nahe der Unglücksstelle unter der Budapester Margaretenbrücke aus dem Wasser, wie das Nachrichtenportal „24.hu“ berichtete.

Schlechte Wetterverhältnisse und starke Strömungen verhinderten bislang, dass das am Mittwoch vor einer Woche gesunkene Ausflugsschiff „Hableany“ („Nixe“) mit einer südkoreanischen Reisegruppe an Bord geborgen werden konnte.

Schiffsunglück in Budapest: nur noch wenig Hoffnung

Auch schon am Montag waren zwei weitere Leichen gefunden worden. Ein Toter wurde am Montagvormittag nahe der Ortschaft Harta, 100 Kilometer südlich von Budapest, aus dem Wasser gezogen und als Opfer der Schiffskatastrophe identifiziert. Die zweite Leiche bargen am selben Tag Taucher, als sie das Wrack des Unglücksschiffs unter der Budapester Margaretenbrücke untersuchten, bestätigten Behördensprecher.

Hoch spezialisierte Taucher suchen seit vergangenem Mittwoch mit Unterstützung der Armee weiter nach Überlebenden. Das kleine Ausflugsschiff „Hableany“ („Nixe“) war mit dem wesentlich größeren Flusskreuzfahrtschiff „Viking Sigyn“ kollidiert und binnen Sekunden gesunken.

Kollision an der Margaretenbrücke

Wegen des hohen Wasserstandes, der starken Strömungen und der schlechten Sichtverhältnisse schätzten die Behörden es bereits vergangene Woche als unwahrscheinlich ein, die Vermissten noch lebend zu finden. Die Verhältnisse erschwerten die Arbeit der Einsatzkräfte. Die Polizei berichtete, dass eine Leiche kilometerweit flussabwärts vom Unglücksort entfernt geborgen worden sei.

Nach dem Schiffsunglück in Budapest traf Kang Kyung Wha (M), südkoreanische Außenministerin, Mitglieder eines südkoreanischen Rettungsteams, das an Einsätzen teilnimmt.
Nach dem Schiffsunglück in Budapest traf Kang Kyung Wha (M), südkoreanische Außenministerin, Mitglieder eines südkoreanischen Rettungsteams, das an Einsätzen teilnimmt. © dpa | Tamas Kovacs

Da es sich bei den meisten Opfern um südkoreanische Touristen handelte, reiste Außenministerin Kang Kyung Wha aus Seoul an. Mit ihrem ungarischen Kollegen Peter Szijjarto besichtigte sie den Unglücksort an der Margaretenbrücke im Zentrum der ungarischen Hauptstadt.

Spezialisten von Marine und nationaler Feuerwehr aus Südkorea unterstützten die Rettungsaktivitäten der ungarischen Behörden.

Nach Angaben von Ungarns Außenminister Peter Szijjarto arbeiten die lokalen Behörden auch mit Serbien zusammen. Er hatte am Freitag angedeutet, dass Leichen der Opfer wohl bis nach Serbien treiben könnten.

Schiffsunglück auf Donau in Budapest: Kapitän festgenommen

Videoaufnahmen des Unglücks ließen darauf schließen, dass wohl nicht das kleine Schiff auf die „Viking Sigyn“ zugesteuert sei, sagte der Vorsitzende des Verbands der Binnenschifffahrt, Attila Bencsik, am Freitag im ungarischen Staatsfernsehen. Vielmehr habe wohl das Flusskreuzfahrtschiff die kleine „Hableany“ zwischen den Pfeilern der Margaretenbrücke, wo die Strömung besonders stark sei, in ihren Sog gezogen, sagte Bencsik.

Schiffsunglück auf der Donau: Rettungstaucher suchen nach Vermissten und bereiten die Bergung des gesunkenen Ausflugsschiffs vor.
Schiffsunglück auf der Donau: Rettungstaucher suchen nach Vermissten und bereiten die Bergung des gesunkenen Ausflugsschiffs vor. © Reuters | ANTONIO BRONIC

Südkoreas Präsident Moon Jae In ordnete an, einen Krisenstab einzusetzen und zusammen mit den ungarischen Behörden „alle verfügbaren Mittel“ zur Rettung der Vermissten zu ergreifen. Das Außenministerium kündigte an, eine „schnelle Einsatzgruppe“ mit 18 Beamten und Rettungskräften nach Budapest zu schicken.

Schiffsunglück auf der Donau: Bergung des Wracks wurde vorbereitet

Pioniersoldaten begannen vergangene Woche mit der Konstruktion einer Tauchplattform. Speziell ausgebildete Taucher sollten zum Wrack des gesunkenen Schiffs vordringen und dessen Bergung vorbereiten. „Die Bergung des Wracks kann noch Tage, ja sogar eine Woche dauern“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur MTI den Geschäftsführer einer darauf spezialisierten Firma.

Der südkoreanische Reiseveranstalter „Verygoodtour“ entschuldigte sich für das Unglück. Das Unternehmen werde alles tun, um den Opfern und deren Familien zu helfen, sagte der Leiter des Kundenservice, Lee Sang Moo, im südkoreanischen Fernsehen.

Budapest: Eine Frau wirft eine Blume von der Margaretenbrücke, unter der ein Flusskreuzfahrtschiff und das Ausflugsschiff „Hableany“ (Nixe) zusammengestoßen waren.
Budapest: Eine Frau wirft eine Blume von der Margaretenbrücke, unter der ein Flusskreuzfahrtschiff und das Ausflugsschiff „Hableany“ (Nixe) zusammengestoßen waren. © dpa | Balazs Mohai

Die Leichen von sieben Südkoreanern wurden unmittelbar nach der Katastrophe aus der Donau geborgen. Sieben Südkoreaner konnten gerettet werden.

Ursache des Zusammenstoßes noch unklar

Das 27 Meter lange, für 60 Passagiere ausgelegte Unglücksschiff gehört dem Budapester Schifffahrtsunternehmen Panorama Deck.

Einsatzkräfte aus Ungarn, Österreich, Tschechien und Südkorea waren in mühsamer Kleinarbeit zu dem in neun Meter Tiefe liegenden Wrack der „Hableany“ vorgedrungen. In dessen Innerem wurden weitere Tote vermutet.

Derweil wurde in Budapest der Schwimmkran „Clark Adam“ erwartet, der wegen des hohen Wasserstands der Donau erst am Mittwoch aus seinem Heimathafen Komarom, 100 Kilometer westlich von Budapest, auslaufen konnte.

Die Donau fließt mitten durch Budapest und trennt die beiden Stadthälften Buda und Pest voneinander. Ausflugsfahrten per Schiff sind auf dem Budapester Flussabschnitt bei Touristen sehr beliebt, weil sich dabei schöne und fotogene Ausblicke auf Sehenswürdigkeiten wie die Burg von Buda und das Parlamentsgebäude bieten.

In den vergangenen Wochen gab es mehrere Schiffsunglücke. Im Kongo ist ein überladenes Schiff gekentert, 150 Personen wurden vermisst. Mitte März war ein Frachter gesunken, Frankreich drohte eine Ölpest. Am 2. Juni gab es zudem ein erneutes Schiffsunglück in Venedig: Nach dem Unfall der MSC Opera nahmen die Proteste gegen Kreuzfahrtschiffe zu.

(les/dpa)