Berlin. Steht ein krimineller Clan hinter dem Diebstahl eines goldenen Vogelnestes? Der Wert des Werkes liegt bei mehreren Zehntausend Euro.

Aus einer Berliner Schule ist ein mindestens 30.000 Euro teures Kunstwerk gestohlen worden – obwohl das Objekt aus purem Gold bestens gesichert war. Der Diebstahl des so genannten Goldnestes wirft gleich mehrere Fragen auf: Wieso steht ein solcher Kunstschatz in einer Schule? Wie gelangten die Diebe an das Vogelnest aus Gold? Und was haben kriminelle Clans damit zu tun?

All diese Fragen versuchen Polizei und Staatsanwaltschaft nun zu beantworten. Dabei helfen sollen auch Durchsuchungen.

Zwei Häuser oder Wohnungen, ein Juweliergeschäft und ein Auto, vor allem in Ortsteilen des Berliner Großbezirks Neukölln, wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch am Mittwoch durchsucht.

Goldnest gestohlen: Ermittlungen im Clanmilieu

Dabei soll es auch um das Haus eines führenden Mitglieds einer bekannten Großfamilie gegangen sein. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht, sagte am Donnerstag aber, die Maßnahmen hätten im Clanmilieu stattgefunden.

Das Kunstwerk „Goldenes Nest“ lag in einer stark gesicherten Glasvitrine in der Fuchsberg-Grundschule und scheint für Diebe ein interessantes Objekt zu sein: 74 dünne Zweige bilden das 814 Gramm schwere Werk aus purem Gold. Allein der Materialwert liegt bei fast 30.000 Euro. Der Schaden beläuft sich nach dem Diebstahl jedoch auf mindestens 80.000 Euro, wenn man die Schäden an der Vitrine und Honorare für den Künstler Thorsten Goldberg einberechnet.

Wieso stand das Goldnest überhaupt in der Berliner Schule?

Eine kaputte Scheibe eines Außenfensters ist in der Fuchsberg Grundschule abgeklebt.
Eine kaputte Scheibe eines Außenfensters ist in der Fuchsberg Grundschule abgeklebt. © dpa | Annette Riedl

Schon kurz nach der Eröffnung der Schule im Herbst gab es im November einen ersten Einbruchsversuch, im Februar einen zweiten. Nun waren die Einbrecher erfolgreich. Sie zertrümmerten eine Scheibe der Vitrine und verschwanden mit dem Goldnest.

Die erste Frage, die sich nach dem Diebstahl stellt, ist: Warum an einer öffentliche Schule überhaupt ein solches Kunstwerk aus Gold steht. Die Antwort ist bürokratisch: Es ist Teil des Programms „Kunst am Bau“ in Berlin. Bei öffentlichen Gebäuden ist vorgeschrieben, dass ein kleiner Teil der Kosten für „Kunst am Bau“ ausgegeben wird. Im Fall der Fuchsberg-Grundschule floss das Geld in das Werk „Goldenes Nest“.

Wieso ermittelt die Polizei im Clan-Milieu?

Wie die Polizei so schnell auf bestimmte Verdächtige kam, wurde zunächst nicht verraten. Der „Tagesspiegel“ berichtete aber, Polizei-Fahnder hätten vor dem Einbruch drei Jugendliche aus dem Umfeld zweier polizeibekannter Großfamilien an der Grundschule beobachtet.

Die beiden Älteren sollen Intensivtäter sein. Die Polizei soll intern gewarnt haben, dass ein Einbruch geplant sein könnte. Zudem soll eine Sicherheitstür in der Schule beschädigt gewesen sein.

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Die Verbindung zum Clan-Milieu wird auch gezogen, weil die Tat an einen anderen spektakulären Diebstahl erinnert: Den Raub einer Goldmünze im Bode-Museum in Berlin. Ende März 2017 hatten Diebe die Goldmünze mit einem Gewicht von 100 Kilogramm entwendet.

Mitglieder eines Clans müssen sich aktuell wegen des Diebstahls im Bode-Museum verantworten. Die Angeklagten schweigen jedoch nach dem Diebstahl der 100-Kilo-Goldmünze. Wie bei der Goldmünze aus dem Bode-Museum gehen Ermittler davon aus, dass auch das Gold des Goldnestes bereits eingeschmolzen worden sein könnte.

Festzustellen, wo das Gold herkommt, sei nach dem Einschmelzen ausgeschlossen, sagte der Berliner Goldschmiedemeister Jens Sierra Lingemann der „Berliner Morgenpost“.

Der Künstler Thorsten Goldberg sagte nach dem Diebstahl seines Werkes dem „Tagesspiegel“: „Das Kunstwerk war besser gesichert als die Goldmünze im Bode-Museum.“ Das reichte aber offensichtlich nicht aus. (dpa/ac)