Berlin. Bei „Maybrit Illner“ erklärte ein Gast, wie sie ein Jahr ihren CO2-Ausstoß reduzierte. Könnte eine Steuer auf das Treibhausgas helfen?

Die junge „Fridays for Future“-Bewegung ist erfolgreich: Seit Wochen dominiert die Klimakrise die öffentliche Debatte. Aus gutem Grund, schließlich geht es um ein fundamentales Problem, das uns alle betrifft. Die Frage ist nur, was tun?

Genau das wurde am Donnerstagabend auch bei „Maybrit Illner“ diskutiert. Mit dabei: Eine Frau, die konsequent versuchte, CO2-Emissionen zu vermeiden.

Maybrit Illner-Talk – das waren die Gäste

• Robert Habeck, Grünen-Chef
• Peter Altmaier, Bundeswirtschaftsminister
• Antje Boetius, Meeresbiologin
• Petra Pinzler, Journalistin
• Marie-Christine Ostermann, Unternehmerin
• Christoph M. Schmidt, Vorsitzender der Wirtschaftsweisen


Die CO2-Einsparerin

Ein Jahr, möglichst wenig CO2-Ausstoß: Dieses Ziel nahm sich Petra Pinzler mit ihrer vierköpfigen Familie vor. „Wir haben unseren Verbrauch von elf auf sieben Tonnen reduziert“, bilanzierte die Journalistin. Das ist viel, doch noch immer deutlich zu wenig, wenn man die zwei Tonnen heranzieht, die Berechnungen zufolge eigentlich jedem Menschen weltweit zustehen.

Wie gingen die Pinzlers vor? Mit einem bewussteren Lebensstil, bei dem vor allem die Mobilität entscheidend ist: „Wir haben kein Auto mehr“, berichtete Pinzler. Das habe sie am Ende dank des Fahrrads sogar fitter gemacht. Schwer sei es allerdings gewesen, aufs Fliegen zu verzichten. Mal eben nach Lissabon, darum beneide sie in diesen Tagen ihre Nachbarn. Weniger CO2: Was jeder tun kann, um das Klima zu schützen.

Die Gäste in der Sendung „Maybrit Illner“: Antje Boetius, Peter Altmaier, Maybrit Illner (Moderatorin), Robert Habeck, Marie-Christine Ostermann und Christoph M. Schmidt.
Die Gäste in der Sendung „Maybrit Illner“: Antje Boetius, Peter Altmaier, Maybrit Illner (Moderatorin), Robert Habeck, Marie-Christine Ostermann und Christoph M. Schmidt. © ZDF/Jule Roehr | ZDF/Jule Roehr

Bei ihren Bemühungen sah sich Pinzler vom grundsätzlichen System behindert. „Umweltfreundliches Verhalten wird bestraft, umweltfeindliches wird belohnt“, kritisierte sie, etwa unter Verweis auf die günstigen Flug- und die teuren Bahnpreise. Daher müsse künftig gelten, dass die ökologischen Kosten im Preis berücksichtigt werden.

Was für eine CO2-Steuer spricht

Genau das könnte über eine Abgabe auf CO2 erreicht werden. Die Idee: Das Treibhausgas erhält einen festen Kostenpunkt, der in die Preise integriert wird. Benzin zum Beispiel würde dann um diesen Faktor teurer werden. Diskutiert werden Preise zwischen 20 und 250 Euro pro Tonne.

„Nichts wird den Menschen weggenommen“, sagte dazu Grünen-Chef Robert Habeck. Zumindest Einkommensschwächeren sollten die Ausgaben zum Beispiel am Jahresende wieder zurückgezahlt werden. Weniger CO2: Was jeder tun kann, um das Klima zu schützen.

Was die Steuer dann bringt?

„Mit einem Preis hätte jeder wieder die Kontrolle“, sagte der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt. Schließlich könnten dann sowohl Verbraucher als auch Unternehmen bewusst entscheiden, wie sie ihr Geld investieren. Eine bessere Steuerungsmöglichkeit gebe es nicht.

Was gegen eine CO2-Steuer spricht

Das klang eigentlich vernünftig, zumal sich dadurch wahrscheinlich auch effizientere Produkte und Systeme durch den Preisvorteil durchsetzen würden. Peter Altmaier zeigte sich dennoch nicht überzeugt: „Wenn man das gerecht machen will, ist es eine große bürokratische Leistung“, sagte der Wirtschaftsminister. Schließlich habe man oft gar keinen Einfluss darauf, wie CO2-intensiv man lebe.

Altmaier hatte an dieser Stelle durchaus einen Punkt. Was ist zum Beispiel mit Mietern, die nicht entscheiden können, ob ihr Vermieter dämmt? Was ist mit Menschen, die zur Arbeit pendeln müssen – und so aufs Auto angewiesen sind? Und ist es nicht ungerecht, dass Städter oder Wohlhabendere mit teurem E-Auto im Gegensatz dazu automatisch einen Vorteil erzielen würden.

Schade, dass Habeck und die anderen Verfechter der CO2-Steuer in der Debatte eine konkrete Erwiderung auf diese Fragen schuldig blieben.

Das Fazit

Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ machte zweierlei deutlich: Ja, die Klimadebatte ist zum Mainstream geworden. Schnelle, umfassende Lösung gibt es deswegen aber leider trotzdem nicht. Stattdessen plädieren führende Politiker wie Peter Altmaier für ein Zertifikatesystem, das am besten mit vielen internationalen Partnern aufgezogen werden soll.

Allein, wenn es dann mal nicht zu spät ist. Der richtige Zwischenruf dazu kam von der Meeresbiologin Antje Boetius, die sich bei den „Scientists for Future“ engagiert: „In zehn, zwölf Jahren lässt sich die Entwicklung nicht mehr zurückdrehen. Die Zeit ist um!“ (Paul Ritter)

Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek