Berlin. Klobig, die Grafik schlecht, der Sound erbärmlich. Und doch ist der Game Boy ein Erfolg der Technik-Geschichte. Auch nach 30 Jahren.

Sie konnten es damals nicht ahnen, die Millionen Kinder – und Erwachsenen – die in den 90er Jahren irgendwann einen Game Boy bekamen. Sie konnten nicht ahnen, dass sie da ein Stück Technik in der Hand hielten, das für viele, viele Jahre trotz schon damals nicht taufrischer Technik eine besondere Rolle in der Videospielgeschichte einnehmen würde.

Tatsächlich, auch heute noch, ist der Game Boy noch immer ein Inbegriff für Videospiele. Der Urvater des mobilen Zockens – oder zumindest das Produkt, das es massenmarkttauglich gemacht hatte.

Am 21. April feiert er seinen 30 Geburtstag, Der Kultstatus ist ungebrochen.

Gameboy feiert 30. Geburtstag – und ist trotz alter Technik Kult

Rennen, springen, und das alles im richtigen Takt: „Super Mario Land“ ist eines der bekanntesten Spiele für den Game Boy.
Rennen, springen, und das alles im richtigen Takt: „Super Mario Land“ ist eines der bekanntesten Spiele für den Game Boy. © dpa-tmn | Andrea Warnecke

Aus heutiger Sicht kann man die Konsole, von der weltweit mehr als 120 Millionen verkauft worden sind, als veraltet betrachtet. Die pixelige 8-Bit-Grafik vor dunkelgrünem Hintergrund ist in Zeiten fotorealistischer Computerspielwelten mindestens Retro, für viele junge Videospieler wohl maximal unerträglich. Die dudeligen Tonfolgen sind putzig, aber heillos veraltet.

Und doch: Die wenigsten Kinder der 80er Jahre würden an einem funktionstüchtigen Gerät emotionslos vorbeiziehen – sondern zumindest eine Runde spielen wollen. Das hat mehrere Gründe.

Der erste Game Boy (l in Grau) erhielt über die Jahre etliche Nachfolger wie den Game Boy Pocket (blau, liegend), den Game Boy Advance SP (Mitte, aufgeklappt), den Game Boy Advance (r, rosa) und den Game Boy Color (vorne, mit Farbdisplay).
Der erste Game Boy (l in Grau) erhielt über die Jahre etliche Nachfolger wie den Game Boy Pocket (blau, liegend), den Game Boy Advance SP (Mitte, aufgeklappt), den Game Boy Advance (r, rosa) und den Game Boy Color (vorne, mit Farbdisplay). © dpa-tmn | Andrea Warnecke

Zuerst natürlich die Nostalgie: Es ist ein Fahrschein in die eigene Kindheit, eine Zeitmaschine in einfachere Zeiten, als die Priorität im Leben auch mal war, den Rekord der großen Schwester bei „Tetris“ zu brechen. Marios Prinzessin zu retten. Noch das 150. Pokémon zu fangen. Fantasiewelten, die, schon allein aufgrund der simpeln Darstellungen, die Fantasie anregten. Entdeckergeist weckten. Wie der Game Boy in den 90ern die Kinderzimmer eroberte.

Gleichzeitig machte den Game Boy genau das so besonders, was auch das Nokia 3310, den iPod, das iPhone zu Ikonen der Technikwelt machten: Ein perfektes Design, das die Benutzung intuitiv machte, das auf jede Kinkerlitzchen verzichtete. Steuerkreuz, ein paar Knöpfe, Bildschirm. Bis heute ist das die Basis von fast jedem Videospiel.

Game Boy war Nachfolger der „Game & Watch“-Geräte – die nur ein Spiel hatten

Der Game Boy wurde von Nintendo als Nachfolger der „Game & Watch“-Reihe entwickelt, eigenständige, tragbare Mini-Konsolen, die jedoch nur ein Spiel abspielen konnten, das gespeichert war. Module, die schnell gewechselt werden konnten wie beim Game Boy, waren für dass Tragbar-Segment der Videospielwelt nicht üblich – bis am 21. April 1989 die Konsole in Japan erschien. Eineinhalb Jahre dauerte es dann, bis sie in Europa ankam. Für 169 Deutsche Mark.

Spielmodule für den Game Boy kosteten in den 90er Jahren neu zwischen 30 und 50 DM.
Spielmodule für den Game Boy kosteten in den 90er Jahren neu zwischen 30 und 50 DM. © dpa-tmn | Andrea Warnecke

Nintendo merkte schnell, dass ein Dauerbrenner geboren war. Immer wieder schmissen die Japaner neue Varianten auf den Markt, Farbige Varianten, Modelle die kleiner waren, Modelle mit Hintergrundbeleuchtung, irgendwann dann den „Game Boy Color“, der Farbe ins Spiel brachte – als dieser 1998 erschien, löste er den Original-Gameboy ab.

Nach neun Jahren auf dem Markt – kaum ein technisches Gerät, das heute noch eine solche Lebensdauer hat.

„Pokémon“ verlängerte die Lebensdauer des Game Boys enorm

Dass der Gameboy nicht früher eingestampft wurde lag vor allem an „Pokémon“, das 1996 in Japan erschien. Das Abenteuerspiel, das bis heute in zahlreichen Versionen ungebrochen populär ist, wurde zum absoluten Verkaufshit – und brachte Schwung in die langsam schmaler werdenden Verkaufszahlen.

Später, 2001, brachte Nintendo den Gameboy Advance auf den Markt, 2004 den Nintendo DS, eine neue tragbare Konsole mit zwei Bildschirmen. Mit dem DS starb auch die Bezeichnung „Game Boy“. Die neue Generation brach den Konsolen-Verkaufsrekord des Game Boys. (ses)