Berlin. Es hat gedauert, aber es ist gelungen: Forscher fanden das erste Molekül, das nach dem Urknall entstand. Und belegen eine Theorie.

Eine der faszinierendsten Fragen der Welt ist sicher, wie sie überhaupt entstanden ist. Es gibt die unterschiedlichsten Theorien – wissenschaftlich relevant ist vor allem die des Urknalls. Forschern ist nun ein spannender Durchbruch gelungen: Sie haben das erste Molekül nachgewiesen, das nach dem Urknall entstanden ist.

Das ist vor allem deshalb wichtig, weil so nachvollziehbarer werden könnte, wie sich das Universum insgesamt entwickelt hat. Die frohe Kunde wurde vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht.

Erstes Molekül nach Urknall – Nachweis war langwierig

Heliumhydrid-Ionen waren die ersten Moleküle, die sich nach dem Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren im Universum bildeten. Obwohl die Existenz des Ions, eine Verbindung aus ionisiertem Wasserstoff und Helium, bereits 1925 im Labor gezeigt wurde, blieb es im All lange unauffindbar. „Es gab bislang einfach keine entsprechenden Detektoren“, sagte Astrophysiker Rolf Güsten.

Eine Aufnahme des Hubble-Teleskops zeigt das Spektrum des Heliumhydrid-Ions (HeH+) (rechts unten).
Eine Aufnahme des Hubble-Teleskops zeigt das Spektrum des Heliumhydrid-Ions (HeH+) (rechts unten). © dpa | NIESYTO designWilliam Latter

Entsprechend war trotz seiner unbestrittenen Bedeutung in der Geschichte des frühen Universums das Molekül, das kurz HeH+ heißt, bisher im interstellaren Raum nicht nachweisbar. „Die gezielte Suche in den letzten Jahrzehnten, die bereits 1925 im Labor durchgeführt wurde, war erfolglos und stellte unser Verständnis der zugrundeliegenden chemischen Netzwerke in Frage“, schreibt das Forscherteam in dem Fachmagazin. Es sei ein „Dilemma“ gewesen.

Nachweis gelang mithilfe einer zur Sternwarte umgebauten Boeing 747

Weit mehr als zehn Jahre hätten seine Kollegen und er geforscht, um ein hochauflösendes Spektrometer zu entwickeln, das die individuelle Infrarot-Strahlung des Moleküls im All aufspüren kann. Auch Forscher der Uni Köln waren beteiligt. Von einer zur fliegenden Sternwarte umgebauten Boeing 747 aus wurden schließlich die entscheidenden Messungen gemacht. Das Molekül fand sich in einem planetarischen Nebel etwa 3000 Lichtjahre von der Erde entfernt.

„Wir hatten die Suche nach den Heliumhydrid-Ionen lange auf der Agenda. So etwas Bedeutendes wie das erste Molekül des Universums weckt natürlich den wissenschaftlichen Ehrgeiz“, sagte Güsten. Die Forscher erhoffen sich von der Entdeckung, chemische Reaktionen in der Frühphase des Universums kurz nach dem Urknall künftig besser modellieren zu können.

Erst kürzlich haben Forscher einen Meilenstein erreicht – eine Sensation: Erstes Bild eines Schwarzen Lochs veröffentlicht. (ses/dpa)