Essen. Mit „Das Berginternat“ startet im ZDF eine neue Heimatserie. Die Bilder sind hübsch, Handlung und Figuren bleiben leider hübsch harmlos

Tiefblauer See, majestätische Berge, Natur pur: Idyllischer geht’s nicht. „Ich muss zugeben: gar nicht so schlecht“, sagt sich auch Nele Seitz (Maya Naddad). Die junge Sozialpädagogin aus Köln ist auf dem Weg zu ihrer neuen Stelle an einem bayerischen Sportinternat. Dass die überirdisch friedvolle Atmosphäre lediglich ein trügerischer Deckmantel ist, der die harte Realität kaschiert, zeigt sich prompt.

Kaum hat Nele „diese Ruhe!“ tief in sich aufgesogen, da dröhnen ihr ein „Kreuzkruzifixhalleluja“ und andere Kraftausdrücke entgegen. Josef Eder (Felix von Manteuffel) schafft es nicht, einen Steinbrocken von seinem Feld zu entfernen. Was Nele, die spontan hilft, nicht erkennt: Der Gauner versetzt einen Grenzstein.

„Das Berginternat“ zeigt Leistungssportler im Abitur-Alter

Mit der klischeehaften Überbetonung des bajuwarischen Elements ist es nach den Eingangsbildern zum Glück getan. Der Grenzstein indes wird irgendwann, wie vorhergesehen, zum Stein des Anstoßes. Der Alltag, der „die Neue“ in der ersten Folge der neuen ZDF-Filmreihe „Gipfelstürmer – Das Berginternat“ alsbald einfängt, bietet dem Zuschauer immerhin eine Abkehr vom vertrauten Ambiente. Es geht um die Welt jugendlicher Leistungssportler im Abitur-Alter. Im Zentrum steht ein teures, nach noch mehr Exklusivität und Renommee strebendes Sportinternat.

Problemschüler Konstantin (Paul Triller) und die neue Sozialpädagogin Nele (Maya Haddad) brechen morgens an der Berghütte wieder auf.
Problemschüler Konstantin (Paul Triller) und die neue Sozialpädagogin Nele (Maya Haddad) brechen morgens an der Berghütte wieder auf. © ZDF und Jacqueline Krause-Burber | Jacqueline Krause-Burberg

Direktorin Engel (Katja Weitzenböck), einst Neles Mentorin im Studium, hat die Sozialpädagogin wegen eines peinlichen Mobbing-Vorfalls angeworben. Opfer ist eine junge Referendarin. Doch Neles erste Aufgabe ist der Schüler Konstantin Berz (Paul Triller), unangefochtener Star der Mountainbike-Klasse, der aufgrund seiner überragenden Leistungen und seiner riesigen Internet-Fangemeinde ein wichtiges Aushängeschild für das Internat sein könnte und stattdessen kurz vor dem Rauswurf steht.

Seit ein paar Wochen ist der bisherige Musterschüler völlig außer Kontrolle, rebelliert gegen alles und jeden, scheint den Verweis provozieren zu wollen. Behutsam versucht Nele, zu Konstantin durchzudringen; klar, dass sie letztlich den Schüler aus seiner Abwärtsspirale reißt, das Mountainbike-Team rettet, alle Mobber zur Einsicht bekehrt und auch den Grenzstein wieder geraderückt.

Charaktere und Handlung haben wenig Tiefe

Leider ist die Story (Buch: Anna Tebbe, Sven Hasselberg; Regie: Jakob Schäuffelen) nicht annähernd so fesselnd, so unberechenbar, wie es die Mountainbike-Touren sind. Nur wenn die Kamera (Florian Schilling) halsbrecherische, atemberaubende Fahrten über schmale Bergpfade, holprige Geröllfelder und gefährliche Steilhänge einfängt, hat der Film jede Menge Tiefe. Der Rest ist flach, auch weil die handelnden Personen nur Abziehbilder sind, frei von psychologischer Grundierung oder gar Entwicklung. Vieles passiert einfach nur, Behauptung ersetzt Begründung. Das mag hübsch erscheinen, ist aber nur hübsch harmlos.

Fazit: Der flachen Geschichte können auch die Darsteller kaum Tiefe verleihen.

• Donnerstag, 4. April, 20.15 Uhr, ZDF: „Gipfelstürmer – Das Berginternat“