Essen. Michaela May spielt im ZDF-Herzkino eine reife Frau, die sich neu verliebt. Eine Erfahrung, die sie vor einiger Zeit auch gemacht hat.

„Polizeiruf 110“, ZDF-Herzkino – Michaela May gehört zu den viel beschäftigten deutschen Schauspielerinnen. Seit ihrem 17. Lebensjahr steht sie bereits auf der Bühne. Mit 22 Jahren erlebte sie ihren TV-Durchbruch: Helmut Dietl verpflichtete sie für die „Münchner Geschichten“ und „Monaco Franze“ (1981). Seitdem steht May (67) regelmäßig für Serien, Filme und Shows vor der Kamera.

Die Schauspielerin, die soeben zu Münchens Ehrenbürgerin ernannt wurde, spielt am 22. April im ZDF-Herzkino „Katie Fforde“. Privat hatte sie für Schlagzeilen gesorgt, als sie sich 2004 nach 23 Ehejahren von ihrem Mann, dem Wirtschaftsanwalt Jack Schiffer, getrennt hatte, weil sie sich bei den Dreharbeiten für einen „Polizeiruf 110“ so heftig in den Regisseur Bernd Schadewald verliebt hatte, dass sie alles für ihn aufgab. Wir haben mit ihr gesprochen – über Liebe und die Schwierigkeit, Abschied zu nehmen.

In der Folge „Das Kind der anderen“ spielen Sie die Mutter einer erwachsenen Tochter, und sie verlieben sich noch mal. Ist das nicht ganz ähnlich wie bei Ihnen?

Michaela May: Es muss nicht immer autobiografisch sein, was man spielt. Ganz im Gegenteil, sonst müsste man ja auch morden, wenn man eine Mörderin spielt. Es ist eine Herausforderung, andere Charaktere zu spielen, als man selbst ist. In dieser Rolle eben eine Mutter, die sehr in das Leben ihrer Tochter eingreift. Sie verliebt sich auch noch mal – die Liebe kennt eben kein Alter.

Michaela May erhält am vergangenen Donnerstag von Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister von München, im Alten Münchener Rathaus die Ehrenbürgerwürde.
Michaela May erhält am vergangenen Donnerstag von Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister von München, im Alten Münchener Rathaus die Ehrenbürgerwürde. © dpa | Lino Mirgeler

Geht man ab einem gewissen Alter mit dem Verliebtsein anders um als in jungen Jahren?

May: Die Liebe ist nie gleich, sondern immer wieder neu, so habe ich das jedenfalls erlebt. Das Glück ist alterslos, besteht aus Momenten, die berauschen und nicht berechenbar sind, sonst würde man es sich ja immer so hindrehen, dass man permanent glücklich ist.

Im Herzkino-Film muss die Tochter damit klarkommen, dass der Mann ein Kind mit einer anderen hat. Muss man auch im wirklichen Leben lernen, nicht eifersüchtig auf die Vergangenheit des anderen zu sein?

May: Man sollte dem anderen sein Glück gönnen, aber das ist leichter gesagt, als getan.

Können Sie selber gut verzeihen, oder sind Sie doch eher nachtragend? Die Frau, die Sie im Film spielen, kann nur sehr schlecht damit umgehen.

May: Ich hatte bisher das Glück, dass mir wirklich richtig große Enttäuschungen bei Partnern erspart geblieben sind. Nur Ungerechtigkeit und Unwahrheit kann ich nicht vergessen, das merke ich mir wie ein Elefant. Das Vertrauen ist dann weg.

Und wie war das mit Liebeskummer in Ihrer Jugend? Sind Sie früher immer tausend Tode gestorben oder fanden Sie Liebeskummer eher bittersüß?

May: Das Auf und Ab in der Liebe gehört schon dazu, gerade in der Jugend ist die Liebe eine Berg- und Talfahrt. Wenn man jung ist und die erste Liebe scheitert, bricht oft eine Welt zusammen. Man muss in der Liebe auch erst seine Erfahrungen machen. Bei mir war es immer so, dass der eine Freund den anderen abgelöst hat und ich nie lange in einem tiefen Tal geblieben bin.

Es heißt immer, Sie hätten eine positive Lebenseinstellung.

May: Ja, ich glaube, die habe ich von meiner Mutter mitgekriegt, die konnte Negatives auch gut ablegen. Dabei stammte sie noch aus einer Generation, wo es durch den Krieg oft völlig aussichtslos war und man nichts hatte, aber sie hat trotzdem was daraus gemacht.

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    Ende Januar ist Ihre Mutter mit 97 Jahren gestorben.

    May: Es ist eine Gnade, dieses hohe Alter einigermaßen gesund zu erreichen. Und sie war geistig fit bis zum Schluss. Es ist immer schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren, aber mit 97 Jahren ist ein Leben abgerundet und gut. Darum war ich mit ihrem Tod auch irgendwie versöhnt.

    Sie sind Mutter und bald dreifache Großmutter. Übernehmen Sie aktiv Aufgaben als Oma?

    May:Wir nehmen unsere größere Enkeltochter gerne hin und wieder zu uns, das ist sehr schön. Dann wird unsere Wohnung wieder mehr zum Spielplatz.

    Was tun Sie, um mit sich selbst im Einklang zu sein? Haben Sie Lieblingsbeschäftigungen?

    May: Ich bemühe mich, etwas für die Beweglichkeit meines Körpers und meines Geistes zu tun. Ich mache viel Yoga, gehe gerne in die Berge, schwimme und liebe Gartenarbeit und alles, was mit der Natur zusammenhängt.