Erzhausen. Beim Absturz eines Flugzeugs in Hessen sind drei Menschen gestorben. Auch ein Streifenwagen wurde in einen tödlichen Unfall verwickelt.

Im südhessischen Egelsbach sind bei dem Absturz eines Kleinflugzeugs in der Nähe eines Flugplatzes drei Menschen ums Leben gekommen. Darunter ist auch die russische Geschäftsfrau und Millionärin Natalija Filjowa.

Die Miteigentümerin der S7-Fluggesellschaft sei im Alter von 55 Jahren am Sonntag bei dem Unglück in Egelsbach gestorben, teilte das Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur in Moskau mit. „Das ist ein unwiederbringlicher Verlust“, sagte eine Sprecherin.

Angehörige der Unternehmerin landeten dem hessischen Wirtschaftsministerium zufolge noch in der Nacht am Flughafen Frankfurt. Am Montag fährt an dem Unglücksort ein Wagen vor, ein Mann legt einen großen Strauß rote Rosen nieder und betet am Ort der Tragödie.

Filjowa sei eine inspirierende Managerin und wunderbare Frau gewesen, hieß es weiter. Sie galt als eine der reichsten Frauen Russlands. Sie war russischen Medien zufolge mit ihrem Vater an Bord. Auch der Pilot starb bei dem Absturz. Er soll nach Informationen Moskauer Medien ebenfalls russischer Herkunft sein.

„Ich hab nur gesehen, dass er schräg hängt in der Luft“, sagt eine Anwohnerin und Augenzeugin am Tag nach der Tragödie. „Dann ist er frontal runtergekracht und explodiert.“ Nach ihrer Ansicht hätte es auch noch schlimmer kommen können. „Da laufen immer viele Leute rum. Es war noch gut, dass die Spargelhelfer nicht auf dem Feld waren.“

Opfer wurden geborgen

Die Miteigentümerin der S7-Fluggesellschaft, Natalija Filjowa, im Februar 2018. Die russische Geschäftsfrau ist bei dem Absturz ums Leben gekommen.
Die Miteigentümerin der S7-Fluggesellschaft, Natalija Filjowa, im Februar 2018. Die russische Geschäftsfrau ist bei dem Absturz ums Leben gekommen. © dpa | Vyacheslav Prokofyev

Einen Tag nach dem Absturz eines Kleinflugzeugs in Hessen sind am Montag die drei Leichen geborgen worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Darmstadt sollen sie am Dienstag obduziert werden. Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung und Kriminaltechniker fotografierten bereits am Sonntag das Wrack und vermaßen die Unfallstelle.

Dabei sollen sie von Kollegen aus Russland unterstützt werden, sagte Sergek Sajko, stellvertretende Leiter des russischen Zwischenstaatlichen Luftverkehrskomitees (MAK). „Der Staat, dessen Flugzeug abgestürzt ist, ist immer an der Zusammensetzung der Untersuchungskommission beteiligt“, sagte Sajko. „Sollte es notwendig sein, sind wir bereit, beratend zu helfen und Hilfe zu leisten bei der Auswertung der Flugschreiber, sollten diese gefunden werden.“ Bislang sei jedoch unklar, ob es in der Maschine einen Flugschreiber gegeben habe.

Wie genau das Flugzeug abgestürzt ist, sei noch unklar. Dazu müssten zunächst auch noch die Funk- und Radardaten ausgewertet werden. Die Flugbahn müsse aber sehr steil gewesen sein. „Den Flugverlauf zu verstehen, ist ein ganz wichtiger Punkt“, hieß es von Seiten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). Einen ersten Zwischenbericht will die BFU am 25. Mai vorlegen. Ein Abschlussbericht könne aber Monate dauern.

Flugzeug stürzte auf Spargelfeld

Die Maschine war bei frühlingshaftem Wetter am Sonntagnachmittag auf ein Spargelfeld in Erzhausen gestürzt, teilte die Polizei mit. Nach ersten Erkenntnissen sei die sechssitzige Maschine nach ihrem Aufprall komplett ausgebrannt, sagte eine Polizeisprecherin in Darmstadt.

Ein Beamter der Kriminalpolizei an der Absturzstelle.
Ein Beamter der Kriminalpolizei an der Absturzstelle. © dpa | Boris Roessler

Das Trümmerfeld umfasse einen Radius von bis zu 20 Metern. Die Unfallstelle wurde weiträumig abgesperrt. Nur zwei in die Luft ragende Rotorblätter zeugen am Unglücksort noch davon, dass es sich bei den Trümmern um ein Flugzeug gehandelt hat. Der Rest ist zertrümmert, zusammengeschmolzen und verkohlt.

Das Kleinflugzeug war im französischen Cannes gestartet, so die Deutsche Flugsicherung. Wenige Minuten vor dem Absturz habe sich der Pilot bei ihr abgemeldet, um sich beim Tower des Flugplatzes Egelsbach für die Landung anzumelden. Bei der Maschine handelt es sich um ein Flugzeug vom Typ Epic E1000.

Zweiter Unfall kurz nach dem Absturz

Kurz nach dem Flugzeugunglück kam es zu einem weiteren schweren Unfall. Ein Streifenwagen wurde auf dem Weg zur Absturzstelle frontal von einem entgegenkommenden Auto erfasst. Dessen Fahrer war nach ersten Erkenntnissen bei einem auf die Gegenspur gekommen und prallte dort mit dem Streifenwagen zusammen. Der 24-jährige mutmaßliche Unfallverursacher und eine 22 Jahre alte Frau starben, drei Polizisten wurden schwer verletzt.

Ein Beamter der Kriminalpolizei untersucht das Wrack.
Ein Beamter der Kriminalpolizei untersucht das Wrack. © dpa | Boris Roessler

Luftfahrzeuge wie die Unglücksmaschine gibt es im Deutschen Luftraum zu Tausenden. Von den gut 21 000 beim Luftfahrtbundesamt angemeldeten Luftfahrzeugen gehören mehr als 20 000 wie die Epic zum Bereich der Allgemeinen Luftfahrt. Hier sind neben Motorflugzeugen auch Segler, Helikopter oder Ballone erfasst. Sie stellen so etwas wie den Individualverkehr in der Luft dar, vergleichbar mit den Autos auf der Straße.

Die Flugzeuge fliegen in der Regel auf Sicht und bei weiteren Strecken auch nach Flugplänen, die zuvor mit der Flugsicherung und Eurocontrol geplant und genehmigt werden müssen. Die Pläne enthalten unter anderem Abflug- und Ankunftszeit, Reisegeschwindigkeit, Flugstrecke, Höhe, Zielflugplatz und Ausweichplätze. Die Flugzeuge werden aber nicht fortwährend von Lotsen begleitet, die sich ausschließlich um die größeren Flieger im Instrumentenflug kümmern. Diese Daten muss die BFU nun auch für die Unglücksmaschine auswerten.

(vem/ba/dpa)