Köln. Ein Sprengmeister wird im neuen Köln-„Tatort“ durch eine alte Fliegerbombe getötet. Ballauf und Schenk ermitteln. Lohnt das Einschalten?

Die Bombe ist entschärft, doch beim Abtransport knallt es im Lastwagen wenig später fürchterlich. Vom Opfer bleibt nur ein Stück des Unterkiefers übrig, wie die Ermittler frustriert feststellen.

Da ist man natürlich als Fernsehzuschauer schon weiter als die Kölner Buddies Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk, (Dietmar Bär). Die glauben erst mal an einen Unfall. Unfälle aber gibt es im „Tatort“ in aller Regel nicht, und so ist es natürlich auch in „Bombengeschäfte“. Also: Wer wollte den Fahrer beseitigen?

„Tatort“ zeigt dieses Mal Tätersuche im traditionellen Stil

Autor und Regisseur Thomas Stiller macht daraus einen Fall von Tätersuche im traditionellen Stil, aber das kann ja auch ganz spannend werden. Zumal er auf eine Branche blickt, die dem Tod oft genug ganz nahe kommt.

Maiwald senior (Ralph Herforth) führt den Kampfmittelräumdienst mit höchster Seriosität, sein Sohn (Adrian Topol) ist der Klischee-Junior, an dem jeder Vater verzweifeln muss: Er überschätzt sich pausenlos und ist obendrein spielsüchtig.

Verdächtig ist er auch, denn das Opfer Peter Krämer (Beat Marti) unterhielt ein Verhältnis mit einer Kollegin (Isabel Thierauch), die er selber im Visier hat.

Typische Kölner „Tatort“-Welt

Doch Stiller spannt den Bogen weiter in die typische Kölner „Tatort“-Welt eines verunsicherten Bürgertums hinein, das in Nöten steckt, das sich irgendwie über Wasser halten will.

Klaus J. Behrendt (als Kommissar Max Ballauf, l.) und Dietmar Bär (als Kommissar Freddy Schenk) bei Dreharbeiten zum neuen Köln-„Tatort“.
Klaus J. Behrendt (als Kommissar Max Ballauf, l.) und Dietmar Bär (als Kommissar Freddy Schenk) bei Dreharbeiten zum neuen Köln-„Tatort“. © dpa | Guido Kirchner

Ein geplantes Neubauviertel rückt er in den Blickpunkt, er schildert Ränkespiele im Wettstreit darum, dort noch ein Haus abzubekommen, und präsentiert einen (natürlich) furchtbar glatten Investor (Marco Hofschneider), der die Macht genießt und skrupellos ausspielt. Und der sich, man ahnt es schon, ein Bomben-Gutachten aus Maiwalds Firma besorgt hat.

Auch Krämer wäre gerne in eins der Häuser eingezogen mit seiner Frau, einer traumatisierten Bosnierin (Alessija Lause), die nun ihrerseits mithilfe eines verkrüppelten Freundes (Sascha Alexander Gersak) aus der neuen Situation Kapital schlagen will.

Ein „Tatort“ mit zu vielen Geschichten

Da sind viele kleine Dramen unterwegs, die Stiller zusammenführen will, vielleicht sogar zu viele. Denn so richtig nah kommt man den Figuren nicht, obwohl deren Darsteller durchweg gute Arbeit abliefern. Die Welt von Krämers Frau, die nie mehr ein Opfer sein will, und ihres zynischen Freundes, den eine Mine zum Krüppel machte, verdiente eine eigene Geschichte.

Auch ins Seelenleben eines Bombenentschärfers, der stets am Tod entlangbalanciert, blicken wir nicht wirklich.

Und eine alte Kölner „Tatort“-Krankheit scheint nicht mehr heilen zu wollen: die des pausenlosen Erklärens, anstatt auf Spiel und Bild zu vertrauen.

Es hilft gewiss, wenn man zwischendurch mal auf die Toilette muss oder gerne nebenher mit dem Smartphone herumdaddelt. Kameramann Marc Liesendahl halbiert gerne Gesichter, beim ansonsten eher konservativen Erzählstil dürfte das den ein oder anderen irritieren. Macht aber auch nichts kaputt. Das ist das „Tatort“-Jahr 2019.

Fazit: Kein aufregendes Abenteuer, ein guter Durchschnitts-„Tatort“, in dem wieder ein bisschen zu viel geredet wird.

• Sonntag, 31. März, 20.15 Uhr, ARD: „Tatort“