Mailand. Eine Stunde Todesangst: In Italien hat ein Mann einen Schulbus entführt und die Kinder massiv bedroht. Sein Motiv war wohl politisch.

In der Nähe von Mailand hat ein Mann einen voll besetzten Schulbus in seine Gewalt gebracht und schließlich in Brand gesetzt. Nach Angaben italienischer Medien waren etwa 50 Kinder und Lehrer an Bord, sie konnten sich nach einer Stunde voller Todesangst alle retten. Zwölf Personen wurden nach dem Angriff ins Krankenhaus gebracht, allerdings ohne schwere Verletzungen.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen Italiener mit senegalesischen Wurzeln. Der Mailänder Staatsanwalt Alberto Nobili ermittelt in alle Richtungen, auch ein Terrormotiv werde geprüft. Der Mann habe den Schulbus vom Weg abgebracht und ihn anschließend angezündet, erklärte Innenminister Matteo Salvini am Mittwoch. Er sei festgenommen worden. Während der Tat soll der Verdächtige Bezug auf den Tod von Migranten im Mittelmeer genommen haben.

„Das Sterben im Mittelmeer muss aufhören“

Der Täter habe den Bus in San Donato Milanese in Brand gesteckt, als die Polizei ihn anhielt. Laut Regierungschef Salvini war er wegen sexueller Gewalt und Trunkenheit am Steuer vorbestraft. Auf Bildern ist ein vollkommen ausgebrannter Bus zu sehen. Laut Provinzkommandant Luca De Marchis rief der Entführer „hier kommt niemand lebend raus“, bevor er das Fahrzeug in Brand steckte. Außerdem soll er gerufen haben, „das Sterben im Mittelmeer muss aufhören“.

Auf einem Video sind Kinder zu sehen, die um die zwölf Jahre alt sind und panisch schreiend aus dem Bus laufen. In einem Video erzählt ein Junge, der Mann habe Benzinkanister ausgeschüttet, Kinder seien an den Händen gefesselt gewesen, und ihre Handys seien ihnen weggenommen worden. Er habe sich allerdings befreien können und mit seinem Telefon, das auf den Boden gefallen war, die Polizei gerufen, sagte der Junge.

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Entführer soll mit Feuer gedroht haben

Die Polizisten konnten alle noch rechtzeitig retten, weil sie die hinteren Fenster des Busses einschlugen, wie ein Augenzeuge im Fernsehen erzählte. „Er hat gesagt, wenn sich jemand bewegt, schüttet er Benzin aus und zündet das an“, erzählte ein Mädchen aus dem Bus der Nachrichtenagentur Ansa.

Der Mann habe gesagt, dass die Menschen in Afrika sterben müssten und dass das die Schuld der italienischen Vize-Regierungschefs Salvini von der rechten Lega und Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung sei.

Der Täter habe wegen sexueller Gewalt und Trunkenheit am Steuer Vorstrafen gehabt, sagte Salvini. Die populistische Regierung in Rom fährt seit ihrem Amtsantritt einen harten Kurs gegen Migranten und verweigerte mehreren Rettungsschiffen mit Geflüchteten das Anlegen in Italien. (dpa/küp)

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