Berlin. In der Antarktis könnte bald erneut ein riesiger Eisberg abbrechen. Die Region hatte jahrzehntelang eigentlich als stabil gegolten.

In der Antarktis droht ein Eisberg abzubrechen, der rund doppelt so groß ist wie die Insel Rügen: Satellitenbilder der Nasa zeigen, wie zwei Rissen im antarktischen Brunt-Schelfeis zurzeit annähern. Wenn sie aufeinander treffen, dürften sie sie einen Eisberg mit einer Fläche von rund 1700 Quadratkilometern abschneiden.

Das Abbrechen von Eisbergen in der Antarktis ist keine Seltenheit. Ungewöhnlich an der jüngsten Entwicklung sei aber die Gegend, heißt es in einer Mitteilung der Nasa: Die Region in der östlichen Antarktis habe seit der Entdeckung durch den britischen Polarforscher Ernest Shackleton im Jahr 1915 zunächst als stabil gegolten.

Der nun nördlich wachsende Riss veränderte sich 35 Jahre lang nicht. Erst seit dem Jahr 2012 bewegt er sich nordwärts – in jedem Jahr rund vier Kilometer. Die beiden Rissen trennen nur noch wenige Kilometer. Aus Sicherheitsgründen wurde daher auch die britische Forschungsstation Halley VI evakuiert.

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Doch was bedeuten die Veränderungen und sind sie durch den Klimawandel verursacht? Das ist alles andere als eindeutig, sagen Fachleute. „Man kann unmöglich sagen, was genau der Grund für diese Risse ist“, sagt Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der „Süddeutschen Zeitung“. „Dafür müsste man die Prozesse in der Region viel besser kennen: Gibt es dort Schmelzwasser? Wo kommt es her? Hat sich die Gegend überhaupt erwärmt?“ Der Abbruch des Eisbergs könnte durchaus auch ein natürliches Ereignis sein.

• Hintergrund: Rechteckiger Eisberg in Antarktis verblüfft sogar die Nasa

Im Jahr 2017 war der größte jemals aufgezeichnete Eisberg in der westlichen Antarktis vom Gletscher abgebrochen. Satellitenbilder der europäischen Raumfahrtagentur Esa zeigten den Eisberg namens A68 mit einer Größe von rund 5800 Quadratkilometern, der mehr als eine Billion Tonnen wiegt.

Wissenschaftler befürchten, dass durch Abbrüche wie diese langfristig das gesamte sogenannte Larsen-C-Schelfeis in der Westantarktis zerfallen könnte. Schelfeise sind auf dem Meer schwimmende Eisplatten, die von Gletschern gespeist werden. In den Jahren 1995 und 2002 waren erst das Larsen-A-Schelfeis und später das Larsen-B-Schelfeis fast vollständig zerfallen. (les/dpa)