Berlin . „Professor T.“ ermittelt wieder, es läuft die dritte Staffel. Diesmal steht Thalheim mit seinen eigenen Problemen zunehmen im Fokus.

Erholt kommt Familie Krüger aus dem Urlaub zurück. Gut, zu Hause haben die Nachbarn vergessen, wie versprochen die Blumen zu gießen. Aber sonst scheint alles in Ordnung. Bis der kleine Sohn einen Toten in der gefüllten Badewanne entdeckt. Einbruchspuren gibt es nicht, niemand hat das Opfer je zuvor gesehen.

Wenn das mal nicht ein Fall für Jasper Thalheim alias Professor T. ist. In der dritten Staffel haben sich die deutschen Autoren erstmals komplett vom flämischen Original gelöst. Auf den ersten Blick hat sich dadurch nichts geändert. Noch immer spielt Matthias Matschke diesen Gelehrten am Rande des Wahnsinns brillant, lässt ihn pendeln zwischen Genie und Großkotz, Koryphäe und Kotzbrocken, Pedant und penetrantem Besserwisser. Ohne zu lächeln, aber nie lächerlich. Schrullig und schräg, ein brillanter Rhetoriker, ein ätzender Zyniker, arrogant bis zum Umfallen. So überzeugt ist er von sich, dass er seine Studenten auffordert, in der Theorie doch mal den perfekten Mord zu planen. Einen, den selbst er nicht aufklären kann.

Professor selbst kurz vor dem Zusammenbruch

Noch stärker als bisher rückt Regisseur und Autor Thomas Jahn seinen Hauptdarsteller in den Mittelpunkt des Geschehens, schickt ihn auf neue Wege, auf denen es dem Zuschauer manchmal schwerfällt, mitzugehen. Der Professor zeigt nämlich ungeahnte Schwächen.

Immer mehr muss sich T. mit eigenen Sorgen und Problemen beschäftigen, steht selbst kurz vor der Einweisung in die Klinik, wird gequält von Wahnstellungen und Tagträumen.

Doch was in den ersten beiden Staffeln noch Akzente setzte, wirkt zum Auftakt der Dritten bald störend – auch weil es visuell wenig ­abwechslungsreich daherkommt. Matschke meistert das ohne Pro­bleme, der Reihe selbst aber tut die Fixierung auf die Titelfigur nicht wirklich gut.

Es fehlt den Figuren an Tiefgang

Sowohl der Fall an sich als auch seine Lösung sind – freundlich ausgedrückt – an den Haaren herbeigezogen, wirken mit zunehmender Dauer immer kons­truierter und wenig spannend. Bei dem Unterfangen, den tragenden Charakter der Reihe weiterzuentwickeln, geht Regisseur Thomas Jahn einen Weg, den man mutig nennen kann. Aber auch gefährlich.

Viel ärgerlicher allerdings ist, dass der Rest der Mannschaft auch nach dem Tod von Hauptkommissar Rabe (Paul Faßnacht) am Ende von Staffel 2 kaum sympathischer geworden ist. Lediglich Kriminaldirektorin Christina Fehrmann (Julia Bremermann), eine ehemalige Liebe des kauzigen Ermittlers, wirkt mittlerweile ein wenig nahbarer – auch weil sich beide wieder näherzukommen scheinen.

Lucie Heinze und Andreas Helgi Schmid als Kommissare Anneliese Deckert und Daniel Winter allerdings müssen sich mit holzschnittartigen Dialogen durch die Geschichte ermitteln. Sie bleiben Figuren, die in erster Linie dazu da sind, den Professor ins rechte Licht zu rücken, indem sie stets auf der falschen Spur sind. Und auch Rabes Nachfolger Simon Zander (Simon Böer) – so viel darf man verraten – ist kein Kandidat für den Titel „Polizist des Monats“. Fazit: Die derzeit wohl skurrilste Serie des ZDF. Einmal mehr rettet Matschke die Geschichte. Umgeben wird er dabei aber von allzu Durchschnittlichem.

8. März 20.15 Uhr im ZDF