Berlin. Sie wollten einen schönen Lebensabend – aber wurden misshandelt und eingesperrt. Die Polizei nahm eine Bande fest, die Senioren quälte.

Sie nutzten das Vertrauen der Senioren aus – und sperrten sie ein, setzten sie unter Drogen, entwürdigten sie. In Spanien sind sechs Personen verhaftet worden. Der Vorwurf: Sie betrieben ein Pflegeheim, das einem Horrorhaus glich. Name: Villa Germania. Unter den Opfern ist auch eine deutsche Rentnerin.

Die Festgenommenen sollen ältere Menschen um insgesamt mehr als 1,8 Millionen Euro betrogen haben. Dies teilte die Polizeieinheit Guardia Civil am Donnerstag mit. Die Rede ist von Misshandlungen, auch seien Personen durch Magensonden ernährt worden, auch wenn es dafür keinen Anlass gegeben habe.

Bei zwei der Festgenommenen handelt es sich um einen deutsch-kubanisches Pärchen.

Hinweise an deutsche Behörden lösten Ermittlungen aus

Die Ermittlungen waren durch einen Hinweis der deutschen Behörden ausgelöst worden, die eine 101 Jahre alte Deutsche in Spanien als vermisst gemeldet hatten. Die spanische Polizei hatte die Seniorin nach eigenen Angaben im Laufe der Ermittlungen zwar zunächst aus dem „Horrorhaus“ geholt, in ein Pflegeheim gebracht und mehrfach befragt.

Den Beamten berichtete Maria B., sie sei von der Betrügerbande überredet worden, von der Insel Teneriffa in das Haus in Chiclana umzuziehen. Sie hoffte offenbar auf einen angenehmen Ruhestand. Stattdessen sei sie monatelang mit Handschellen eingesperrt worden. Sie sei auch um mehr als 160.000 Euro, die sie auf dem Konto gehabt habe, sowie um den ihr nicht bekannten Wert eines auf Teneriffa verkauften Hauses betrogen worden.

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Getäuschte Frau angeblich bei Transport verstorben und eingeäschert worden

 Spanien, Chiclana De La Frontera:
Spanien, Chiclana De La Frontera: "Villa Germania" steht an der Mauer des privaten Pflegeheim, das nach Angaben der Polizei einem „Horrorhaus“ glich. © dpa | Roman Rìos

Wenige Stunden vor der Festnahme der Verdächtigen hätten diese Maria B. aber mit Hilfe einer mutmaßlich gefälschten notariellen Vollmacht unerwartet aus dem Pflegeheim geholt. Die Frau sei den Erkenntnissen zufolge im Wagen der Verdächtigen gestorben und auf deren Betreiben sofort eingeäschert worden, so dass die Behörden keine Autopsie hätten durchführen können, sagte ein Sprecher der Guardia Civil gegenüber Journalisten.

Die Zeitung „Diario de Cadiz“ berichtet, der Frau sei es kurz zuvor noch vergleichsweise gut gegangen. Entsprechend sei der plötzliche Tod sehr merkwürdig – auch, wenn die Frau bereits ein hohes Alter erreicht habe.

Nach der Rettung wollte einer der Rentner als erstes ein Steak

Man schließe unterdessen nicht aus, dass die Deutsche ermordet worden sei. Vier weitere Senioren, die sich in den vergangenen vier Jahren der Pflege der Verdächtigen anvertraut hätten, seien alle ebenfalls gestorben.

Die beiden nun befreiten Rentner habe man in „einem fürchterlichen Zustand“ vorgefunden. Sie seien in ein anderes Pflegeheim gebracht worden, wo sich ihr Zustand inzwischen deutlich gebessert habe. Einer der Senioren habe als erstes den Wunsch geäußert, seine Zähne zu bekommen – um ein Steak essen zu können, berichtet die „Diario de Cadiz“.

Ermittlungen gegen mindestens 15 Personen

Der aus den sechs Festgenommen sowie mutmaßlich aus neun weiteren verdächtigen Menschen bestehende Bande wird unter anderem Betrug an Privatpersonen, Misshandlung, Urkundenfälschung, Betrug an der deutschen Sozialversicherung und Geldwäsche zur Last gelegt, teilte die Guardia Civil auf Anfrage mit.

Laut der Zeitung „La Nación“ handele es sich bei einem der Täter um einen Deutschen. Die Bande habe mit der Beute an der Playa del Plamar in Cádiz ein Hotel bauen wollen. (ses/dpa)