Berlin. Der bekannte deutsche Zeithistoriker Arnulf Baring ist tot. Der 86-Jährige starb am Samstag im Kreise seiner Familie in Berlin.

Der Publizist und Zeithistoriker Arnulf Baring ist tot. Der gebürtige Dresdener starb mit 86 Jahren am Samstagnachmittag im Kreise seiner Familie in Berlin. Das bestätigte seine Ehefrau der Deutschen Presse-Agentur.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble würdigte Baring als „bedeutenden Geisteswissenschaftler und konservativen Intellektuellen“. Er lobte am Sonntag Barings „Urteilskraft, sein erzählerisches Talent und seine im Angelsächsischen geschulte Argumentationsfreude“. „Er bleibt in Erinnerung als streitbarer Publizist, der keine Konfrontation scheute, wie als meinungsstarker Politikwissenschaftler, der sich hohe Verdienste um den politischen Diskurs in unserem Land erworben hat.“

Lindner: „Streitbare Persönlichkeit, die bereichert“

Auch FDP-Chef Christian Lindner sagte der Deutschen Presse-Agentur, Baring sei ein Politologe gewesen, der nicht nur erklären, sondern auch selbst politisieren konnte. „Ein linkes Übergewicht in Feuilletondebatten hat ihn stets provoziert. So wurde er zu einer streitbaren Persönlichkeit, die bereichert, selbst wenn man nicht jede These teilen kann“, sagte Lindner. „Man hat seine Stimme lange schon vermisst.“

Als Wissenschaftler hatte sich der 1932 geborene Politologe und Historiker Baring früh Respekt erworben: Seine Werke „Im Anfang war Adenauer“ (1969) und „Machtwechsel: Die Ära Brandt-Scheel“ (1982) wurden als gründliche Analysen gelobt. 1969 war Baring zum ordentlichen Professor an der FU Berlin berufen worden, wo er die kommenden fast 30 Jahre forschte und lehrte.

Arning kritisierte „erstarrtes Parteiensystem“

Er sorgte mit seinen Thesen, Essays und Talkshow-Auftritten immer wieder für Diskussionen. So verteidigte er 2010 das umstrittene Buch des Ex-Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“. 2002 kritisierte er das „erstarrte Parteiensystem“ und rief in einem Zeitungsartikel zum Steuerboykott auf („Bürger, auf die Barrikaden!“).

„Eigentlich halte ich mich für ein Lamm“, sagte Baring der dpa vor einigen Jahren. „Aber irgendwie kommt es dann doch oft anders. Ich bin selbst immer wieder überrascht.“ 1983 wurde er trotz langjähriger Mitgliedschaft aus der SPD ausgeschlossen, weil er im Wahlkampf den FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher unterstützt hatte. Das größte Glück seines Lebens seien seine vier Kinder und seine Enkel, hatte der Träger des deutschen Verdienstkreuzes der dpa zu seinem 80. Geburtstag gesagt. (les/dpa)