Genf. Der Streit zwischen Russland und der Ukraine hat wieder den ESC erreicht. Die Sängerin Maruv wird deshalb nicht am Contest teilnehmen.

Die Ukraine sagt ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC) in Israel ab. Vorausgegangen war ein Streit um die Gewinnerin des Vorentscheids. Dabei ging es vor allem um eine geplante Tour durch Russland, die dem Ukrainischen Rundfunk (NSTU) missfiel.

Die Sendeanstalt habe als Grund für die Absage offiziell eine „übermäßige Politisierung des nationalen Auswahlverfahrens“ angegeben, teilte die Europäische Rundfunkunion am Mittwochabend in Genf mit.

Der Vorentscheid habe in diesem Jahr ein „systemisches Problem mit der Musikindustrie in der Ukraine“ aufgezeigt, erklärte die NSTU der Mitteilung zufolge. Dieses liege in der „Verbindung von Künstlern mit einem Aggressorenstaat, mit dem wir uns im fünften Jahr des militärischen Konflikts befinden“. Diese Kontakte zu Russland seien zwar für einige akzeptabel, lösten aber bei anderen Empörung und Inakzeptanz aus. Man habe daher entschieden, sich vom Eurovision Song Contest 2019 zurückzuziehen.

Sängerin Maruv weist Vorwurf politischer Einflussnahme zurück

Die Europäische Rundfunkunion (EBU), die als Dachverband öffentlicher Sender den ESC veranstaltet, bedauerte die Absage der Ukraine. Es werde weitere Diskussionen zwischen der EBU und der NSTU zu diesem Thema geben. „Wir hoffen, sie im Jahr 2020 wiederzusehen“, hieß es in der Mitteilung.

Die 27-jährige Maruv, die eigentlich Hanna Korsun heißt und aus Pawlohrad in der Ostukraine stammt, hatte zuvor erklärt, sie sei Musikerin und nicht Akteur in der politischen Arena. „Ich bin Bürgerin der Ukraine, zahle Steuern und liebe die Ukraine aufrichtig. Aber ich bin nicht bereit, mit Losungen aufzutreten, die meine Teilnahme beim Wettbewerb in eine Promo-Aktion unserer Politiker verwandeln.“ Sie sei bereit gewesen, ihre nächste Gastspieltour in Russland abzusagen. Aber die anderen Klauseln des Vertrages, den sie unterschreiben sollte, liefen ihrer Ansicht nach „auf Zensur hinaus“, sagte Maruv. Daher werde sie nicht für die Ukraine in Israel auftreten.

Auch die Zweit- und Drittplatzierten des nationalen Vorentscheids der Ukraine lehnten eine Teilnahme am ESC ab, dessen Finale am 18. Mai in Tel Aviv stattfindet. Der ESC gehört zu den populärsten Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NSTU. Die Übertragung erreichte 2017 bei der Ausrichtung in Kiew einen Marktanteil von 18 Prozent.

Beim Vorentscheid in Deutschland hat sich ein Duo durchgesetzt. Wie die Chancen für Deutschland sind? Das halten Musikexperten von S!ssters. (epd/ac)