Berlin. Daniela Alfinito hat mit „Du warst jede Träne wert“ die Charts gestürmt. Ihre Arbeit als Altenpflegerin will sie aber nicht aufgeben.

Am Wochenende kann sie so romantisch sein. Dann wirft die 48-Jährige ihr blond gelocktes Haar in den Nacken, der Blick ist traumverloren, die Lippen pink. Und sie singt ihre Lieder von Liebe und Leid. Doch am Montag ist Schluss. Dann bleiben die Party-Outfits im Schrank, dann zieht sich Daniela Alfinito den Schwesternkittel über und wechselt zu festem Schuhwerk. Im Hauptberuf nämlich ist die Schlagersängerin aus Hessen Altenpflegerin. Und das will sie auch bleiben, trotz ihres Erfolges in den Charts.

Im Januar lag die Tochter des Amigo-Sängers Bernd Ulrich mit ihrem Lied „Du warst jede Träne wert“ vor Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg. Doch Show ist nur am Wochenende angesagt. „Von Montag bis Donnerstag bin ich im Altenheim. Freitag, Samstag, Sonntag dann auf der Bühne. Ein schöner Ausgleich.“ In der Woche also verteilt sie Pillen, tröstet alte Damen oder bringt betagten Herren ein Glas Wasser.

Daniela Alfinito ist die Tochter von „Amigos“-Sänger Bernd Ullrich

Das ist natürlich nicht alles, was die Altenpflege hergibt, doch über Details möchte sie nicht reden. Sie möchte nicht, dass ihre Patienten denken, dass sie ihre Arbeit nicht gerne macht. „Das Wichtigste ist für mich, für die Menschen da zu sein.“

Das hat sich auch nicht geändert, als auf einmal der Erfolg da war. Im Januar, plötzlich lag sie mit ihrem Lied „Du warst jede Träne wert“ auf Platz eins der deutschen Album-Charts. Ihr Vater, Bernd Ulrich (68), der 1970 die Band Amigos im mittelhessischen Villingen ins Leben rief, war mindestens genauso glücklich wie sie. Und ihr Onkel Karl-Heinz (70) auch. Die Amigos mit ihrer Volksmusik wissen eben, was Erfolg bedeutet. Sie haben bereits neunmal ein Nummer-eins-Album vorgelegt.

Sängerin Daniela Alfinito steht mit ihrem Onkel Karl-Heinz Ulrich und ihrem Vater Bernd Ulrich, den „Amigos“ auf der Bühne.
Sängerin Daniela Alfinito steht mit ihrem Onkel Karl-Heinz Ulrich und ihrem Vater Bernd Ulrich, den „Amigos“ auf der Bühne. © imago stock&people | imago stock&people

Die Altenpflege aufgeben? Nie und nimmer!

Und Daniela Alfinito, verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes, sicherte sich auch in Österreich und der Schweiz die vorderen Plätze der Charts. Sie liebt sie, diese Auftritte in Partyzelten oder Tanzpalästen, wo sie mit rhythmischem Klatschen gefeiert wird. Doch als Hauptberuf? Nie und nimmer. „Für mich stand der Berufswunsch schon mit vierzehn Jahren fest. Da sollten wir an der Gesamtschule ein Schulpraktikum machen. Für mich war klar: Ich gehe ins Altenheim.“ Weil sie alte Leute einfach mochte.

Das hat seinen Grund: „Ich habe viel Zeit mit meiner Urgroßmutter verbracht“, sagt Alfinito, die gemeinsam mit Oma und Uroma in einem Haus wohnte. „Ich fand das toll, wenn meine Urgroßmutter mit ihren Freundinnen Spaß hatte und Party machte“, sagt sie. „Und wenn sie dann zu Bett ging und beim Lesen eingeschlafen ist, hab ich ihr die Brille abgenommen und das Licht ausgemacht. Ich hab das so gerne gemacht.“

Keiner hat sie geglaubt

Dass sie nebenbei dem Schlager verfiel, hat dann wiederum etwas mit den männlichen Verwandten zu tun. Schon als Kind hat sie mit Papa und Onkel auf der Schlagerbühne gestanden. „Ich habe so viel von den Amigos gelernt.“ Den Spaß an der Musik und „den Umgang mit Menschen“. Dass man zum Beispiel nach einem Konzert nicht geht, bevor auch der Letzte sein Autogramm hat. Das mache sie auch so. Menschen seien ihr wichtig, auf der Bühne und im Altenheim.

Eigentlich hat ja keiner an sie geglaubt, erzählt sie. Wie es oft so ist, wenn einfache Leute einen Traum haben. Doch sie hat ihr Ding gemacht. Und die Fans sind so begeistert, dass für 2020 ihre erste große Solo-Hallentour ansteht. Der deutsche Schlager ist ihr Leben. Doch dass sie mal ihren Senioren etwas vorsingt, nein. Das trenne sie schon sehr genau.

Außerdem wüssten die ja gar nicht, dass es neben Schwester Daniela auch noch diese wilde Alfinito gibt, die in engen Jeans und Spitzen-Hemdchen ein laszives Lied singt: „Dann zieh ich meine Blue Jeans an.“ Übrigens ein Text aus der Feder des Herrn Papa. „Wir machen nicht den Kaspar. Das braucht kein Mensch“, sagt er gern. Er sei bodenständig. Das sagt seine Tochter auch. Nah bei den Leuten will sie sein – nicht nur am Wochenende.