Essen. In der ARD-Tragikomödie „Die Wöhlers auf Mallorca“ giftet sich die Familie Tag und Nacht an. Das ist nur stellenweise unterhaltsam.

Die Deutschen stehen ja in dem Ruf, gerne zu meckern. Die Wöhlers erfüllen schon geradezu pflichtbewusst dieses Vorurteil. Da kommen sie zusammen in die traumhafte Landschaft des Tramuntana-Gebirges auf Mallorca. Doch unter dem vorbildlich blauen Himmel, an dem Mönchsgeier kreisen, zwischen Olivenbäumen, Ziegen und Trockensteinmauern fällt ihnen nichts Besseres ein, als sich anzugiften. 90 Minuten lang.

„Mark hat sich seit Jahren von seiner Familie distanziert“, steht im Pressetext zur ARD-Tragikomödie „Die Wöhlers auf Mallorca“ (Regie: David Gruschka). „Warum er an dieser Wanderung überhaupt teilnimmt, weiß er selbst nicht so recht.“ Das wissen wir auch nicht, und auch beim Rest der Familie ist es unklar, warum er die Reise auf sich nimmt, schließlich kann hier keiner keinen leiden. Patriarch Helmut Wöhler (Michael Gwisdek) war es, der zum gemeinsamen Marschieren in seiner Wahlheimat gerufen hatte, und das, obwohl er für seine Brut nur Verachtung übrig hat.

Enkel handelt mit Cannabispflanzen

Mit mehr oder weniger großem Widerwillen reisen an: Helmuts Sohn Klaus Wöhler (Harald Krassnitzer aus dem Wiener „Tatort“), der mit Unlust den Familienbetrieb, eine Brandenburger Metzgerei, fortführt. Enkelin Stefanie (Jennifer Ulrich), die ihren eigenen Weg gehen will, sich aber nicht recht traut. Und eben jener Enkel Mark, das schwarze Familienschaf.

Enkel Mark (2.v.l., Tino Mewes) ist das schwarze Schaf der Familie.
Enkel Mark (2.v.l., Tino Mewes) ist das schwarze Schaf der Familie. © ARD Degeto/Christiane Pausch | ARD Degeto/Christiane Pausch

Der Weltenbummler bekommt es von seinem Opa besonders dicke, muss er sich doch, weil er Vegetarier ist, mäßig einfallsreich als „Müslifresser“ und „Gemüseputzer“ beschimpfen lassen. Mark mag tatsächlich Grünzeug, handelt er doch in Kalifornien mit Cannabispflanzen.

Manchmal möchte der Zuschauer das Weite suchen

Grantelnde Alte, die ihr Herz unter den Narben verbergen, die das Leben ihnen ließ, sind derzeit gern gesehen in Filmen. Der 77-jährige Gwisdek schlägt sich auch wacker als wanderlustiges Familienoberhaupt, das, wie er betont, einst das Blut für die preußische Grützwurst noch mit der Hand rühren musste.

Etwas subtiler hätte das Drehbuch von Jan Hinter und Stefan Cantz die Figur jedoch anlegen können: Wenn Opa wieder mal die Männer in seiner Familie als „Weichei“ und „Warmduscher“ beschimpft oder wahlweise „Jetzt wird gewandert“ und „Jetzt wird vertragen“ befiehlt, möchte man als Zuschauer bei aller Liebe das Gebirge verlassen und sich bei einer Sangria in einer Strandbar von dem Neurosensumpf erholen.

Erst das Ende ist versöhnlich

Doch man will ja kein Weichei sein, also guckt man sich doch an, wie alte Konflikte aufbrechen und lange Ungesagtes endlich ausgesprochen wird. So schlimm kann es alles ja auch nicht gewesen sein, sämtliche Konflikte werden gelöst.

Am Ende geht es noch mal um die Wurst, also die Zukunft der Metzgerei, und Helmut kommt zur Einsicht. „Scheiß auf die Tradition“, sagt er, während spanische Gitarren erklingen, „Zukunft ist besser.“ Warum nicht gleich so.

Fazit: Etwas platt, stellenweise dann doch unterhaltsam – und wie so oft entschädigt die schöne Landschaft für vieles.

• ARD, Samstag, 23. Februar, 20.15 Uhr