Alice Springs . Ab Oktober wird das Besteigen des heiligen Berges Uluru verboten. Australiens Weltkulturerbe sei kein Disneyland, sagen die Ureinwohner.

Beschwerden über Touristen, die sich nicht benehmen konnten, gab es zuhauf: Nicht nur, dass die Urlauber ihren Müll liegen ließen. Für die Ureinwohner Aus­traliens war das freizügige Verhalten mancher Frauen und auch Männer ein Ärgernis: Reisende, die sich auf der Spitze des Berges halb nackt fotografieren ließen, erzürnten die Menschen. Jetzt haben die Ureinwohner ihr Ziel erreicht: Der Berg Uluru – besser bekannt als Ayers Rock – wird gesperrt.

Ab Oktober darf keiner mehr den symbolträchtigen Berg im Zentrum Australiens besteigen. Bereits jetzt weisen Schilder in sechs Sprachen darauf hin, bitte nicht zu klettern. Doch die Bitte verpuffte, Tausende Urlauber zog es auf den Inselberg, der fast 348 Meter hoch aus dem sonst sehr flachen Outback ragt. Die Besucher sind gerade zurzeit nicht zu bremsen. Täglich kommen mehrere Hundert Reisende aus aller Welt, um den Uluru noch zu bezwingen.

„Dieser Felsen bedeutet alles für uns Anangu“

Der Uluru ist der heilige Berg Australiens, der seit 1987 Weltkulturerbe ist. Für die Ureinwohner, die Anangu, hat er zudem eine besondere Bedeutung. Ihre Traditionen erzählen von Ursprungswesen, die die einst leere Erde überquerten und dabei Landschaftsformen wie den Uluru hinterließen. Andere Geschichten berichten von Schlangen oder von zwei Jungen, die im Schlamm spielten und so den Uluru erschufen. „Dieser Felsen bedeutet alles für uns Anangu“, beschreibt eine indigene Frau ihre Beziehung zum Uluru.

Die Aborigines sind über Touristen erzürnt, die sich nicht benehmen können.
Die Aborigines sind über Touristen erzürnt, die sich nicht benehmen können. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Dan Peled

Immer wieder haben die Ureinwohner darüber diskutiert, wie mit dem unerwünschten Aufstieg zum Uluru umgegangen werden solle. Nach einer Konsultation des lokalen Anangu-Volkes beschloss ein Gremium aus acht Ureinwohnern und drei Repräsentanten der Nationalparkbehörde im November 2017 schließlich, den Weg auf den Felsen ein für alle Mal zu sperren. Ihre Begründung: Der Uluru sei „kein Spielplatz oder Freizeitpark wie Disneyland“.

Wer hinaufsteigt, riskiert zwei Jahre Gefängnis

Die Kette, die bisher den Weg markiert und Wanderern Halt gibt, soll dann entfernt werden. Wer danach trotzdem noch hinaufgeht, macht sich strafbar – zwei Jahre Gefängnis oder 60.000 Australische Dollar (38.000 Euro) Strafe sind veranschlagt.

Doch es gibt jemanden, dem das ganz und gar nicht passt. „Der Blick von oben ist ein echtes Landschaftserlebnis“, sagt Marc Hendrickx, ein Geologe aus Sydney. In seinen Augen ist der Aufstieg ein „Erlebnis für die ganze Welt“. Deshalb kämpft er dafür, den Weg zu erhalten.

Hendrickx begründet sein Anliegen, das er sogar vor die Menschenrechtskommission gebracht hat, damit, dass noch in den 1950er- und 60er-Jahren Aborigines selbst Urlauber auf den Uluru gebracht haben. So zeigt ein Film aus den 1940er-Jahren die Ureinwohner Tiger Tjalkalyirri und Mitjenkeri Mick, wie sie eine Tour auf den Gipfel führen.

Erst seit 1985 gehört der Uluru wieder den Ureinwohnern

Parkmanager Steven Baldwin hält dagegen, dass er keinen Ureinwohner in der heutigen Zeit kenne, der der Schließung nicht zustimme. Im Gegenteil: „Die Entscheidung zeigt, dass die Kooperation zwischen der Parkleitung und den Anangu funktioniert.“

Letztere waren erst 1979 als die traditionellen Eigentümer des Landes anerkannt worden, obwohl sie seit mehreren Tausend Jahren in der Region leben. Sechs Jahre später wurde der Uluru offiziell an sie zurückgegeben, wobei der Australian Parks and Wildlife Service gleichzeitig das Management übernahm. Seit 2001 arbeiten nun auch Aboriginal Ranger im Park.

Obwohl die Vorbereitungen für die Schließung bereits auf Hochtouren laufen, will Hendrickx nicht aufgeben. Er respektiere die Ureinwohner sehr, sagt der Geologe, doch die Entscheidung zur Schließung sei verfrüht gefallen. Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne hofft der Australier, die Entscheidung in den kommenden Monaten juristisch doch noch anfechten zu können.