Essen. Jan Josef Liefers spielt in „Totengebet“ zum fünften Mal Anwalt Joachim Vernau. Ein überfrachtetes Drehbuch macht es ihm nicht leicht.

Es gibt so viele Krimis im Fernsehen, dass man manche Handlung schon beim Abspann wieder vergessen hat. An die bisher vier Filme um die Figur des Berliner Anwalts Joachim Vernau nach den Romanen von Elisabeth Herrmann, sollte man sich jedoch erinnern können.

Nicht, weil sie so wenige waren, und auch nicht unbedingt der Geschichten wegen. Eher schon wegen Jan Josef Liefers als Hauptfigur, der selbst TV-Krimis von der Stange noch interessant machen kann. Das versucht er jetzt auch wieder in dem fünften Vernau-Krimi „Totengebet“. Doch ist es diesmal auch für ihn schwer, die Handlung zumindest halbwegs glaubhaft ins Ziel zu bringen.

Plot von „Totengebet“ funktioniert nach bekanntem Muster

Der Plot funktioniert nach bekanntem Muster. Eine junge Frau geht zum Anwalt, weil sie auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater ist, der auch Vernau heißen könnte. Denn die Amerikanerin Rachel Cohen (Mercedes Müller) zeigt das alte Bild einer Clique vor, auf der ihre früh verstorbene Mutter mit mehreren Männern zu sehen ist. Sie alle waren damals als deutsche Studenten an einer amerikanischen Uni – eben auch Vernau.

Szene aus „Totengebet“: Gemeinsam mit Kollegin Marie-Luise Hoffmann (Stefanie Stappenbeck) steht Anwalt Joachim Vernau (Jan Josef Liefers) vor dem Laden eines ehemaligen Freundes, um nach dem Rechten zu sehen.
Szene aus „Totengebet“: Gemeinsam mit Kollegin Marie-Luise Hoffmann (Stefanie Stappenbeck) steht Anwalt Joachim Vernau (Jan Josef Liefers) vor dem Laden eines ehemaligen Freundes, um nach dem Rechten zu sehen. © dpa | Gordon Muehle

Doch der weist die Möglichkeit einer Vaterschaft strickt von sich und beginnt stattdessen zu recherchieren. Als seine erste Kontaktperson kurze Zeit später umgebracht wird, reist der Anwalt – gemeinsam mit Rachel – in die USA, wo er mehr von den alten Kameraden zu treffen hofft. Doch dort wird alles noch viel gefährlicher für die beiden. Offenbar will hier jemand mit Gewalt verhindern, dass das Rätsel gelöst wird.

Die Story ist thematisch vollgepackt

Regisseur Josef Rusnak tut alles, um die thematisch vollgepackte Story auf Spannungskurs zu halten. Das beginnt schon damit, dass er gleich zu Anfang mit einer ausgedehnten Rückblende startet, die einen stark angeschlagenen Vernau zeigt, wie er verwirrt und wohl auch ohne Erinnerung durch eine amerikanische Landschaft stolpert.

Als man ihn schließlich in ein New Yorker Krankenhaus einliefert, wo sich auch schon das FBI für ihn interessiert, ergibt sich allmählich ein erzählerisches Hin und Her, das beim Zuschauer die Neugier wachhalten soll. Der aber wird sich vor allem darüber wundern, dass die Amerikaner ihre Gespräche mit Vernau zwar meist auf Englisch beginnen, danach aber mit akzentfreiem Deutsch überraschen.

Gute Moment trotz Überfrachtung

Mal abgesehen davon, dass in dieser Roman-Adaption eine von allen totgeglaubte Frau plötzlich auftaucht, als sei nichts geschehen – der Film kann trotz seiner Überfrachtung mit guten Momenten aufwarten.

Die Sache aber mit Vernaus Mutter, die sich gerade in einen betagten Musiker (Friedrich Liechtenstein) verliebt hat, mit ihm in die USA reist, dort einen Jazz-Club besucht und, ausgerechnet hier, auf ihren Sohn trifft – das ist ein Konstrukt, bei dem man sich beschämt abwendet. Nur die tolle Jazzmusik von Mario Grigorov kann da noch helfen.

Fazit: Ein deutscher Anwalt versucht in New York, den leiblichen Vater einer jungen Frau zu ermitteln. Zwei Leichen signalisieren Gefahr, mehrere Zufälle signalisieren ein schwaches Drehbuch.

Montag, 14. Januar, 20.15 Uhr, ZDF: „Totengebet“