Berlin. Unter den Automodellen, die 2019 erstmals das Oldtimerkennzeichen erhalten können, sind besonders viele, die bereits als Ikonen gelten.

In Deutschland sind so viele Oldtimer wie noch nie gemeldet: Die Bestandszahl der Pkw mit H-Kennzeichen liegt nach Auskunft des Verbands der Automobilindustrie (VDA) bei 422.213 Fahrzeugen für das Jahr 2017.

Doch der Boom des beliebten Oldie-Kennzeichens könnte abflauen. Denn ab 1989 wurde in Deutschland der Einbau von Abgas-Katalysatoren in Neuwagen zur Pflicht. Für Fahrzeuge mit H-Kennzeichen gilt ein einheitlicher, gesetzlich festgelegter Jahressteuersatz von knapp 192 Euro.

Außer bei Oldies mit recht kleinen Motoren fahren Halter damit meist kostengünstiger, als wenn sie ihr Auto normal anmelden. Das ändert sich bei vielen auch hubraumstärkeren Modellen aber, sobald ein Kat an Bord ist. Dann könnte der individuelle Steuersatz auch ohne das H-Kennzeichen unter dem Einheitssteuersatz liegen.

Einfahrtsverbote für Dieselautos könnten auch Oldtimer treffen

Zum anderen dürfen Oldtimer in der Regel in städtische Umweltzonen einfahren. Allerdings geht Götz Knoop, Vizepräsident beim Bundesverband für Clubs klassischer Fahrzeuge (DEUVET), davon aus, dass die Einfahrverbote für Dieselautos in einigen Städten auch Oldtimer treffen.

„In Hamburg ist das bereits der Fall, in Stuttgart wäre es den aktuellen Plänen zufolge nicht so. Welches Auto wo rein darf, wird man im Einzelfall schauen müssen. Ich erwarte einen bunten Flickenteppich.“

Grundsätzlich kann ein Auto mit mindestens 30 Jahren ein H-Kennzeichen bekommen. Maßgeblich ist das Datum der Erstzulassung. Gutachter von Prüforganisationen wie Tüv, Dekra oder GTÜ stellen fest, ob das Fahrzeug gemäß Richtlinie weitestgehend dem Originalzustand entspricht, in einem guten Erhaltungszustand ist und „zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturguts“ dient.

„Dieses Gutachten kostet um die 150 Euro und muss bei der Zulassungsstelle vorgelegt werden“, sagt Knoop.

Oldiereifer Modelle und ihre Preisen

Auch 2019 sind wieder Autos in der Liste der H-Kandidaten, die längst Klassikerstatus genießen. Eine Auswahl oldiereifer Modelle mit Einschätzungen zu Preisen (Zustand 2) vom Marktbeobachter Classic Data:

BMW 850i (E31): Als das lange Zweitürer-Coupé 1989 in den Handel kam, landete die Münchner Oberklasse für BMW-Fans direkt aus der Zukunft, so futuristisch war das Design. Der Fünf­liter-Zwölfzylinder generierte 221 kW/ 300 PS. Werksangaben von damals: 250 km/h Spitze und in 6,0 Sekunden auf Tempo 100, Neupreis: 135.000 D-Mark. Preis heute: 34.800 Euro.

Citroën XM Auch die französische Marke trat mit einer neuen Oberklasse an. An der Gestaltung der fünftürigen Limousine wirkte das italienische Designbüro Bertone mit, technisch punktete der XM wie seine Vorgänger DS und CX mit spezieller Federtechnik. Die beim XM genannte Hydractive reduzierte ungewollte Wank- und Neigebewegungen während der Fahrt. Der aktuelle Richtpreis: 3300 Euro für ein Zweiliter-Exemplar mit 89 kW/121 kW.

Oberklasse aus Frankreich: Der Citroën XM.
Oberklasse aus Frankreich: Der Citroën XM. © dpa-tmn | Citroën Communication

Opel Lotus Omega Die Rüsselsheimer trumpften dank einer Kooperation mit der britischen Sportwagenmarke mit einer auf 277 kW/377 PS hochgezüchteten Variante ihrer Mittelklasse auf, die schon damals rar war. Denn das Modell mit Reihensechszylinder wurde auf 988 Einheiten limitiert, nur knapp 400 wurden in Deutschland zugelassen. In 5,4 Sekunden pfefferte der 3,6-Bi­turbo das Auto auf 100 km/h, erst bei 283 km/h verebbte der Vortrieb – eine der schnellsten Serienlimousinen ihrer Zeit. Preis damals/heute: 125.000 D-Mark/43.000 Euro.

Rüsselsheimer mit Wums: Der Opel Lotus Omega war das 377-PS-starke Ergebnis einer Kooperation mit dem britschen Sportwagenhersteller.
Rüsselsheimer mit Wums: Der Opel Lotus Omega war das 377-PS-starke Ergebnis einer Kooperation mit dem britschen Sportwagenhersteller. © dpa-tmn | Opel Automobile GmbH

VW Passat Variant G60 Synchro Der mit dem mechanischen Spirallader G60 aus dem Sportcoupé Corrado, 118 kW/ 160 PS und zusätzlichem Allradantrieb bestückte Kombi war der seinerzeit aufwendigste Passat. Für einen Wolfsburger war er mit 210 km/h Spitze (null auf 100 km/h: 9,8 Sekunden) recht schnell, schluckte mit mindestens zehn Liter Super aber auch viel. Der Neupreis: 46.250 D-Mark. Der Preis laut Classic Data heute: 7200 Euro.

VW Passat Variant G60 Synchro: Mit dem mechanischen Spirallader G60 aus dem Sportcoupé Corrado leistete der Motor 118 kW/160 PS.
VW Passat Variant G60 Synchro: Mit dem mechanischen Spirallader G60 aus dem Sportcoupé Corrado leistete der Motor 118 kW/160 PS. © dpa-tmn | Volkswagen AG

Mazda MX-5 Nicht nur heute ein Klassiker, sondern damals bereits der Vorreiter einer neuen Roadster-Welle. Mit dem MX-5 kamen die zweisitzigen Cabrios wieder in Mode – auch, weil der kleine Wagen mit den Klappschein­werfern für seine Art erschwinglich war. Zudem gilt er mit seinem Heckantrieb und dem Front-Mittelmotor nicht nur ausgewiesenen Fans als Garant von Fahrspaß. Für ein Modell mit 85 kW/ 115 PS sind glatt 7000 Euro notiert.

Roadster-Revival: Der bezahlbare Mazda MX-5 löste vor 30 Jahren einen Roadster-Boom aus.
Roadster-Revival: Der bezahlbare Mazda MX-5 löste vor 30 Jahren einen Roadster-Boom aus. © dpa-tmn | Mazda Deutschland

Mercedes 300 SL-24 (R 129): Der Stuttgarter Hersteller wartete mit einem Oberklasse-Roadster auf, der Neuauflage des SL. Nach 18 Jahren beerbte der R 129 – erstmals bei Mercedes waren adaptive Dämpfer zu haben – den Vorgänger R 107. Aufgelegt wurden nach den V6- und V8-Modellen auch Zwölfzylinder-Motoren mit bis zu 386 kW/525 PS. Technische Neuerung war ein Überrollbügel, der bei Überschlagunfällen blitzschnell ausfahren konnte. Preis für den 300 SL-24 mit 170 kW/231 PS: 18.400 Euro.

Roadster mit Sicherheitsreserve: Beim Mercedes SL (R 129) schoss im Ernstfall ein Überrollbügel hervor.
Roadster mit Sicherheitsreserve: Beim Mercedes SL (R 129) schoss im Ernstfall ein Überrollbügel hervor. © dpa-tmn | Daimler AG

Lexus LS 400 Gleich mit der Gründung der konzerninternen Nobelmarke Lexus versuchte Toyota, auch in Deutschland in die Oberklasse aufzusteigen. Der knapp über fünf Meter ­lange Wagen in Stufenheckform war mit Ledersitzen, elektronisch geregelter Automatik, Servolenkung und jeder Menge Fahrkomfort ein würdiger Anfänger – bei bis zu 250 km/h Spitze. Für eine der viertürigen Limousinen mit 180 kW/245 PS starkem V8 müssen ­heute 9000 Euro eingeplant werden.

Lexus LS 400: Mit seiner neuen Konzernmarke Lexus nahm Toyota die Oberklasse ins Visier.
Lexus LS 400: Mit seiner neuen Konzernmarke Lexus nahm Toyota die Oberklasse ins Visier. © dpa-tmn | Lexus

Audi 200 Quattro 20V Auch die Ingolstädter arbeiteten fleißig an ihrem Image. Das Ergebnis war das Spitzenmodell der Baureihe mit Kat, das aus einem 2,2 Liter großen Fünfzylinder dank Turbo 162 kW/220 PS kitzelte, die das Auto mit 6,6 Sekunden auf 100 km/h neben dem Lotus Omega zu einer der sprintstärksten Serienlimousinen ihrer Zeit machten. Kosten: um 28.400 Euro.

Audi 200 Quattro 20V: Das Spitzenmodell mit Fünfzylinder leistete 162 kW/220 PS.
Audi 200 Quattro 20V: Das Spitzenmodell mit Fünfzylinder leistete 162 kW/220 PS. © dpa-tmn | Audi AG

Porsche 911 Carrera 2 Technisch eine Ableitung vom Carrera 4, mit Heckantrieb. Sein 3,6 Liter großer Boxermotor kam auf 184 kW/250 PS (260 km/h Spitze; 5,7 Sekunden). Verfügbar war das Modell als Cabrio und als Coupé. Neu waren die Tiptronic-Automatik und ein Kat. Die geschlossene Variante liegt heute bei 58.600 Euro.

Jede Elfer-Generation wird irgendwann zum Klassiker: Der Porsche 911 Typ 964 kam 1989 allerdings erst frisch auf den Markt.
Jede Elfer-Generation wird irgendwann zum Klassiker: Der Porsche 911 Typ 964 kam 1989 allerdings erst frisch auf den Markt. © dpa-tmn | Porsche

Ferrari 348 TB Rückte als Nachfolger des 328 nach – zunächst als Coupé (tb) und Targa (ts). Der italienische Sportwagenhersteller pflanzte dem Flitzer anfangs einen 3,4 Liter großen V8 ein, der auf 221 kW/311 PS und einen Topspeed von 275 Sachen kam (5,6 Sekunden). Der keilförmige 348 zählte zu den ersten Neuentwicklungen nach dem Tod des Firmengründers Enzo Ferrari im Vorjahr. Preis: 56.700 Euro.

Mal nicht in Rot: Der Ferrari 348 kam 1989 zunächst als Coupé (tb) und Targa (ts) auf den Markt. Der Spider (im Bild) folgte später.
Mal nicht in Rot: Der Ferrari 348 kam 1989 zunächst als Coupé (tb) und Targa (ts) auf den Markt. Der Spider (im Bild) folgte später. © dpa-tmn | Jens Büttner