Frankfurt. Auf Twitter herrscht laut einer Studie von Amnesty International Frauenfeindlichkeit. Vor allem schwarze Frauen würden attackiert.

Übergriffe, Beleidigungen, Rassismus – Frauen sind auf Twitter in erschreckendem Ausmaß Angriffen ausgesetzt. Das zeigt eine Studie von Amnesty International aus dem Jahr 2017.

778 erfasste Nutzerinnen hätten insgesamt 1,1 Millionen missbräuchliche oder problematische Tweets erhalten, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag in London.

Besonders häufig attackiert würden schwarze Frauen. Für sie sei das Risiko, auf Twitter beschimpft oder angegriffen zu werden, um 84 Prozent höher als für weiße, hieß es weiter. Einer von zehn Tweets, in denen schwarze Frauen erwähnt werden, falle in diese Kategorie. Bei weißen Frauen sei es nur einer von 15 Beiträgen.

Bislang größte Studie zu Online-Missbrauch

An der Crowdsourcing-Erhebung unter dem Motto „Troll Patrol“ beteiligten sich den Angaben nach mehr als 6.500 Freiwillige aus 150 Ländern. Sie untersuchten 228.000 Tweets, die 2017 an 778 Politikerinnen und Journalistinnen aus Großbritannien und den USA gegangen waren.

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Das auf künstliche Intelligenz spezialisierte Forschungsinstitut Element AI rechnete die Daten anschließend unter anderem mit Hilfe maschineller Lernverfahren hoch. Laut Amnesty handelt es sich um die bislang größte Studie zu Online-Missbrauch gegen Frauen weltweit.

„Dank 'Troll Patrol' haben wir nun die Bestätigung für das, was Frauen uns seit langem sagen – dass Twitter ein Ort ist, an dem Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie sich weitgehend ungehindert ausbreiten dürfen“, sagte Milena Marin, leitende Beraterin für Taktische Forschung bei Amnesty. „Indem Twitter nicht wirksam gegen dieses Problem vorgeht, trägt es dazu bei, ohnehin schon marginalisierte Stimmen zum Schweigen zu bringen.“

Amnesty fordert mehr Transparenz bei Twitter

Amnesty hat nach eigenen Angaben Twitter bereits mehrfach aufgefordert, Daten über Ausmaß und Art von Missbrauch auf der Plattform vorzulegen. Dies sei aber bislang nicht geschehen. Es gehe nicht darum, Twitter zu überwachen oder zur Entfernung von Inhalten zu zwingen, betonte Marin.

Ziel sei mehr Transparenz etwa über die von dem Kurznachrichtendienst eingesetzten Algorithmen zum Aufspüren von Hassbotschaften. Die Ergebnisse der Studie wurden laut Amnesty Twitter zur Verfügung gestellt.

Die Regeln von Twitter verbieten Missbrauch und Hass schürendes Verhalten. Das schließt Tweets ein, die Menschen bedrohen oder belästigen, insbesondere etwa aufgrund von Abstammung, Geschlecht, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit, nationaler Herkunft, sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität.

Am 1. Oktober trat in Deutschland das Netzwerkdurchsuchungsgesetz (NetzDG) in Kraft, das als Werkzeug gegen Hass-Kommentare in den sozialen Netzwerken verkauft wurde. Doch auch das NetzDG verhindert nicht immer strafrechtliche Inhalte.

(epd/jha)