Berlin. Kinostar Florian David Fitz über seinen Film „100 Dinge“ und Konsumkritik, über Nacktszenen und seinen Freund Matthias Schweighöfer.

Er ist ein wenig angeschlagen. Und entschuldigt sich gleich dafür. Am Abend zuvor war er auf einer Party, es ging etwas länger. Dennoch zieht Florian David Fitz (44) das Interview in einem Berliner Hotel voller Disziplin durch. Denn sein neuer Film, bei dem er zum dritten Mal auch Regie geführt und das Drehbuch geschrieben hat, ist ihm ein besonderes Anliegen.

In „100 Dinge“, der derzeit in den Kinos läuft, geht es darum, dass wir alle zu viel besitzen – und mit wie wenig man zufrieden wäre. Für das Interview brauchte Fitz vor allem eins: einen starken Espresso.

Herr Fitz, wie viele Dinge haben Sie selbst zu Hause?

Florian David Fitz: Im Film heißt es, jeder von uns hat heute gut 10.000 Dinge. Wenn man das so grob überschlägt, kommt das bei mir auch hin.

Und wenn Sie sich, wie im Film, auf 100 Dinge beschränken müssten, was wäre das?

Fitz: Da gibt es erst mal die eine, eher uninteressante Antwort, nämlich die mit den Basics, die man zum Überleben braucht. Spannend wird es erst, wenn es um Luxusgüter geht, die du nicht unbedingt brauchst, die aber dein Leben erst ausfüllen, Musik, Bücher oder Dinge, die einen sentimentalen Wert haben.

Können Sie sich von Sachen trennen?

Fitz: Mittlerweile ja. Ich hab’s nicht gerne vollgestellt. Ich verstehe auch Nippes nicht. Sachen, die einfach rumstehen und mich anglotzen, sind nicht so meins.

Deutsche Filmkomödien handeln gern von Beziehungen. Sie überraschen dagegen mit Konsum- und Kapitalismuskritik. Ist das ein Thema, das Sie umtreibt?

Fitz: Was Sie da sagen, ist ein guter Punkt. Das war genau ein Grund, diesen Film zu machen. Ich habe mich gefragt: Was haben wir noch nicht tausendmal erzählt? Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich ein Konsumopfer bin. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, wie stark wir der Logik des Kapitalismus unterworfen sind.

Wir glauben, wir machen uns glücklich, wenn wir uns immer noch mehr anschaffen. Würde das aber funktionieren, dann wäre man ja glücklich und würde nichts mehr kaufen. Das ist ein Widerspruch, den ich interessant finde.

Ihr Film erzählt nicht nur vom Konsumzwang, sondern auch von den sozialen Netzwerken und wie sie unsere Daten abklopfen. Wie kritisch sehen Sie das?

Fitz: Ich habe da schon ein großes Misstrauen. Ich habe aber das große Glück, dass ich aus einer Generation stamme, die damit noch nicht aufgewachsen ist. Die noch analog und nicht süchtig danach ist. Ich sehe die Vorteile in den sozialen Netzwerken, sehe aber auch, was das mit den Leuten macht.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von „100 Dinge“ wird sein, dass zwei Stars des deutschen Films, Sie und Matthias Schweighöfer, sich buchstäblich nackig machen. Ist das unangenehm, solche Szenen zu drehen? Oder sind Sie exhibitionistisch veranlagt?

Fitz: (grinst) Na, es gibt da vielleicht nicht nur die zwei Extreme. Ich plädiere da für mehr Lockerheit. Ich habe das Gefühl, dass wir viel spießiger geworden sind. Ich habe lange in den USA gelebt, ich weiß, wie es ist, in einer Kultur zu leben, die einerseits puritanisch, aber andererseits extrem sexorientiert ist. Ich habe immer sehr genossen, dass die Europäer eine etwas bodenständigere Haltung zum Körper haben. Das würde ich mir gern zurückwünschen.

Es ist das zweite Mal, dass Sie mit Schweighöfer gedreht haben. Sind Sie auch privat solche Buddys wie in Ihren Filmen?

Fitz: Der Wille ist da. Aber wie oft wir uns privat sehen, das kann man an einer Hand abzählen. Man muss ja mal sagen, dass Matthias’ Leben ganz schön voll ist und meines auch nicht gerade leer. Wir verabreden uns ständig und dann kommt wieder was dazwischen. Am meisten treffen wir uns tatsächlich vor der Kamera. Aber bei so einem Film hat man einige Abenteuer zu bestehen, das hat auch was sehr Verbindendes.