Berlin. Zollbeamte haben bei Razzien in Deutschland illegal gehandelte Böller sichergestellt. Auch in anderen Ländern schlugen Ermittler zu.

Deutschen Zollbehörden ist in dieser Woche ein Schlag gegen den Internethandel mit illegalen Feuerwerkskörpern gelungen. Bundesweit 53 Wohnungen und Lagerstätten sind am Mittwoch und Donnerstag durchsucht und dabei Tausende illegal gehandelte Böller sichergestellt worden.

Beteiligt waren die Zollfahndungsämter Berlin-Brandenburg, Dresden, Essen, Frankfurt (Main), Hannover, Hamburg, München und Stuttgart.

Die Beschuldigten stehen unter Verdacht, bei einem Online-Shop aus Polen ohne die nötige Erlaubnis Pyrotechnik bezogen zu haben. Viele von den sichergestellten „Polen-Böllern“ seien Objekte der höchsten Kategorien F3 und F4, die als besonders gefährlich gelten. In einigen Objekten seien auch Stich- und Schusswaffen und Drogen sichergestellt worden.

Europaweit wurden 57 Menschen festgenommen

Auch in anderen Ländern schlugen Ermittler zu. Europaweit wurden 57 Personen festgenommen, teilte die Staatsanwaltschaft Köln mit. Mehrere in der EU gehostete Webseiten seien abgeschaltet worden, weitere Razzien habe es in Polen und in den Niederlanden gegeben.

In Bad Berleburg (NRW) mussten sieben Mehrfamilienhäuser evakuiert worden, weil in einem Objekt gefährlicher Sprengstoff gefunden wurde, der nicht abtransportiert werden konnte.

Insgesamt hätten in Deutschland 27.264 illegal vertriebene Sprengkörper mit 315 Kilogramm Sprengstoff gesichert werden können. 74 Pakete mit gefährlichen Böllern wurden schon vor dem Erreichen ihrer Ziele bei Paketdienstleistern abgefangen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

An den Razzien, die von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen bei der Staatsanwaltschaft Köln geleitet wurden waren rund 500 Zollbeamte beteiligt.

Polizei und Rettungskräfte wurden gezielt mit Pyrotechnik angegriffen

In den vergangenen Jahren war es in fast allen Teilen Deutschlands war es an den Tagen rund um Silvester immer wieder zu Unfällen mit Böllern gekommen. Anfang Januar erlag ein 22-Jähriger schweren Kopfverletzungen, nachdem ein Böller bei einer privaten Silvesterfeier direkt vor seinem Gesicht explodiert war.

Nach den Vorfällen wurde auch eine Beschränkung beziehungsweise ein Verbot von Feuerwerkskörper in bestimmten Städten diskutiert.

Dieses Foto des Zolls zeigt einen Teil der beschlagnahmten Pyrotechnik.
Dieses Foto des Zolls zeigt einen Teil der beschlagnahmten Pyrotechnik. © Zoll | Zoll

Auch in diesem Herbst sind schon Unfälle mit Böllern bekannt geworden. Auf einer Geburtstagsfeier in Badeborn (Sachsen-Anhalt) hatte ein 49-Jähriger Ende November mehrere Finger verloren, als ein Silvesterböller in einer Hand explodierte.

An der Grenze von Brandenburg zu Polen wurden im November und Anfang Dezember schon mehrfach Autos mit illegalen Böllern kontrolliert.

Diskussionen hatten auch gezielte Angriffe mit Pyrotechnik auf Polizei, Rettungskräfte und Passanten ausgelöst. Die Strafen für Angriffe auf Rettungskräfte, Feuerwehr und Polizei waren im Feburar 2017 verschärft worden. Es hatte allerdings immer wieder Kritik aus den Reihen der Polizei gegeben, dass das neue Gesetz nicht konsequent angewendet werde.

Die neue Regelung, die der damalige Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bauf den Weg gebracht hatte, besagt, dass ein tätlicher Angriff schon bei „einfachen Dienst­handlungen“ wie Streifenfahrten und Unfallaufnahmen mit einer Freiheitsstrafe nicht unter drei Mona­ten und bis zu fünf Jahren bestraft werdeb kann. Zuvor drohten diese Strafen nur bei Angriffen, die in „Bezug zu Vollstreckungs­hand­lungen“ wie Festnahmen standen.

Erst Mitte November wurde ein 38-Jähriger in Berlin wegen eines Böller-Angriffs auf Sanitäter im Januar zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der Angeklagte – damals erheblich angetrunken – hatte zunächst den Rettungswagen und später auch die Einsatzkräfte mit Böllern beworfen. Die Sanitäter erlitten Knalltraumata.

Auch habe der Mann versucht, auf einen Defibrillator zu urinieren, und einem Sanitäter ins Gesicht gespuckt.

(ba)