Marsa Alam. Nach drei Angriffen mit einem Toten gehen die Behörden in Ägypten gegen das illegale Ködern von Haien vor. Die Tourismusbranche bangt.

Die Bilder sind erschreckend: Der Hai beißt dem Taucher ins Bein und zerrt daran. Eine Blutwolke steigt durchs Wassers, dann bricht die Aufnahme ab. Es ist der Videobeweis einer Attacke Anfang November im Roten Meer im Süden Ägyptens bei den Brother Islands vor der Küste von Marsa Alam. Das Opfer wurde schwer verletzt. Nach Angaben des Beobachters, der die Situation filmte, handelte es sich um einen deutschen, andere Quellen sprechen von einem russischen Urlauber.

Es ist der dritte bekannt gewordene Vorfall mit den Raubfischen in diesem Jahr in dem nordafrikanischen Land. Im Juni biss ein Weißspitzenhochseehai einem österreichischen Taucher ins Bein, als dieser gerade die Leiter auf das Tauchboot erklimmen wollte. Er erlitt eine tiefe Fleischwunde.

Im August wurde ein tschechischer Urlauber in Strandnähe tot aufgefunden, der Körper war von Haibissen entstellt. Das Tier war vermutlich von illegal verklappten Schlachtabfällen eines Handelsschiffes angelockt worden.

Hungrige Tiere kommen näher an die Küste als üblich

Üblicherweise jagen Hochseehaie weit draußen Thunfische und Makrelen. Doch durch die Überfischung wird ihre Nahrung knapp, die hungrigen Tiere kommen näher an die Küsten.

Die Meldungen über Hai-Attacken treffen Ägypten zur Unzeit. Gerade ist das Land am Nil dabei, sich von einer schweren Tourismuskrise zu erholen. Terroranschläge und politische Unruhen hatten seit 2011 die Urlauberzahlen massiv einbrechen lassen.

Weißspitzen-Hochseehai.
Weißspitzen-Hochseehai. © iStock | istock

Langsam kehrt das Vertrauen zurück: 1,1 Millionen Deutsche kamen im Vorjahr, vorzugsweise in die Strandhotels am Roten Meer. Bis Ende 2018 rechnet man damit, die Rekordzahlen von 2010 zu übertreffen – damals kamen 1,3 Millionen Deutsche –, heißt es in der Ägyptischen Botschaft in Berlin.

Weil Taucher große Haie sehen wollen, halten Schiffscrews illegal Köder ins Wasser und entsorgen Lebensmittel­abfälle. Die Folge sind beunruhigend nahe Begegnungen zwischen Mensch und Haien, wie sie die Autorin auch selbst kürzlich vor Ort erlebt hat, und Angriffe wie vor Marsa Alam.

Wer Haie ködert, muss 2500 Euro Geldstrafe zahlen

Ägyptens Botschafter Badr ­Abdelatty betonte gegenüber unserer Redaktion, man bemühe sich, die Ursachen der Hai-Attacken zu bekämpfen – zum Schutz des Lebens im Meer und des Tourismus als zentraler Einkommensquelle in Ägypten.

Tauchschiffe und -zentren, die bei Köderaktionen erwischt werden, müssten umgerechnet 2500 Euro Strafe zahlen. Außerdem werde ihnen für drei Monate die Lizenz entzogen, so wie erst kürzlich bei einem Safariboot geschehen.

Seit Januar, so Abdelatty, sei die gewerbliche Fischerei im Roten Meer eingeschränkt worden. Die Überfischung soll zurückgedrängt werden, damit sich die Fischbestände erholen. Fischer sollen verstärkt im Tourismus Arbeit finden. Taucherzentren und -lehrer sollen verpflichtet werden, Touristen über den richtigen Umgang bei der Begegnung mit Haien aufzuklären.