Essen . Schlagerstar Wolfgang Petry meldet sich nun mit einem neuen Album zurück. Ein Gespräch über Groupies, Helden und Bodenständigkeit.

Alte Showbusiness-Regel: Wer sich rar macht, steigert seinen Marktwert. Wohl ein Grund, warum viele gereifte Stars gerne ausgiebig ihren Abschied von der Bühne feiern, um dann wieder durchzustarten. So auch Wolfgang Petry.

Zwölf Jahre nach seinem Rückzug aus dem Schlagerzirkus gibt es wieder eine neue Platte von dem gebürtigen Kölner. Seine Mähne hat der 67-Jährige zwar nicht wieder wachsen lassen, und auch ein Schnauzer fehlt ihm im Gesicht. Ansonsten knüpft „Genau jetzt!“ aber an seine großen Hits an.

Was wollen Sie Ihren Fans mit dem Albumtitel „Genau jetzt!“ sagen?

Wolfgang Petry: Ich erzähle in meinen Liedern schon immer Geschichten aus dem Leben, das ist auch bei meinem neuen Album „Genau jetzt!“ der Fall. Über Musik und Texte zu reden, ist allerdings nicht meine Stärke, da muss man sich dann schon die Musik anhören und sich sein eigenes Bild machen.

Der Songtitel „Wo sind denn all die Helden“ verleitet zu der Frage: Wer sind Ihre Helden im Leben?

Petry: Es gibt viele Helden und Alltagshelden für mich. Schließlich steckt in jedem von uns ein kleiner Held, wir müssen nur mit offenen Augen durch die Welt gehen und auch mal bei Kleinigkeiten helfen. Das finde ich sehr heldenhaft und menschlich. Musikalisch hätte ich am liebsten bei den Eagles mitgemacht, insofern waren sie auch ein Vorbild für mich. Aber genauso ist Nelson Mandela ein Held und Vorbild für mich.

Sie singen auch vom „Glücklich sein“. Was macht Sie glücklich im Leben?

Die alten Zeiten: Wolfgang Petry bei einem Konzert.
Die alten Zeiten: Wolfgang Petry bei einem Konzert. © Sony BMG | Sony BMG

Petry: An erster Stelle macht mich meine Familie glücklich: meine Frau, mein Sohn, meine Schwiegertochter und unsere Enkelkinder, aber auch unsere Freunde. Und das zweite große Glück für mich ist die Musik: Ich darf musizieren, komponieren, texten und singen, das macht mich einfach rundum glücklich.

Sie sind seit Langem verheiratet, haben einen Sohn und zwei Enkel.

Petry: Ich bin ein absoluter Familienmensch und wollte das auch immer sein. Ohne meine Frau Rosie wäre ich zum Beispiel im Alltag gar nicht lebensfähig. Wäre Rosie in all den Jahren nicht an meiner Seite gewesen, hätte es mich so auch nicht gegeben.

Hat Ihre Familie früher auch manchmal darunter gelitten, wenn Sie beruflich so viel unterwegs waren? Hatten Sie da auch schon mal öfter ein schlechtes Gewissen?

Wolfgang Petry legt großen Wert auf einen respektvollen Umgang.
Wolfgang Petry legt großen Wert auf einen respektvollen Umgang. © Manfred Esser | Manfred Esser

Petry: Natürlich hat meine Familie gelitten. Rosie musste sich ganz oft allein um unseren Sohn Achim kümmern und auch andere Alltagsdinge selber erledigen, weil ich sehr viel unterwegs war. Aber ein schlechtes Gewissen würde ich das jetzt nicht nennen, ich musste ja schließlich meine Familie ernähren und meine Arbeit machen. Trotzdem verdanke ich meiner Familie sehr viel.

Sie hatten vermutlich Hunderte Verehrerinnen und Groupies. Wie haben Sie es geschafft, immer standhaft zu bleiben, bei den sicher zum Teil auch sehr verlockenden Angeboten?

Petry: Ich habe nie Musik gemacht, um Frauen kennenzulernen. Da gibt es ja ganz andere Beispiele, die nur deshalb auf der Bühne stehen. Für mich ging es immer um die Musik. Auch wenn wir natürlich mächtig gefeiert haben und eine Menge Spaß hatten.

Was geht Ihnen heute durch den Kopf, wenn Sie alte Aufnahmen von sich sehen, mit der Wallemähne und den Hunderten von Freundschaftsbändchen? Müssen Sie darüber schmunzeln?

Petry: Ich sehe das mehr unter dem Motto „Alles hat seine Zeit und es war eine gute Zeit“. Ich habe mich nie verkleidet oder stylen lassen, sondern war und bin immer der Wolle – so, wie ich nun mal bin. Alles andere würde auch gar nicht zu mir passen.

Sollte man im Leben drauflosleben? Oder hatten Sie einen Plan?

Petry: Mein Plan war es immer, Musik zu machen, und diesen Plan habe ich sehr zielstrebig verfolgt. Mein Vater hatte damals allerdings die Bedingung gestellt, dass ich meine Ausbildung zum Feinmechaniker abschließe. Danach würden wir dann weitersehen. Und so habe ich es auch durchgezogen.