Berlin. Experten warnen vor der Wirkung von Tätowiermitteln im Körper. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie die Deutschen die Risiken einschätzen.

Tätowierungen sind seit Jahrzehnten beliebt. Knapp die Hälfte der Deutschen hält den Körperschmuck für gesundheitlich wenig riskant, berichtete das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am Montag zu Ergebnissen einer Umfrage. Von den bereits tätowierten Personen gehen sogar fast 90 Prozent davon aus. Sehr hohe Risiken sehen nur 14 Prozent aller Befragten. Bei den Menschen mit Tattoo sind es sogar nur 2 Prozent.

„Es gibt jedoch wissenschaftliche Belege dafür, dass Farbpigmente aus den Tattoos in das Lymphsystem wandern können“, erklärte BfR-Präsident Andreas Hensel. Sie könnten sich dort als Nanopartikel dauerhaft ablagern und je nach Struktur und Verunreinigungen toxisch sein. Zudem könnten Stoffwechselprodukte mit wiederum eigenen gesundheitsgefährdenden Eigenschaften entstehen, wenn die Pigmente zu anderen Organen transportiert werden. Für viele in Tätowiermitteln verwendete Stoffe sei noch unbekannt, wie sie im Körper eigentlich wirken.

Viele Menschen schätzen Risiken eher gering ein

Von den Befragten hätten 12 Prozent angegeben, selbst mindestens ein Tattoo zu haben oder gehabt zu haben, heißt es im „BfR-Verbrauchermonitor 2018“ weiter. Vor allem Entzündungen, Schädigungen der Haut und Infektionen seien als mögliche Risiken genannt worden. Mögliche Probleme durch die verwendeten Farben sahen nur 12 Prozent derjenigen, die das gesundheitliche Risiko als sehr hoch, eher hoch oder eher niedrig eingeschätzt hatten.

Auch die Laser-Entfernung von Tattoos wird von einem Drittel der Bevölkerung und knapp der Hälfte der Tätowierten für eher oder gänzlich unbedenklich gehalten, wie das BfR mitteilte. Fast ein Drittel glaube, dass Tätowierfarben vollständig an der tätowierten Stelle verbleiben. Und 17 Prozent nehmen an, dass es unbedenklich ist, sich während einer Schwangerschaft tätowieren zu lassen.

Wenig über Nebenwirkungen von Tätowierfarbe bekannt

Tätowiermittel bestehen aus Farbpigmenten und einer Trägerflüssigkeit, die Konservierungsstoffe, Verdicker und andere Stoffe enthalten kann. Es werden viele verschiedene Einzelsubstanzen benutzt , doch eine Liste der aktuell verwendeten Stoffe gibt es nach BfR-Angaben nicht. „Über die Wirkungen von Farbpigmenten im Körper ist derzeit wenig bekannt“, erklärt das Institut. „Somit kann keine Farbe als sicher bezeichnet werden.“

Nach derzeitiger Rechtslage liege die Sicherheit der Mittel bei den Herstellern, heißt es beim BfR, eine Zulassung erfolge nicht. Kosmetika sind zum Beispiel wesentlicher strenger reglementiert – dabei werden sie nur auf der Haut aufgetragen und nicht direkt in den Körper eingebracht.

Risiko durch Laser-Entfernung wird erforscht

Experten halten auch das Entfernen von Tätowierungen per Laser für riskant. „Die Pigmentartikel in der Haut zerplatzen durch Einwirken hoher Temperaturen in kleinste Einzelteile und werden anschließend über das Lymphsystem abtransportiert“, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Dermatochirurgie auf einer Tagung in Dresden im Sommer. Welches Risiko von der Fragmentierung in toxische oder krebserregende Bestandteile ausgehe, werde derzeit erforscht. (dpa/raer)