Kiel. Ein Mann hat offenbar mehrere Tage tot im Kieler Amtsgericht gelegen. Drei Tage vor dem Leichenfund war er als Zeuge geladen gewesen.

Offenbar mehrere Tage hat ein toter Zeuge unentdeckt auf einer Toilette am Amtsgericht Kiel gelegen. Das berichten die „Kieler Nachrichten“. Der 70 Jahre alte Mann war am vergangenen Montag als Zeuge in einem Strafprozess geladen gewesen, erst am Donnerstag sei seine Leiche gefunden worden, wie eine Gerichtssprecherin der Zeitung bestätigte.

Die Obduktion ergab, dass der Mann vermutlich an einem Herzinfarkt gestorben war, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kiel am Dienstag mit. Der Zeuge hätte in einem Prozess gegen einen Beschuldigten aussagen sollen, der wegen fingierter Autounfälle angeklagt war.

Die Hauptverhandlung des Prozesses war der Sprecherin zufolge vom Richter abgesagt worden, weil der Angeklagte nicht erschienen war, berichten die „Kieler Nachrichten“.

Gericht zieht Konsequenzen

Das Gericht habe bereits Konsequenzen gezogen, sagt die Vizepräsidentin des Amtsgerichtes zum Blatt. Der Wachdienst wird künftig täglich alle öffentlich zugänglichen Räume, insbesondere die Toiletten, kontrollieren.“

Weil das Amtsgericht am Reformationstag vergangene Woche geschlossen gewesen war, habe man den Toten erst am Donnerstag entdeckt. Einem Wachmeister sei aufgefallen, dass die Toilette im Erdgeschoss verschlossen geweesen sei.

„Als die Box Stunden später immer noch verriegelt war, schaute er unter der Tür hindurch und entdeckte den Verstorbenen in sitzender Haltung. Die Ladung zum Verhandlungstermin lag auf dem Boden“, heißt es weiter.

Frühere Wasserrohrbrüche in den Toiletten dürften laut Flatow der Grund gewesen sein, warum dem täglichen Putzdienst die abgeschlossene Toilettenkabine nicht verdächtig vorgekommen sei: „Die Putzkräfte glaubten, dass es wieder einen Rohrbruch gegeben hätte und deshalb die Kabine sicherheitshalber abgeschlossen war.“(dpa/ba/bekö)