Berlin. Der Präsident von Interpol, Meng Hongwei, ist in China verschwunden. Offenbar wird gegen ihn ermittelt - das teilte eine Behörde mit.

Neue Entwicklungen in einem bizarren Fall: Die internationale Polizeiorganisation Interpol hat eine sofortige Rücktrittserklärung ihres seit Tagen verschwundenen Präsidenten Meng Hongwei erhalten.

Das teilte Interpol am Sonntag auf Twitter und auf ihrer Webseite mit. Meng Hongweis Frau hatte ihren Mann bei den französischen Behörden vermisst gemeldet: Sie hatte nichts mehr von ihm gehört, nachdem er in sein Heimatland China gereist war.

Gegen den Interpol-Chef wird in China ermittelt

Ebenfalls am Sonntag gab die Disziplinarkommission der Kommunistischen Partei Chinas in Peking bekannt, dass gegen Meng, der auch chinesischer Vizeminister für öffentliche Sicherheit ist, ermittelt wird. Er stehe unter „Aufsicht“, hieß es. Damit ist zumeist eine Inhaftierung gemeint. Die Äußerung beendete tagelange Spekulationen über Mengs Verbleib.

Interpol hatte von China am Samstag eine Klarstellung zum «Status» seines Präsidenten gefordert, dessen Amtszeit regulär bis 2020 gedauert hätte.

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Er war tagelang vermisst worden – nun übernimmt der Vizepräsident

Interpol teilte weiter mit, nun übernehme Vizepräsident Kim Jong Yang aus Südkorea vorübergehend die Präsidentschaft. Bei der Interpol-Generalversammlung im November solle dann ein Nachfolger gewählt werden.

Die „AP“ berichtete kurz vor dem Statement aus China, die Frau von Meng Hongwei habe ein Foto von einem Messer von ihrem Mann geschickt bekommen, seitdem keine weitere Nachricht bekommen. Laut „AP“ werte sie das Foto als Hilferuf beziehungsweis als Ausdruck drohender Gefahr. Das Foto hatte sie bereits am 25. September erhalten, kurz nach einer Nachricht: „Warte auf meinen Anruf.“

Frau hatte den Interpol-Präsidenten als vermisst gemeldet

Das Generalsekretariat von Interpol erwarte eine Antwort von Chinas Behörden, «um auf die Bedenken über das Wohlergehen des Präsidenten einzugehen», hieß es weiter.

Die Familie hatte den Kontakt zu Meng verloren, nachdem dieser vergangene Woche von Frankreich nach China gereist war. Seine Frau hatte ihn als vermisst gemeldet. Die französische Justiz in Lyon hatte eine Untersuchung eingeleitet. Frankreich ist zuständig, weil Interpol dort seinen Sitz hat.

Meng ist als erster Chinese zum Präsidenten gewählt worden

Als erster Chinese war der Vizeminister für öffentliche Sicherheit 2016 zum Präsidenten von Interpol gewählt worden - eine international durchaus umstrittene Personalie. Sie hatte vor allem unter Menschenrechtlern Besorgnis ausgelöst. Amnesty International warf China damals vor, schon lange zu versuchen, Interpol für die Fahndung nach chinesischen Dissidenten und Aktivisten zu benutzen.

In dem Rätselraten über das Schicksal des 64-Jährigen hatte die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» berichtet, Meng sei «direkt nach der Landung in China» vergangene Woche in Gewahrsam genommen worden. Gegen ihn werde ermittelt, berichtete das Blatt unter Hinweis auf eine nicht genannte Quelle. Er sei in den Händen der Disziplinarbehörden.

Keine Bestätigung für gemeldete Festnahme

Was genau dem Vizepolizeiminister vorgeworfen werde, wurde nicht klar. Aber häufig geht es bei einem solchen Vorgehen um Korruption oder andere Disziplinarverstöße.

In China gab es zunächst keine Bestätigung für die berichtete Festnahme. Interpol ist die wichtigste internationale Polizeiorganisation der Welt, ihr Sitz ist Lyon. Die 192 Mitgliedstaaten tauschen über Interpol unter anderem Informationen zu gesuchten Personen aus. (dpa/ses)